„Bei unseren Veranstaltungen geht es weniger um die Raserei“

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Cottbuser Motor-Klassik-Freunde wollen sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen

Zwar war 2019 nicht das erfolgreichste der Mitglieder des MC Klassik Motorsport Cottbus e.V., doch für Aufsehen in der Öffentlichkeit konnten sie dennoch sorgen. Gemeinsam mit dem MC Automobile Berlin hatten sie Mitte Juni den 10. Lauf der Racing Classics Berlin-Brandenburg auf einem speziell abgesteckten Kurs des DEKRA-Testovals des Lausitzrings die Wertungsläufe im ADMV Classic Cup für sechs Motorrad- und drei Automobilklassen durchgeführt.

Als besondere Attraktion fanden dabei ein Sonderlauf mit früheren MZ- und ES-Maschinen, sowie ein Lauf für die Renntrabi-Klasse statt. „Mit den Berlinern sind wir schon lange befreundet, und am Ende war es eine Biertisch-Idee, auf dem Lausitzring mal etwas Gemeinsames zu machen. Und es war ein voller Erfolg, wie die große Zuschauerresonanz gezeigt hat. Und dass unsere Oldtimer-Piloten begeistert waren, auf dem Lausitzring zu fahren, muss ich ja wohl nicht extra betonen“, zeigte sich im Nachhinein der Vereinsvorsitzende des Cottbuser Klassik-Clubs, Eberhard Kliem hochzufrieden.

Auch im Jahr 2020 soll es eine vergleichbare Veranstaltung auf dem Testoval geben, doch will der MC Klassik mit seinen 21 Vereinsmitgliedern dann als Junior-Partner der personell weit besser aufgestellten Berliner antreten. Dies jedenfalls ist der aktuelle Plan für das Rennwochenende 19. bis 21. Juni. Wesentliche Absprachen mit den Betreibern der DEKRA und des ADMV laufen derzeit allerdings noch, so dass unter diese Aussage noch kein endgültiger „Haken“ gesetzt werden kann.

Daneben waren die sportlichen Erfolge der aktiven Fahrer des MC Klassik Motorsport Cottbus e.V. in der Vorsaison durchaus vorzeigenswert. Nach dem Mannschaftssieg 2017 und Rang fünf im Jahr 2018 konnte sich das Team auf Gesamtplatz zwei vorarbeiten, wobei außer in Köthen auf allen Traditionsstrecken Cottbuser Fahrer in den Einzelwertungen ganz vor waren. So durfte das Gespann Kathrin Koalick/Thomas Weller, das mit einem RTK-Yamaha-Seitenwagengespann unterwegs war, gleich dreimal bei der Siegerehrung auf die höchste Stufe klettern. Zwei Mal gelang dies Ronald Kirst (Benelli GP Replik) und Jürgen Horn (AWO RS 250, Baujahr 1955). Weitere Einzelsiege steuerten Michael Willmes (MV Agusta 125 Sport) und Peter Wernicke (Velocette KTT Mk IV) bei. „Bei unseren Veranstaltungen geht es weniger um die Raserei, vielmehr wird das gleichmäßige Fahren bewertet. Dabei sind die Abweichungen von der so genannten Einführungsrunde zu den Wertungsrunden zumeist ganz minimal im Sekundenbereich. Daneben ist für uns Freunde der betagten Rennsporttechnik von ganz hoher Wichtigkeit, dass wir uns mit unseren Familien im Kreis Gleichgesinnter treffen und uns am Rennplatz beispielsweise häufig bei Bedarf auch gegenseitig Ersatzteile zur Verfügung stellen. Alles geht eben wirklich recht familiär zu.“

Ein Pärchen streift sogar gemeinsam den Rennoverall über und tritt gemeinsam zu den Wettbewerben an der Strecke an. Die Rede ist von den Dreifachsiegern der Vorsaison Kathrin Koalick und Thomas Weller.  Die tollkühne Frau im Seitenwagen, Kathrin Koalick, wusste vor rund sechs Jahren ziemlich genau, worauf sie sich einlässt, als sie privat mit Thomas Weller „gemeinsame Sache“ machte. Schließlich ist der Name Weller im Raum Drebkau über Jahrzehnte ein Begriff in Sachen Motorsport. Der schon verstorbene Winfried Weller fuhr auf den etablierten Rennstrecken der DDR von Schleiz bis Frohburg stets in die Punkte.  So hatte dessen Sohn Jens schon das berühmte Rennöl im Blut, stets unterstützt eben von Mechaniker Thomas Weller. Der begeistert davon war, als seine Partnerin ihm irgendwann einmal eröffnete, selbst gern auch mal an den Start gehen zu wollen. „Ostern und Weihnachten fielen da bei mir spontan auf einen Tag, so glücklich war ich, als ich diesen Satz gehört habe“, erinnert sich Thomas Weller. Der von Beginn an erstaunt die mutigen Aktionen seiner Partnerin im Seitenwagen beobachtete, selbst aber nie ins unkalkulierbare Risiko ging. „Und genau deshalb habe ich bis heute keine Angst, mich seinen Fahrkünsten anzuvertrauen“, weiß Kathrin Koalick, die keine Exotin in der Gespann-Szene ist. Denn etwa die Hälfte der Besatzungen dieser Rennklasse tritt in der Kombination männlich/weiblich an.

Als Titelverteidiger sind die Gesamtsieger des Vorjahres nun beinahe schon in der Pflicht, auch 2020 wieder „zu liefern“. Damit dies auch gelingt, hat Thomas Weller, wie auch die Mehrzahl seiner Teamkollegen des MC Klassik, an deren Technik die Wintermonate genutzt, um die historische Renntechnik noch stabiler zu machen. Und um damit hoffentlich den Mannschaftstitel von 2017 zurückzuerobern. Denn den Ehrgeiz, möglichst oft aufs Siegertreppchen zu klettern haben sich die Oldtimerfreude noch immer bewahrt.

 

Bildtext: Die Seriensieger des Vorjahres Kathrin Koalick und Thomas Weller

 

Text und Foto: Georg Zielonkowski

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