Andreas Kümmert

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Andreas Kümmert hat eine bewegte Karriere und jetzt seine Zufriedenheit gefunden

Sage noch einer die Kneipenszene sei musikalisch ein minderwertiges Terrain. Dann hat man noch nie Andreas Kümmert gehört. Nicht dass der aus Südwestdeutschland stammende Musiker ein Kneipenmucker wäre, aber er hat in der Irish-Pub- und Kneipenszene seine Bühnenreife erworben und nach eigenem Bekunden anfangs dort jedes Jahr um die 170 Shows gespielt. Das schult die Live-Fertigkeiten, ist aber auch die hohe Schule des Basisentertainments. „Immer wieder vor einem Haufen besoffener Menschen zu spielen, die gar nicht darauf achten, was man macht, war echt anstrengend“, hat der heute 34-Jährige mal rückblickend gesagt.

Darauf kann man ergänzen, dass es doppelt frevelhaft ist, wenn Andreas Kümmert schon damals annähernd gut spielte wie heute. Zweifellos gehört er zu den begabtesten Musikern des Landes. Allerdings trägt er die (eigentlich sympathische) Bürde, alles andere als ein brillanter Selbstvermarkter seiner guten Kunst zu sein. Viele dürften sich noch daran erinnern, mit welchem Paukenschlag er 2015 als unbestrittener Sieger des Vorentscheids für den Eurovision Song Contest vor laufender Kamera auf die Reise nach Wien verzichtete. Es war kein PR-Gag, sondern er handelte schlicht spontan aus der Erkenntnis, mit seinen Panikattacken bei so einem Event überfordert zu sein. Eine extrem mutige Entscheidung, die ihm von netzaktiven Trotteln mit Vorwürfen bis hin zu Hasskommentaren vergolten wurde.

Zum Glück hat er sich dadurch nicht die Liebe zur Musik und die Lust aufs Musikerdasein kaputt machen lassen, auch dank medizinischer Behandlung. Eine Zeit lang schien es sogar so, dass sich sein Traum von einer internationalen Karriere erfüllen könnte. Durch einen Plattenvertrag mit dem Major Label Universal Music kamen immerhin drei Alben beim weltgrößten Musikkonzern heraus. Das Problem: Letztlich ging es ihm wie nicht wenigen (auch berühmten) Kollegen vor ihm. Die kommerziellen Erwartungen des einen Vertragspartners, in diesem Falle Mainstreamradiotauglichkeit, und die künstlerischen Ansprüche des anderen Vertragspartners verliefen irgendwann auseinander.

Das Ergebnis: Der Musiker geht nun eigene Wege und veröffentlichte sein neues Album auf einem eigenen Label (Vomit Records). „Harlekin Dreams“ besticht durch eine enorme Bandbreite, die von Blues über Soul bis hin zu eingängigem Rock reicht und darüber hinaus sehr gut produziert klingt. Die Instrumente hat Kümmert übrigens sämtlich selbst eingespielt. Er ist eben ein Multitalent, das schon mit neun Jahren Schlagzeug lernte und mit 13 Gitarre. Gut zwanzig Jahre später profitiert nicht nur er davon, sondern auch das Publikum, das hoffentlich zahlreich den Weg in den Bebel-Club findet, um sich davon zu überzeugen. Zu einem zufriedenen Musiker gehören schließlich auch Zuhörer. Dass sie am Ende zufrieden sein werden, ist keine kühne Vorhersage.

Thomas Lietz

 

Konzert: 4. September, Bebel, Cottbus

 

 

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