Editorial Dezember 21

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Ich mag Zeitungen, Zeitschriften und Magazine. Ich lese die gerne – am liebsten auf bedrucktem Papier, so mit Anfassen beim Blättern, genauso geht es mir übrigens mit Büchern. Wenn die Papierberge zu hoch werden, muss ich zum Papiercontainer und mich ihrer entledigen. Ich nehme dann auch immer die Kartons mit, die mir Leute schicken, um Dinge einzupacken. Inzwischen sind viele dabei, die versuchen, sich ökologisch richtig zu verhalten. Dicke Pappe mit in Papier oder dünner Pappe eingewickelten, ausgestopften Teilen sind drin. Manchmal hört der ökologische Denkvorgang kurz vor der eigentlich zu verschickenden Sache auf, die ist dann häufig in sehr hochwertig wirkende Plastefolie eingepackt. Oder in Plaste-Kästen oder -Aufreistüten. Irre! Da stehe ich nun vor der Recycling-Sammelstelle. Vier Papiercontainer strahlen mich bei leichtem Nieselregen an. Drei sind voll, einer hat den Deckel so halb auf, raus guckt ein (!) ungefalteter Riesenkarton, irgendwas mit QLED und 2.000 Zoll. Mein Sohn (12), dem ich zeigen wollte, wie moderne Menschen recyclen, guckt mich fragend an, ich gucke genauso zurück. Wir versuchen den Karton rauszuziehen, um ihn zu zerkleiner – ich habe immer ein gut geschliffenes Messer mit, um alle meine Kartons zurechtzustutzen, damit wir nicht die Hälfte wieder mitnehmen müssen. Wir zerren am Karton,  der Container steht inzwischen mitten auf dem Gehweg, ohne Erfolg. Uns fällt auf, im Karton steckt noch der Schaumstoff, der den Fernseher geschützt hat. Das Teil steckt so fest, wir müssen aufgeben. Es passt so auch sonst nichts mehr rein. Hinter dem Container, fällt uns dabei auf, hat ein anders cleveres Kerlchen*in rund 30 große Pappkartons säuberlich auseinandergefaltet und an den nahe stehenden Baum gelehnt, der Container muss wohl voll gewesen sein. Der leichte Nieselregen hat allerdings dem Karton gezeigt, wer Chef im Ringe ist und einen Klumpen entstehen lassen. Wir haben die Szenerie verlassen und sind zur nächsten Sammelstelle gefahren. Da waren zu unserem Glück zwei halbvolle Papiercontainer, die unser Zeug aufnehmen konnten. Als wir den Deckel aufklappten, fanden wir darin zwei zugeschnürte Plastesäcke mit Papiermüll. Meinem Sohn habe ich danach erst mal die Geschichte vom Weihnachtsmann erzählt, damit er wieder an etwas Reelles glauben kann. Meine Gedanken sind bei den Leuten, die den Dreck wegräumen müssen.

Ihnen wünsche ich, auch im Namen aller HERMÄNNER eine besinnliche Weihnachtszeit. Kommen Sie gut durch, wir lesen uns wieder.

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