Im Labyrinth der Spreekanäle

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„Und dass dem Netze dieser Spree-Kanäle
Nichts von dem Zauber von Venedig fehle,
Durchfurcht das endlos wirre Flussrevier
In seinem Boot der Spreewalds- Gondolier.“

Theodor Fontane 1859

„Im Labyrinth der Spreekanäle“ ist der Titel einer Ausstellung der Galerie Brandenburg und Galerie Fünf, die vom 11. September bis zum 22. November im Großenhainer Bahnhof Cottbus zu sehen ist. Gezeigt werden Malereien von über 20 Künstlern, die sich in ihren Gemälden und Grafiken dem Motiv des Spreewalds gewidmet haben.

Schon die zweite seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ führte Theodor Fontane in den Spreewald und trifft mit seinen Berichten auf ein interessiertes Publikum. Auch die Maler haben den Spreewald in der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits für sich entdeckt – wilde Romantik, ethnographische Besonderheiten, Exotik und Ursprünglichkeit. Die Eisenbahnstrecke Berlin – Cottbus – Görlitz lässt den Spreewaldtourismus endgültig aufblühen. Mit den Besuchern, die zu Tausenden in die Region strömen, entwickelt sich auch ein Bedarf an Gemälden, die den sagenhaften Spreewald für zu Hause festhalten.

Zu den ausgestellten Künstlern und den profiliertesten Spreewaldmalern gehört Adolf Chevalier (geboren 1831 in Crossen an der Oder), der mit seinen Gemälden ein bürgerliches Publikum anspricht, dass sich die Erinnerungen an eine Reise bewahren und seinem Besuch präsentieren will. Ebenso wie Chevalier gehören Bilder von Guido Hampe (1839 – 1891) zu den geschätzten Werken des Sujets „Spreewald“. Hampe reist durch ganz Europa und gehört zu den erfolgreichen Malern seiner Zeit und stellt u. a.  in Berlin, Dresden und Frankfurt/Main aus.

Walter Moras – Kahn mit Mais und Rotkohl. Repro: HSP

Aus der Region selbst stammt Max Carl Krüger (geboren 1834 in Lübbenau), der die Kunstschulen in München und Weimar besuchte und sich später in Dresden niederließ. Über ein zauberhaftes Aquarell, eine romantische Landschaft unter einem leuchtenden Abendsonnenhimmel, eine Szenerie mit Fischer, Boot und Netzen, dürfen sich die Besucher der Ausstellung schon jetzt feuen.

Der Ruf des Spreewaldes zieht aber auch Künstler von weither an. Hier überwiegen vor allem die etwas klischierten Darstellungen von Blockhäusern, Heuschobern und Kähnen. In der Auswahl befinden sich jedoch auch weniger touristentaugliche Motive – umso seltener und hoch interessant. So malte etwa August Lemmer (1862 – 1933) aus Karlsruhe einen Spreewaldkahn im Schilf. Der Schweizer Künstler Jaques Matthias Schenker (1854 – 1927) bringt 1896 den „typischen“ Spreewald in den vier Jahreszeiten auf die Leinwand. Ein mit vertrocknetem Schilf bestandenes Moor – man käme kaum auf die Idee, das als Spreewaldmotiv zu benennen – ist signiert und betitelt mit „Bischdorf“. Einem heutigen Stadtteil von Lübbenau.

Die große Zeit der Spreewaldmalerei liegt zwischen 1890 und 1930. Aus der Vielzahl der Künstler ragen einige „Großmaler“ heraus, die vor allem aus Berlin kommen. Wir denken da insbesondere an die auch heute noch hoch geschätzten Walter Moras (1856 – 1925) und seinen Sohn Bruno (1883 – 1939), an Ernst Lorenz Murowana (1872 – 1950) und Richard Eschke (1859 -1944). Auch zwei Malerinnen reihen sich hier ein: Die Berlinerinnen Maria Moritz (geboren 1860 in Lübben) und Gertrude Stechow (1858 – 1941) sind mit Werken vertreten.

Aber auch weiterhin finden Künstler aus ganz Deutschland im Spreewald ihre Motive. Genannt seien nur der Magdeburger Moritz Rusche, der Münchener Carl Ebert, Eduard Rouge aus Darmstadt und Fritz Kühne aus Leipzig, vor 1918 in Russland ansässig. Zur jüngeren Generation gehört der Bayer Egbert Patzig (1909 – 1988), von dem zwei wunderbare Aquarelle zu sehen sind. In diese Generation einzuordnen sind auch Werner Tübke und Herbert Tucholski. Von dem früher zum Cottbuser Künstlerverband gehörenden Georgios Wlachopoulos (* 1939) stammt eine ganze Suite von Spreewald – Radierungen. Und nicht zu vergessen die Cottbuser Frank Merker (1944 – 2008) und Günther Rechn (* 1944) sowie der in Brahmow lebende Dieter Zimmermann (*1942).

Zugleich wird eine zweite Ausstellung mit dem Titel „Kleine Bilder – große Namen“ eröffnet. Wer in den 1970er/80er Jahren originale, signierte Grafik verschicken oder verschenken wollte, konnte auf Erzeugnisse des Leipziger Verlegers Karl Quarch zurückgreifen. Dort erschienen zu äußerst moderaten Preisen Briefkarten und kleine Mappen mit Werken von Werner Klemke, Karl-Georg Hirsch, Lothar Sell, Werner Wittig, Inge Jastram, Harald Metzkes und vielen anderen. Die rund 150 kleinen Kabinettstücke bester deutscher Grafik stammen von einem Cottbuser Sammler.

Autor: HSP

 

Vernissage: 11. September, 18.30 Uhr // Zur Begrüßung spricht Siegfried Kohlschmidt.

Die Ausstellung geht bis zum 22. November dieses Jahres und kann zu den üblichen Öffnungszeiten – Donnerstag und Freitag von 14 bis 19 Uhr und Samstag von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.galeriebrandenburg.de.

Um Anmeldung wird gebeten: info@galeriebrandenburg.de

 

 

 

 

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