Für mehr Realität im Netz
Cynthia Noack ist 22 Jahre alt und Content Creatorin. Sie hat einen Youtube- und Instagramkanal, ist Podcasterin, managt den Social Media-Bereich eines Fitnesscenters, in dem sie außerdem Kurse gibt und Vorträge hält. Ganz nebenbei studiert sie auch noch Ernährungswissenschaften. Die smarte Allrounderin ist Vorbild und Inspirationsquell für immer mehr Menschen im World Wide Web. Im hermann-Interview spricht Cynthia über ihre Arbeit, was sie motiviert, warum es wichtig ist, Ziele zu haben, und wieso Authentizität die Prämisse dafür ist, glücklich zu werden.
Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst?
Nach dem Abi war ich als Au Pair in den USA, da hatte ich sehr viele Berührungspunkte mit dem Thema „Social Media“. Zu diesem Zeitpunkt hat diese Bewegung, also das Influenzertum, in Deutschland gerade richtig angefangen. Das war hier aber nicht so anerkannt. Schon gar nicht als echter Beruf. Als ich wieder nach Deutschland kam, habe ich Network Marketing kennengelernt und darin lagen meine Anfänge. Auch wenn ich Network seit mittlerweile eineinhalb Jahren nicht mehr mache, hat es mir die Augen geöffnet und mich darin bestärkt, dass es mehr da draußen gibt, als das, was ich bis dahin kannte. Zu der Zeit habe ich in Dresden Verkehrsingenieurwesen studiert. Da habe ich noch in meiner kleinen Box gedacht. Ich dachte: Wenn ich den Lebensstandard haben will, den ich mir erträume, und wieder in die USA gehen möchte, dann ist das mit einem Ingenieurstudium gut realisierbar. Es gab kein rechts, kein links, nur diesen Weg. Dadurch, dass ich mich durch Social Media immer freier entfalten konnte, habe ich festgestellet, dass es auch anders geht und auch, dass dieses Studium nicht das Richtige für mich ist.
Du beschäftigst dich auf deinen Kanälen viel mit Sport und Ernährung, daneben ist dir auch persönliche Weiterentwicklung sehr wichtig. Warum?
Aus einem einfachen Grund. Weil ich denke, dass Erfolg sich durch Glück definiert. Jeder Mensch ist anders. Und gerade heutzutage, durch Social Media, werden wir in Schubladen gesteckt. Wenn ein 14-jähriges Mädchen eine Influenzerin sieht, die nur auf Reisen ist, denkt sie sich vielleicht, dass das ein Lifestyle ist, den sie auch gerne hätte. Sie glaubt, sie muss Fitnessinfluenzerin werden, um dort hinzukommen und versucht das, indem sie sie kopiert. Ich finde das Wort „Influenzer“ überhaupt ganz schrecklich. Ich bin ja keine Entenmutter, erzähle von meinem Leben und möchte, dass mir alle folgen. Ich möchte Menschen dazu inspirieren, ihren eigenen Weg zu finden. Gerade die jungen Mädels und Jungs werden unglaublich stark beeinflusst. Es ist so wichtig, nicht nur für mich selber, sondern für alle anderen dort draußen, dass jeder das eigene Glück findet. Dein Erfolg kann ganz anders aussehen als meiner. Für mich ist es die Erfüllung, in den USA zu leben, jeden Tag Sport zu machen und viel zu arbeiten. Für jemand anderen ist das aber nichts, der findet es vielleicht viel geiler, die ganze Zeit durch die Welt zu reisen und mit fünf Euro in der Tasche in das nächste Hostel zu gehen. Das ist doch auch super! Bist du glücklich, bist du erfolgreich. Und deshalb trage ich das so nach außen, bis auch der Letzte versteht, dass es nur darauf im Leben ankommt. Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft, in der Erfolg oft durch Geld definiert wird. Und wenn du Geld hast, bist du erfolgreich und sicher. Ich finde Geld auch geil, aber es gibt Menschen, die brauchen kein Geld, die haben ganz andere Prioritäten – und das muss verstanden werden. Und was ist schon Sicherheit? Sicher bist du, wenn du du selbst bist. Wenn du mit deinem 40-Stunden-Job als Lehrerin komplett glücklich bist, perfekt, dann bist du auch erfolgreich. Ist doch besser, als mehrfacher Millionär zu sein und jeden Tag heulend im Ferrari zu sitzen und nach Hause zu fahren, weil man so viel Druck hat. Und hier in Deutschland gibt es halt diesen einen Weg. Du machst dein Abi, vielleicht den Realschulabschluss, studierst, arbeitest, kaufst dein Haus, kriegst Kinder, Tod. Du wirst mit 80 begraben und mit 30 bist du schon gestorben. So ist es doch. 95 Prozent der Menschen sind damit sicher nicht glücklich. Die akzeptieren den Weg, mehr aber auch nicht. Die Leute ziehen das dann durch, bis sie in Rente gehen und denken sich: Na, dann kann ich leben. Schon mal drüber nachgedacht, dass du vielleicht mit 60 einen Herzinfarkt bekommen kannst? Lieber ein kurzes glückliches Leben als ein langes, das man wie ein Roboter führt.
