Kolumne Februar 2021

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Drüber hui, drunter pfui

Kürzlich habe ich Liegestütze und Sit-ups gemacht. Bevor Sie fragen, ich beziehe mich nicht auf das qualvolle aus-dem-Bett-hieven meines vom Dezember gebeutelten Körpers. Auch wenn die Geräuschkulisse ähnlich ist. Ich habe eine besondere Beziehung zur empfohlenen täglichen Bewegung und konzentriere mich voll und ganz auf mein 15-Minuten-Workout. Jeden dritten Tag in der Woche 5 Minuten lang. Rein rechnerisch geht das schwer auf, aber dafür kann ich ja nichts. Klar definiert war hingegen mein Ziel, eigentlich. Aus Fass wird Sixpack. Das gleiche Frühjahrsziel wie seit 10 Jahren, aber was wäre der Mensch ohne Traditionen? Und warum schreibe ich „eigentlich“? Wenn das Jahr 2020 uns eines gelehrt hat, dann: Wer jetzt noch Prognosen wagt, hat aus den vergangenen Monaten nichts gelernt. Wer kann denn heute schon sagen, ob im Sommer nicht auch Badeseen zur Verbotszone erklärt werden? Oder ob Freibäder nicht erneut Rutschen und Becken geschlossen halten müssen? Was würde dann also ein mühsam aus dem teigigen Ausgangsmaterial unter dem Hemd geformtes Sixpack bringen, wenn man es keinem zeigen kann? Von der rein modischen Seite mal völlig abgesehen. Stellen Sie sich Folgendes vor: Da liegen Sie auf der Couch. Den Unterleib ziert eine ausgebeulte Jogginghose in der Farbe „Ach scheiß drauf!“-grau. Die Flecken auf eben dieser verbinden sich so langsam und lassen eine abstrakte Version der New Yorker Skyline erkennen. Im Homeoffice steht heute kein Videocall an, also haben Sie sich gar nicht erst die Mühe gemacht, halbwegs normal auszusehen. Wie störend würde sich da ein Sixpack auf dieses Form vollendete Bild auswirken, jetzt mal ehrlich? Nichts ist so frustrierend, wie körperliche Anstrengung, die am Ende niemand zu würdigen weiß. Und wer kann schon erahnen, was in naher Zukunft noch auf uns zukommt? Vielleicht entdecken die klugen Köpfe unserer Gesellschaft bald eine doch entscheidende Nebenwirkung der Covid-Impfung. Die sogenannte Beach-Body-Transformation. Klar klingt das erst mal nach Quatsch, aber sind Sie Experte auf diesem Gebiet? Ich nämlich auch nicht. Wir sollten also vorerst nichts überstürzen. Bis dahin betreibe ich drei Mal in der Woche Schadensbegrenzung und hoffe einfach auf das Beste. Denn sollten uns Strand und Beachbar auch in diesem Jahr versperrt bleiben, eine Hoffnung bleibt bestehen: Die Zeit nach Corona und Lockdown wird eine schillernde. Scharen an Büromitarbeitern werden täglich im feinsten Zwirn auf Arbeit erscheinen, schließlich geht es danach zum Essen, Feiern und anderen gemeinsamen Happenings. Es gibt einiges nachzuholen. Da lohnt es sich, zumindest den körperlichen Status Quo zumindest im Wesentlichen aufrecht zu erhalten. 

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