Der Schatz aus dem Müllcontainer

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Ausstellung „Branitz 1945” im Marstall wirft einen Blick auf den Neuanfang vor 75 Jahren

„Ich gehe ins KZ“, hat das Kind gesagt und seiner Mutter damit jedwede Farbe aus dem Gesicht getrieben. Das Kind, die kleine Irmgard von Rottenburg, und seine Familie fanden in den Jahren 1943-1945 für eine Weile Unterschlupf bei den Pücklers im Schloss Branitz. Es waren schwierige Zeiten. Der Hunger machte auch vor den Türen des Adels nicht Halt. „Ich weiß noch, dass meine Mutter und Ette (Luise Henriette von Pückler) einmal losgezogen sind, am Abend oder in der Nacht. Sie haben Rüben geklaut und dann wurde ganz viel Sirup eingekocht“, erzählt Irmgard von Rottenburg heute.

Die Familie verließ Branitz kurz vor dem zerstörerischen Bombenangriff am 15.Februar 1945. Luise Henriette und Theodora von Pückler versuchten, solange wie möglich, in ihrer Heimat zu bleiben. Kurzzeitig hielten sie sich im Spreewald auf und lebten später in der Parkschenke, im heutigen Kindergarten Branitz, bis schließlich der Beschluss des sowjetischen Militärs kam, die beiden Frauen auszuliefern. Schweren Herzens verließen sie das Schloss und flohen nach Bonn.

Im September 1945 gab es eine Bodenreform. In dieser wurden u. a. Großgrundbesitzer mit Grund von über 100 ha enteignet. So auch die Familie Pückler. Das Schloss fiel in die Hände der Stadt Cottbus.

Was geschah von da an mit dem Park und Schloss Branitz? Was passierte mit dem Eigentum? Und wie kam es zu der musealen Nutzung? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die neue Ausstellung Branitz 1945.

In der Nachkriegszeit wurden solcherlei Gebäude normalerweise als Schulen oder Waisenhäuser oder zu anderen, in dieser Zeit notwendigen Zwecken genutzt. Das Schloss Branitz spielte da eine Sonderrolle in der Sowjetischen Besatzungszone, wurde es doch schon 1947 als Museum eingerichtet.

Der damalige Museumsleiter hatte sich auch für den Erhalt der Parkstrukturen eingesetzt. Der Park war bis etwa Mitte der 50er Jahre ziemlich verwildert. Das war der Not der Jahre geschuldet. Viele Menschen hatten kein Dach über dem Kopf und der Hunger war allgegenwärtig. So wurden Wiesenflächen zu Ackerflächen für Kohl und Rüben. Die Schlossteiche dienten der Fischerei und Kaninchen- und Bienenzuchten entstanden.

In all den Jahren verschwanden auch viele Besitztümer der Pücklers. Einiges wurde an Flüchtige verschenkt oder wurde anderweitig vergeben. Bis heute gibt es die sogenannten „Rückkehrer“. Besondere Stücke, die nach vielen Jahren den Weg zurück ins Schloss finden. Darunter auch ein altes Sofa, eine Rècamiere, die in den 1990er Jahren aus einem Müllcontainer in Peitz gerettet wurde. Eher zufällig wurde das Objekt, auf dem die Initialen der Fürstin Lucie von Pückler Muskau prangten, vom damaligen Branitzer Museumchef entdeckt. Nun steht das gute Stück wieder wohlbehalten und wunderbar restauriert im Schloss Branitz. 

Für die Eröffnung der Ausstellung am 08. Mai hat sich die Stiftung eine besondere Überraschung einfallen lassen. Auf dem Gutshof Branitz soll es eine große Installation geben. Überall im Park sind dann Hinweise auf die Zeiten des Krieges zu finden. Sollte das Museum die Ausstellung aufgrund der Covid19-Pandemie nicht rechtzeitig eröffnen können, so haben die Besucher doch wenigstens die Möglichkeit, durch den Park zu schlendern. Außerdem wird es auf der Website und den Social Media Kanälen Einblicke in die Ausstellung und auch in die Arbeiten, die im Hintergrund einer solchen Werkschau stattfinden, geben.

Irmgard von Rottenburg wollte übrigens nicht tatsächlich ins KZ. Sie liebte das Spiel mit Abkürzungen, kannte aber die grauenhafte Bedeutung von „KZ” nicht. Sie wollte einfach in ihr Kinderzimmer.

eljotta

Weitere Infos zur Ausstellung:

Website: www.pueckler-museum.de
Facebook: facebook.com/parkundschlossbranitz
Instagram: instagram.com/branitzerpark_sfpm

 

 

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