Neulich hat ein Gastwirt in seinem Biergarten an einem Sonntag einen Bier-Ausschank ToGo eröffnet. Leute kamen vorbei, nicht in Scharen, aber in – für das Bierausschank-Geschäft – durchaus erfreulicher Anzahl und kauften Getränke aller Art. Obwohl er die Gäste immerfort freundlich belehrte, sich doch bitte nicht in den (privaten) Biergarten hinein-, sondern sich fortzubewegen, ließen es sich doch der eine und andere nicht nehmen und setzten sich, in gehörigem Abstand und einem „wird schon nicht so schlimm sein“-Gedanken im Kopf, nieder. Nach 1,5 Stunden des entspannten Auseinandersetzens erschien die Ordnungsmacht mit sechs Personen, bereitete dem „Spuk“ ein Ende. Die Menschen entfernten sich von der Privatfläche und stellten sich etwa 30 Meter weiter auf öffentliches Gelände und genossen die wenigen April-Sonnenstunden. Dort wurde dann niemand vertrieben. Genauso wenig wie ein paar hundert Meter weiter auf den Stufen an der Sandower Brücke oder wie von ihren Decken im Schillerpark oder dem Puschkinpark usw. Auf der „Sonder“-Stadtverordnetenversammlung, am 21. April, forderte Tobias Schick vom Stadtsportbund: „Es ist an der Zeit, Sport an frischer Luft zuzulassen.“ Und: „Lasst uns das machen, was wir am besten können: uns an Regeln halten.“ In der selben Veranstaltung sagte CTK-Geschäftsführer Götz Brodermann: „Seit Oktober sind wir im Dauerausnahmezustand, am Rande des Machbaren. 30 Prozent der Covid-Patienten versterben im Krankenhaus.“ Am 21. April waren 36 Covid-Patienten im CTK, davon 16 in der ITS und davon wurden 9 beatmet. Ein prägender Satz fiel außerdem: „Vorhaltungen werden von den Krankenkassen nicht bezahlt.“ Soll bedeuten: Nur belegte Betten bringen Geld, das die Krankenhäuser brauchen, um ihren Betrieb zu gewährleisten. Wenn also ein Krankenhaus ein „Seuchenhaus“ einrichtet und dort kein Patient ein Bett belegt, verursacht das Kosten und zwar immense, die ein Krankenhaus auch an den Rand des Ruins bringt, ist meine laienhafte Einschätzung. Marcus Tolle, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, zeichnete auf eben dieser Veranstaltung ein komplett anderes Bild von der Lage: „70 Prozent der Betriebe geht es gut bis sehr gut.“ Die Wirtschaftsleistung ist nur drei Prozent zurückgegangen, das Gast- und Veranstaltungsgewerbe mache nur 1,6 Prozent der gesamten Wertschöpfung aus. Wer gefühlt über den Altmarkt oder andere Geschäftsstraßen entlang geht, sieht die Sache etwas anders. Dagegen ist doch ein Glas Bier im Biergarten ein Klacks oder?
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