Mir ist positiv aufgefallen, dass du dich sehr ungefiltert in deinen Videos zeigst. Manchmal stehen ein paar Haare ab oder du hast einen Pickel und versucht gar nicht erst, das zu überdecken. Das ist eine Seltenheit, wieso machst du das?
Ganz oft wird dieser Plattform nachgesagt, sie sei eine Fakeplattform. Instagram selber ist jedoch nicht Fake. Wir, die Menschen darauf, sind es. Und wenn wir dem nicht entgegenwirken, dann wird es immer unechter. Instagram ist eine Plattform, auf der man sich zeigt. Und es liegt mir am Herzen, dass jeder versteht, dass er perfekt ist, wie er ist. Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht weiterentwickeln soll. Aber nur, wenn man man selbst ist, kann man überhaupt erfolgreich werden. Denn wenn du dich verstellst, hast du ja gar keine Möglichkeit, wirklich erfolgreich zu werden, weil dann ziehst du automatisch Menschen an, die so sind, wie du bist, wenn du dich verstellst. Und was willst du denn mit diesen Kontakten? Deshalb will ich mich zeigen, wie ich bin. Es wird immer Leute geben, die dich nicht mögen. Und auf Social Media Kanälen gibt es auch immer diese Hater. Die hassen aber nicht dich, die hassen sich selber. Es ist immer einfacher, alle Gebäude der Stadt einzureißen, als das eigene höher zu bauen. Das gibt denen ein tolles Gefühl, sie fühlen sich die nächsten drei Sekunden besser. Es gibt viele Dinge, mit denen ich auch nicht einverstanden bin. Aber trotzdem muss ich das nicht jedem sagen. Dafür hab ich keine Zeit. Du musst diesen Menschen ja nicht folgen. Es gibt einen Button, da drückst du drauf und siehst nie wieder was von mir. Wenn du dir selbst treu bleibst, dann kann dir ohnehin niemand was.
Kannst du dir mit dem, was du tust, deinen Lebensunterhalt finanzieren?
Den Standard, den wir momentan haben? Nein. Das liegt daran, dass ich sehr viel „for free“ mache, weil es mir
wichtig ist, Menschen zum Sport zu motivieren und ich durch Geld keine Barriere schaffen möchte. Ich möchte, dass jeder daran teilnehmen kann. Außerdem bin ich sehr wählerisch, was Werbung anbelangt. Ich möchte mir damit selber was aufbauen, und was bringt es mir, 1000 Produkte zu vermarkten, hinter denen ich nicht stehe? Damit würde ich mich selber verraten. Ich hab drei feste Marken, die wirklich zu mir passen, die habe ich auch schon eine ganze Zeit. Nebenbei gehe ich ja noch im Fitnessstudio arbeiten. Da gebe ich auch Kurse. Ein Kurs pro Woche ist kostenlos, der ist immer mittwochs. Da kann übrigens jeder hinkommen.
Es gibt bestimmt einige Leute, die mit ihrer Vision ebenfalls an die Öffentlichkeit möchten, hast du Tipps, wie man am besten anfängt?
Einfach machen! „Consistency is key!“ Also hier sollte klar sein, wenn du nicht bereit bist, die Arbeit reinzustecken, dann wird das nichts. Auch wenn das immer so spielerisch leicht wirkt, ist das wirklich mit einer Menge Arbeit verbunden. Wenn es nur dein Ziel ist, möglichst viele Follower zu bekommen oder Geld damit zu verdienen, brauchst du nicht anzufangen. Man muss gerade bei Instagram oder Social Media allgemein verstehen, dass es nicht darum geht, dass du dich zeigst. Es geht darum, dass du das zeigst, was dich glücklich macht. Bei mir beispielsweise sind es Sport und Mindset. Das dreht sich halt um mich. Wenn jemand aber gerne malt, sollte er nicht sein Gesicht in die Kamera strecken, wenn er das nicht mag, sondern seine Kunst zeigen, etwas darüber erzählen. Du kannst ja nur glücklich und erfolgreich sein, wenn du dabei authentisch bist, und das ist gerade auf Social Media so wichtig. Die wollen dich sehen und nicht deine Maske.
Hast du einen Tipp für die Leute, die ihre Passion noch nicht gefunden haben?
Jedes Wochenende etwas Neues ausprobieren! Die meisten Menschen, und das ist echt verrückt, probieren einmal im Jahr was Neues raus. Wenn du noch nicht gefunden hast, was dir Spaß macht, was dich glücklich macht, dann machst du ab sofort jedes Wochenende etwas Anderes! Und irgendwann findest du dann schon das Richtige für dich.
Vielen Dank für das Gespräch! Hast du abschließend noch was zu sagen?
Seid glücklich, dass ist das Wichtigste 😉
Info:
Youtube: Cynthian’basti
Instagram: Cynthia.nck
Podcast: Sockenloch&Basti
Website: Cynthiaundbasti.de