Nur, wenn er bei den Paralympischen Spielen eine Medaille gewinnt, wird sich die sehr anspruchsvolle Hoffnung des Kugelstoßers erfüllen. Dann würde ein Stern mit dem Namen Mathias Schulze zusätzlich zu den bisherigen 56 Cottbuser Olympia- und Para-Medaillengewinnern in den „Weg des Ruhmes“ auf den Bürgersteig vor dem Rathaus eingelassen. „Meine dreijährige Tochter wünscht sich einen Stern und ich finde den Gedanken schön, ihr das erfüllen zu können. Das motiviert mich! “
Unfreiwillig hat der im Spreewald Wohnende ein Jahr länger Zeit, sich auf die Paralympischen Spiele in Tokio vorzubereiten, da aufgrund der Corona-Krise die Paralympics erst nächstes Jahr stattfinden. Was für den Europameister von 2018 fast schon einer glücklichen Fügung gleichkommt, war der 36-Jährige doch Anfang 2020 aufgrund seiner Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber für viele Wochen außer Gefecht gesetzt. „Die Norm hatte ich schon erreicht, aber mein Ziel war und ist es, mit einer Bestweite um die 16 Metern in Richtung Tokio zu starten, um die Platzierung von London 2012 zu toppen und eine Medaille mit nach Hause zu bringen. Insofern bin ich nicht traurig über die zusätzlichen zwölf Monate“, so der Sportkoordinator des Behindertensportverbandes Brandenburg.
Der in Magdeburg geborene Mathias Schulze muss seit seiner Geburt sein Handicap, das Fehlen der linken Hand akzeptieren. Was ihn aber seit der Jugend nicht vom Sport ferngehalten hat. Anfangs spielte er Fußball im Verein. 2004 wurde er auf den paralympischen Sport aufmerksam. 2005 suchte er selbstbewusst den Weg in die Para-Leichtathletik mit einer Email an den damaligen Bundestrainer Ralf Otto, in der er kurz schrieb: „Ich bin groß, sportlich, habe nur eine Hand und will zu den Paralympics.“ Darauf folgte eine Einladung zur Sichtung. Erste Medaillengewinne bei Deutschen Meisterschaften in seiner Startklasse (F 46) bewiesen dabei schnell sein Talent. Tatsächlich begann schon bald nach diesem außergewöhnlichen Bewerbungsschreiben die erfolgreiche internationale Laufbahn des Leichtathleten, der damals dem SC DHfK Leipzig angehörte. Höhepunkte waren dabei seine Starts bei den Paralympischen Spielen in London (Platz 5) und Rio de Janeiro (Platz 10), sowie der Vize-Weltmeistertitel 2017 und das EM-Gold 2018. Seit 2018 trainiert er im BPRSV Cottbus bei Rita Chukrowa. Inzwischen eben mit seinen persönlichen Zielen: Zuerst in Tokio eine Medaille beim Kugelstoßen zu gewinnen, um danach seinen Namen auf dem Cottbuser „Weg des Ruhmes“ lesen zu können.
Text / Foto: Georg Zielonkowski