Editorial Mai

0

Neulich habe ich an Urlaub gedacht. Richtig fett: Malediven, Mauritius, Portugal, Japan, Cuba. Hauptsache weit weg. Globus drehen und Ziel tippen. Und dann Bücher rausholen, Geschichten drüber lesen als Vorbereitung: mit Captain Ahab einen Wal fangen oder Seewolf Raimund Harmstorf beim Kartoffelzerdrücken zugucken, mit Winnetou durch die Prärie streifen, mit Unn auf die Inseln fahren, Egon Erwin Kischs Reportagen folgen oder Ernest Miller Hemingway in Havanna eine selbige anstecken. Ein Träumchen, würde Horst Lichter sagen. Überhaupt, wer in der DDR aufgewachsen ist, fühlt sich dieser Tage vielleicht auch wieder dahin versetzt: Blockwart-Mentalität, Eingesperrtsein, geschlossene Grenzen, Bückwaren.

Aus dem Mangelleben heraus entstanden damals viele tiefe Freundschaften, man grub Brachlandschaften zu Gartenträumen um, baute aus Waschmaschinen Rasenmäher, nähte seine Kleidung selber oder schweißte aus Kunststoff Autos. Früher reichte den Kindern ein Baum im Garten oder ein verbogenes Rohr, um den ganzen Tag beschäftigt zu sein. Eltern bekamen sie frühestens zum Abendessen zu Gesicht.

 Vielleicht ist diese Corona- Zeit aber auch ganz gut dazu geeignet, wieder runterzukommen, raus aus dem Gehetze der jüngsten Vergangenheit, als mein drei Wochen altes Handy den aktuellen Ansprüchen eigentlich schon wieder zwei Jahre hinterher hing. War ja so toll auch nicht.

Und draußen scheint die Sonne seit Wochen. Bin schon gespannt auf die Dürre- und Waldbrandgeschichten demnächst.

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort