Ein englisches Landhaus im Branitzer Park

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Das Kavalierhaus

Es ist vollbracht: Äußerlich sieht das Kavalierhaus wieder aus wie zu Pücklers Zeiten. Damit beendet die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz ihre rund anderthalbjährigen Arbeiten am Gebäude.

Matthias Rindt leitet den Fachbereich Gebäude und Baudenkmalpflege der Stiftung mit architektonischem Sachverstand und Liebe zu den Branitzer Anlagen. Er erzählt, dass das spätere Kavalierhaus zunächst ein schlichtes Wirtschaftsgebäude war. Erst Hermann Fürst von Pückler-Muskau ließ das Bauwerk um 1850 im neogotischen Stil umgestalten und machte daraus eine Gästeunterkunft. „Mit seinen Türmchen und Schornsteinen erinnert das Kavalierhaus an ein englisches Landhaus im Tudor-Stil.“

Vielfältige Nutzung

„Das Kavalierhaus blieb bis 1945 ein Gästehaus der gräflichen Familie. Nach dem Krieg wurde es dann als Wohngebäude und als Kneipe genutzt. Später verfiel es nach und nach. Zwischen 1984 und 1986 wurde das Gebäude erstmals umfassend saniert; seither gab es im Erdgeschoss immer ein Restaurant“, sagt Matthias Rindt.  Die Räume im Obergeschoss wurden zeitweise vom damaligen Bezirksmuseum der Stiftung genutzt, später waren es Pensionszimmer.

Ab Januar 2019 erfolgte die zweite Generalsanierung, wesentlich vom Land Brandenburg gefördert, mit neuen Leitungen, Versorgungseinrichtungen und hochmoderner Ausstattung für den Restaurantbetrieb. Die Fassade wurde im Farbton des Schlosses gestrichen. Dann galt es, den Bauschmuck zu restaurieren. Dazu gehören auf der Schlossseite die vergoldete Maria mit Kind und das goldene Kreuz – sowie ein klassizistisches Relief von Bertel Thorvaldsen, einem Zeitgenossen Pücklers. Weitere Reliefs nach Motiven des dänischen Bildhauers befinden sich in der Pergola.

Matthias Rindt im Gastraum des Kavalierhauses. Das Relief zeigt das Thorvaldsen-Motiv „Der Tag“.

Den Giebel auf der Ostseite zieren der Komet, das fürstliche Wappen und eine Minervenstatue. Der Kometenschweif war in der DDR-Zeit vergoldet. Intensive Studien erwiesen aber, dass der Schweif zu Pücklers Zeiten silbern war. Dieser Zustand wurde nun wiederhergestellt.

Die Minerva ist die römische Göttin der Weisheit, der Kunst und der taktischen Kriegsführung. Sie entspricht in etwa der griechischen Göttin Athene. Leider erschien die Branitzer Minervenstatue 1984 bis zur Unkenntlichkeit verwittert. Der Bildhauer Wilfried Galler fertigte damals eine Gipskopie nach dem Bestand und historischen Bildern. Bei der jüngsten Sanierung wurde sie wiederum durch eine Kopie ersetzt. Jens Möbert, der Stiftungs-Restaurator, hat diese vergoldet und farblich gefasst. „Nun steht die Minerva wieder in ihrer angestammten Nische hoch oben auf dem Kavalierhaus, gleich unterhalb des Kometen. Damit ist unsere Restaurierung vollendet und das Äußere des Hauses entspricht zu nahezu 100 Prozent den Vorgaben Pücklers, wie er sie damals in Briefen an den Verwalter formuliert hat,“ erläutert Matthias Rindt. Auch der goldene Schriftzug „CAVALIER-HAUS.“ am Ostgiebel entspringt Pücklers Entwurf.

Eine gelungene Mariage von Alt und Neu

Für die Gebäudehülle gab es strenge denkmalrechtliche Vorgaben, bei der Innenraumgestaltung gab es hingegen größere Freiräume. „Wir haben uns eng mit Herrn Sillack, dem neuen Pächter des Restaurants ,Cavalierhaus‘, abgestimmt. Er brachte schon ein zeitgemäßes Konzept mit und wir haben gesagt: Dieses Konzept können wir gern mittragen. Anders als früher sind die Räume jetzt sehr offen und klar strukturiert und interpretieren den englischen Landhausstil in moderner Weise, angefangen bei den englischen Tapeten, über die Teppichböden nach Vorbild von Pücklers Spannteppichen im Schloss bis hin zum fast nordisch sachlichen Mobiliar: Modern, aber immer in Bezug auf das Gebäude, den Park und natürlich auf Pückler selbst. Auch wir als Stiftung setzen im Haus einige Akzente, die auf den Branitzer Park verweisen“, betont Matthias Rindt. So zieren nun beispielsweise Gipsabgüsse der Thorvaldsen-Reliefs „Der Tag“ und „Die Nacht“ den Gastraum. Im Eingangsbereich des Restaurants hängt Günther Rechns großartiges Gemälde „Pückler im Park“. Und diejenigen, die sich die Zeit nehmen, das Haus zu erkunden, werden in den Kunstwerken und der Ausstattung viele weitere Pückler-Bezüge entdecken.

„Die Geschichte lebt im Kavalierhaus also besonders intensiv und führt von Pückler in das Hier und Heute,“ konstatiert Matthias Rindt.

Jasper Backer

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