Farbimplosion über Forst

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Das Cottbuser Urban Art Kollektiv vereinte auch in diesem Jahr wieder städteübergreifend 30 KünstlerInnen, um sich gemeinsam für eine Woche in Forst in kreative Quarantäne zu begeben. Die mittlerweile 18. Ausgabe setzt sich mit dem brandaktuellen Themenkomplex „Verlassen“ auseinander. Entstanden ist eine raumübergreifende Installation in einer ruinenartigen Fabrikanlage.

„Im ersten Moment waren wir erschlagen von den riesigen Räumen. Wir fühlten uns verloren – verlassen – in den Hallen“, beschreibt Robert Posselt, einer der Initiatoren des Projekts, sein Gefühl beim Betreten der alten Tuchfabrik in Forst. 1885 erbaut und seit vielen Jahren als „Lost Place“ bekannt, bietet sie idealen Nährboden für das Motto des Projekts 2021. Nicht erst seit der Pandemie, aber oftmals durch sie verstärkt, erfahren viele Menschen ein Gefühl der Vereinzelung. Dazu kommt der demografische Wandel, der sich in den vielen verlassenen Gebäuden in der Stadt Forst zeigt. Viele davon sind Zeugnisse der Industriegeschichte der ehemaligen Textilstadt.

„Nach den ersten Stunden war es wie eine künstlerische Implosion. Immer und immer weiter haben sich die Räume mit zum Teil raumübergreifenden Installationen gefüllt.“ Robert Posselt, hier unter seinem Künstlernamen „Kult“ aktiv, hat eine der riesigen Hallen genutzt. Entstanden ist ein sehr persönliches Werk. Bei einem Wasserschaden in seinem Atelier wurde ein über 15 Meter breites Kunstwerk stark beschädigt, dass zuvor nur einmal ausgestellt worden war.

„Ich habe selbst losgelassen. Es gab mehrere Optionen und der Weg zum Abschied war schwer, aber am Ende war es ein gutes Gefühl, sich von dem Bild zu trennen.“ Ein offener Safe, mit Sprühdosen an die Wand gebracht, offenbart im Inneren eine Abbildung des verlorenen Kunstwerkes. Das Werk als Gegenstand hat ihn verlassen, er hat keinen Zugriff mehr, obwohl es noch immer irgendwie da ist. Es ist weg, im eigenen Inneren weggesperrt und hier für den Betrachter ebenfalls in einer anderen, neuen Form materialisiert. Der Künstler lässt in sein Inneres blicken, in dem die Arbeit weiterlebt.

Einige KünstlerInnen haben mit den Überresten der alten Tuchfabrik und ihren persönlichen künstlerischen Techniken und Stilen die Räume gestalten und andere haben ganz klassisch Werke an die Wände gehängt.

HSP

Hintergrund

Wer sich von dem Charme der Gründer- und Traumfabrik in Forst sowie der Kreativität der Urban Art 2021 überzeugen lassen will, kann dies am 4. Dezember bei einer Führung machen. Alle Informationen dazu sind auf der Website (http://urbanartteam.blogspot.com/) und auf Instagram (@urbanartexhibition) zu finden. Festgehalten wird die Ausstellung auch in diesem Jahr durch eine filmische Dokumentation und ein Buch, die – wenn möglich – am 18. Dezember in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert werden sollen. Infos auch dazu auf der Website und Instagram.

Als Thema für das Jahr 2022 gibt es bereits auch schon einen Favoriten: „Fata Morgana“.

 

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