Kastanien-Talisman hilft Mutter Diana am Streckenrand

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Als die Tochter von Diana Süßmuth längst mit ihrer kleinen Moto-Cross-Maschine auf den Enduro-Strecken Ostdeutschlands unterwegs war und deren drei Jahre jüngerer Bruder Willi den Willen hatte, auch auf „den heißen Ofen“ zu steigen, übergab der seiner Mutti eine kleine Kastanie mit den Worten „Brauchst um uns keine Angst zu haben, wir passen schon auf uns auf“. Bis heute trägt deshalb Diana diesen Talisman in ihrer Hosentasche, wenngleich sie zugibt, dass tief im Inneren noch immer Angst und Sorge ihre Begleiter am Streckenrand sind. „Aber das darf ich nach außen nicht zeigen, das würde die beiden zu sehr beeinflussen“, sagt sie.

Diana (2.v.l.), Lina, Willi und Enrico Süßmuth. Fotos: GZ

Vor Jahren, als mit Patrick Burghardt ein engagierter Hänchener Motocross-Freund die Kids der Umgebung auf die Traditionsstrecke „Am Weinberg“ einlud, um sie an dieser Sportart schnuppern zu lassen, machte sich auch Enrico Süßmuth mit seiner Tochter Lina auf den Weg. „Als gebürtiger Hänchener war ich natürlich schon immer an all dem interessiert, das auf der Strecke in unserer Nachbarschaft passiert, ohne aber jemals selbst auf so eine Maschine gestiegen zu sein“, sagt der Familienvater. Er war vielleicht auch deshalb erfreut, dass sein Töchterchen den Willen hatte, selbst auf einem solchen Gefährt mit der grobstolligen Bereifung Patz zu nehmen. Und Lina stieg bald darauf auch in die Wettbewerbe der Nachwuchs-Klassen ein und wurde stets besser. So wurde sie am Ende der Enduro-Saison 2019 in der Klasse bis 75 ccm Vizemeisterin im Land Brandenburg und gewann zugleich die Ladies-Wertung. Im kommenden Jahr dürfte es für die KTM-Pilotin allerdings ziemlich schwer werden, diesen Platz zu bestätigen, da die 12-jährige in das Feld der 85 ccm- Klasse wechselt. „Da werde ich auf viele routinierte 85er Fahrer treffen, allen voran auf den Meister. Das ist mein Teamkollege von den „MX Pirates“ Felix Melnikoff, der ja in einer ganz anderen Liga fährt. Aber ich kann von Felix auch viel lernen, insofern hat es auch was für sich, nun bei den Großen mitzufahren“, sagt die Schülerin der siebten Klasse.

Auch ihr Bruder Willi, der im Vorjahr sowohl in Brandenburg, als auch in Sachsen mit seinem 50 ccm-Maschinchen auf Platz eins der Gesamtwertung landete, steigt in der am 5.April in Lübbenau beginnenden Saison in eine höhere Hubraumklasse um. Auch hier wird aller Anfang schwer sein, doch weiß der Youngster ein großartiges Team um sich. „Ich fühle mich wohl bei den Piraten, wo wir mit Jens Melnikoff einen prima Trainer haben, der uns auch im Winter richtig rannimmt. Aber wir werden so immer besser und fahren oft den anderen Fahrern davon“, hat der Neunjährige längst festgestellt.

Willi auf der Strecke

Genau wie den Aktiven, gefällt auch den begleitenden Eltern die Atmosphäre im Lager der Piraten. „Es ist wirklich so, dass jeder jedem hilft. Auch wenn vorab alle erforderlichen Aufgaben eines Rennwochenendes verteilt und abgesprochen wurden. Alleingelassen wird aber niemand. Und unsere Männer sind bei allem Erfolgswillen genauso verbunden. Teile auszutauschen gehört genauso dazu, wie die Begleitung unserer Fahrer am Rande der Strecke. Ich jedenfalls kann mir kein schöneres Hobby wünschen. Schon deshalb, weil die Kinder nicht allein zu irgendeinem Wettkampf ihrer Sportart fahren, sondern weil bei uns immer alles mit der kompletten Familie geschieht“, so bewertet Diana Süßmuth das zwar seltene, auch nicht ganz billige, aber immerhin schöne Hobby ihrer Kinder.

Dem unterordnet sich selbst die familiäre Urlaubsplanung, wie Familienvater Enrico Süßmuth preisgibt: „In Brandenburg gibt es neun Veranstaltungen und sechs in Sachsen. Bei allen wollen wir mit unseren Kindern starten, weil dieser Sport längst ein fester Bestandteil unseres familiären Alltags ist und weil wir oft in die Punkte fahren wollen. Da ist es dann auch egal, ob ich dafür beinahe täglich in unserer Werkstatt Stunden zubringe, im Jahr bestimmt auch 6000 Kilometer mit dem Auto zurücklege und einiges finanziell investiere. Uns vieren macht es Spaß, wir haben das gleiche Hobby, was will man mehr?“

 

Text und Foto: Georg Zielonkowski

 

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