Bis zum bitteren Ende

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Maxi Hills neuer Roman „Liebe, die auf Trümmern wächst”

 Das neue Buch macht da keine Ausnahme: Maxi Hill ist als Autorin eine Garantin für spannende Geschichten mit politischem, historischem, soziologischem, kulturellem Hintergrund. Wer sich auf sie einlässt, gerät in Vorgänge, Handlungen, Ereignisse, die mit Akribie recherchiert und mit dem sicheren Gefühl für Sprache und Stil aufgeschrieben sind. Ihren heißen Atem gewinnen sie aus ihrer Authentizität, die, um nicht zum Sachbuch, sondern zum bewegenden Erzählwerk zu werden, durch ein „Wie könnte es unter die Umständen gewesen sein?” ausgefüllt und ergänzt wird.

Maxi Hill: Liebe, die auf Trümmern wächst. Regia-Co-Work Cottbus. Taschenbuch. 216 Seiten. 10 EUR.

Wie in fast allen ihrer Bücher spielt auch die Romanerzählung – so die von Maxi Hill gewählte Genrebezeichnung – in Cottbus, ihrer Wahlheimat, die sie kritisch liebt. 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges  beschreibt sie Liebe im Bombenhagel und im Schatten brutaler Kriegsgier. Ilse ist die Tochter einer kriegsverwitweten Angestellten und Werner ein Waisenknabe, den eine fanatische Nazifamilie aufgenommen hat. Werner dient beim Volkssturm im Theater, das zu einem Munitionsdepot zweckentfremdet worden ist. Als der Krieg nach ihm greift, hat Ilse die Idee, wie sie ihn davor bewahren kann: Ein Arzt schickt ihn zu einer Op.  Die zarte Liebe der beiden Siebzehnjährigen (sehr schön erzählt!) erhält ihre schwarzen Kontraste durch Nazipropaganda und geschürte Ängste. Entscheidend wirkt auf Werner die Begegnung mit Max, einem untergetauchten Widerstandskämpfer. Das ganze Kriegsdrama entfaltet sich dramatisch mit dem Bombardement vom

Februar 1945, mit den Ereignissen um das Theater, das durch eine patriotische Tat vor der Sprengung bewahrt wird, mit der feigen Flucht der Naziverantwortlichen. Alles geht bis zum bitteren Ende. Dann sind die Russen da! Der Krieg hat sein Gesicht gewendet. Krieg kann nie schön, idyllisch, menschlich sein , lässt und die Autorin auf sehr drastische Art wissen und erleben, die die Leser-Nerven strapaziert, strapazieren soll. Beschwörend einer der letzten Sätze: „Besungen wurden nur die Opfer der Sieger.”

Die Authentizität. In Max ist der erste Cottbuser Nachkriegsbürgermeister Max Döring zu erkennen, der die Ängste der Menschen in Hoffnungen umzuwandeln versucht. Die Geschichte des Paul Geisler, der die Sprengung des Theaters verhindert, wird gewürdigt. Einzelheiten werden soll immer unbekannt bleiben. Ja, auch die Liebesgeschichte hat ihre authentischen Gestalten. Manchmal sind Geschichten, die das Leben schreibt, zumal, wenn sie mit Empathie nachgestaltet werden, überzeugender als Autor(inn)enfantasie.

Klaus Wilke

 

 

 

 

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