Rampenfieber bringt mehr als nur  Lampenfieber

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Inklusionstheater an der BÜHNE 8 bereitet sich auf neue Auftritte vor

 Das war dann mal eine gute Nachricht in einer Zeit, da Erfreuliches selten Verbreitung findet. Eine E-Mail aus dem Sozialpädagogischen Institut, Niederlassung Brandenburg Süd-Ost Cottbus (SPI), meldete, dass die Inklusionstheatergruppe Rampenfieber, die in der BÜHNE 8 probt und auftritt, trotz Lockdown-Bedingungen weiter besteht.

Es war ja still um die Truppe geworden, da sie weder proben noch auftreten konnte. Aber wenn auch die Türen der BÜHNE 8 auf dem Universitätsgelände verschlossen blieben, ihre Herzen hielten die BÜHNE-Leute für die jungen Theaterspieler offen.  Als Inklusionstheater gibt Rampenfieber unter Leitung von Theaterpädagogin Annalena Hesshaus Menschen mit unterschiedlichen Handicaps eine Bühne, auf der sie mit anderen aktiv Theaterinteressierten zusammen agieren können. Als die Unterstützung des Lebenshilfe Hand in Hand e. V. auslief, gelang es, die Stiftung SPI für eine Trägerschaft zu gewinnen. Da passt Rampenfieber haargenau hin. Dort gibt es ein bundesweites, europäisch gefördertes Projekt „JUGEND STÄRKEN im Quartier”, das sich für Förderung, Schutz und Beteiligung junger Leute im gesellschaftlichen Leben stark macht. Wer die Teilnehmer der Theatergruppe vor Corona erlebt hat, konnte Enthusiasmus, Frohsinn und Kreativität bewundern. Sie konnten sich – ganz im Sinne des SPI-Projektes – geschützt, gefördert, beteiligt fühlen. Von Annalena klug und behutsam geführt und angeleitet, hatten sie unter dem Titel „Ich bin du” Szenen aus ihrem Alltag erarbeitet und gespielt.

Karoline Leder, die Annalena als Leiterin der Truppe eine zeitlang vertritt, erinnert sich: „Ein neues Stück war fertig zum Proben. Eines über Beziehungen, Liebe, Romantik, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Dahinein platzte das Virus. Was sollte nun mit dem Powerment und der Kreativität werden? Für die jungen Leute hingen die Fragen Wer bin ich? Wie bin ich? Warum bin ich so? Wer und wie sind die anderen? daran. Rampenfieber half ihnen, zu ihrer Identität zu finden.

Der Lockdown trieb uns ins Whatsapp. Aber die Möglichkeiten darin Theater zu spielen, sind begrenzt. Man kann sich im Grimassenschneiden üben, Schnellsprechverse und Zungenbrecher deklamieren, Gedichte aufsagen, aber für Theater ist das zu wenig.”

Einige Proben fanden im Sommer 2020 auf der Terrasse der BÜHNE 8 statt. Mit Maske und Abstand. Szenen konnten weiterentwickelt werden. Die Spieler übten sich im Improvisieren: Was geschieht, wenn ich dies und jenes mache? Wie sieht einer aus, der frisch verliebt ist? Wie läuft ein Zerwürfnis ab? Wie kann man sein kleines persönliches Erlebnis so darstellen, dass es Zuschauer packt?

Seit Oktober 2020, erzählt Karoline Leder weiter, seien die Rampenfieberer online. „Jetzt zeigte sich, dass Rampenfieber mehr kann, als Lampenfieber zu erzeugen. Nicht jede kann auf Anhieb online. Nicht jede will, und nicht jeder hat die Ausstattung. Jetzt zählt die Motivation: Ich will Theater. Ich will mit meinen Freunden Verbindungen pflegen. Ich will mich darstellen, und sehen, wie sich die anderen darstellen. Was sich unter online-Bedingungen merklich entwickelt hat, ist die gegenseitige Hilfe. Technik ist nicht unbesiegbar, merkten die, die ihr noch fernstanden.” Karo erzählt von einer Mitspielerin, die sich erst durch ihre Liebe zum Theater mit dem Internet angefreundet habe. Vorher sei das kein Thema für sie gewesen. Am Ende habe sie sich sogar ein Smartphone zugelegt. „So wächst Medienkompetenz. Rampenfieber kann eben mehr, als nur Lampenfieber zu erzeugen. Auch der Stolz, erlebnisreich über den Coronawinter gekommen zu sein, gehört dazu.”

Eine letzte Frage: Wie kann man Theater am Computer proben? Da haben die jungen Leute vom Inklusionstheater gute Erfahrungen gesammelt. So kann man ein Dating spielen, Kennenlernen und Abschiedsschmerz darstellen, Töne einspielen und mit Musik experimentieren. Das Medium der Onlineprobe bietet dazu nämlich auch ganz neue Spielmöglichkeiten. „Nein, Auftritte gibt es noch keine. Aber wir haben Mut und nehmen einstweilen den Weg dahin als Ziel”, zieht Kaoline Leder ein Fazit am Ende unseres Gesprächs.

Klaus Wilke

 

Info

Wer mit Rampenfieber zu Lampenfieber streben will, kann sich melden unter der Mail: leder-justiq@stiftung-spi.de

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