Sielows Bürgerverein besitzt Strahlkraft nach außen

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Horst Pruskil und Ulrich Günther konnten es sich im Dezember 1998 bestimmt kaum vorstellen, welche Bedeutung der am 10. Dezember des besagten Jahres von ihnen gegründete Bürgerverein Sielow auch knapp 22 Jahre danach noch haben würde. Erst recht nicht, welche erfinderischen Aktionen einmal aus diesem gemeinnützigen Verein hervorgehen würden. Was auch an den personellen Veränderungen, sowie an den zahlenmäßigen Zuwächsen liegt, denn von den einst 40 Gründern ist die Mitgliederzahl inzwischen auf 82 angewachsen.

Im Dorf Sielow über jahrzehntelang Beheimatete zählen heute ebenso zu den Mitgliedern, wie die Zugezogenen in den heutigen Cottbuser Ortsteil. „Es ist unser Ziel, dass beide Lager miteinander harmonieren. In der Beziehung sind wir in den Jahren vorangekommen“, so der aktuelle Vorsitzende Jens Brose. Der zufrieden darauf schaut, dass manch progressive Idee tatsächlich während einer Biertischrunde geboren wurde. Als Beispiel nennt er das Projekt „Rodelberg“.

Bepflanzungsaktion am Rodelberg 2013.

Ein unscheinbarer Hügel wurde 2008 in eine neue Qualität geführt, als die Bürgervereinsmitglieder die Idee hatten, hier ein Gelände für unterschiedliche Freizeitaktivitäten zu schaffen. Dank der Unterstützung der Stadt Cottbus konnte danach der „Rodelberg“ seinem Namen entsprechend  genutzt werden, aber auch für Drachenfeste oder Seifenkistenrennen. Für den Außenbereich schleppten Sielower Einwohner Pflanzen, Stauden und kleine Bäume herbei, um ein gemütliches Umfeld herzustellen. Von Sponsoren unterstützt kam später eine rustikale Schaukel und eine Rutschbahn hinzu, so dass sich immer wieder Sielower Familien auch außerhalb offizieller Feste hier treffen. In diesem Jahr erhielt das Gelände Zuwachs, als eine stillgelegte Fläche von der Agrargenossenschaft übernommen wurde. So ergeben sich nun weitere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung am „Dorfgemeinschaftsplatz“, wie er inzwischen offiziell heißt.

Immer kritisch – die Karnevalisten des BV Sielow.

Einen listigen Trick verwenden die Sielower alljährlich, um auf ihre Sorgen im dörflichen Alltag hinzuweisen. Fährt doch in jedem Jahr ein Festwagen des Bürgervereins im „Zug der fröhlichen Leute“ des Cottbuser Karneval mit. Nicht nur, um sich zu zeigen und um mitzufeiern, sondern stets mit einer Botschaft an die Stadtführung, die stets auf der Ehrentribüne die „Parade abnimmt“. Zuletzt war die längst versprochene Rekonstruierung des Feuerwehrturms thematisiert, prompt kam bald nach den Karnevalstagen Bewegung in den Umbau. Auch die seinerzeit schlechten Straßenverhältnisse wurden aufs Korn genommen, inzwischen freuen sich die Einheimischen und die Durchfahrer über ihre moderne Straße, die durch die Dorfmitte führt.

Das alljährliche Sommerfest (auch dieses musste aus formalen Gründen in den „Sielower Sommergarten“ umbenannt werden) gehört zu den Aktivitäten des Bürgervereins. Dessen Macher sind stets darum bemüht, kulturelle Aktivitäten und Hobbys der Sielower Einwohner zu präsentieren.  Umso verärgerter waren die Organisatoren des diesjährigen Sommerfestes, dass dieses Ereignis, dessen komplettes Zweistundenprogramm längst erstellt war, kurzfristig abgesagt werden musste. „Die uns abverlangte Durchsetzung der staatlichen Verordnungen im Zuge der Corona-Pandemie war für uns nicht machbar. Nicht zuletzt wegen der persönlichen Haftung seitens unseres Vorstandes“, erklärt Jens Brose dazu.

Vereinschef Jens Brose kam nicht mit leeren Händen zu den Leuten vom Zirkus.

Höchst bedauerlich in diesem Zusammenhang, dass die für das Sommerfest verpflichteten Künstler vom „Circus Festival“ dadurch um ihren Auftritt und ihr kleines Honorar gebracht wurden. Im Vorfeld der geplanten Zusammenarbeit bekamen einige Mitglieder des Bürgervereins Einblick in die besonderen Nöte der Zirkus-Leute, die seit neuen Monaten in ihrem Winterquartier festsitzen und keinerlei Auftrittsmöglichkeiten haben und damit auch keine Einnahmen verzeichnen. „Deren Situation ist uns zu Herzen gegangen, so dass wir umgehend Hilfsaktionen gestartet haben. Und begeistert darüber waren, wie viele Menschen Anteil nahmen“, so der Bürgervereinschef. Beispielsweise halfen die befreundeten Sielower Schlepperfreunde ebenso mit zwei riesigen Heuballen aus, genau wie Heiko Heinze, der sich als Halter von Pferden allzu gut in die Situation der Tiere versetzen kann: „Gleich als ich von der Not hörte, war klar, dass wir da auch mit ein paar Ballen Futter helfen. Als wir das Futter samt den Eimern und Säcken voll Obst und Gemüse Säcke übergeben und die Freudentränen der Zirkusleute gesehen haben, waren wir in unserem Handeln absolut bestätigt.“ Übrigens wanderte auch ein Couvert mit einer Spende von über 865 Euro in die Hände der Zirkusleute. Neben einzelnen privaten Spenden steckt in dieser Summe auch eine Aktion, für die eine Neu-Sielowerin verantwortlich zeichnet. Als die gerade erst zugezogene junge Mutti, Claudia Noack, von der Zirkus-Not hörte, hatte sie die Idee, neutrale Stoffbeutel zu beschaffen und diese zu bedrucken, um sie dann an die Sielower zu verkaufen. Über den Absatz dieser Beutel musste man sich übrigens keine Sorgen machen, noch immer hält die Nachfrage an. „Wir vom Vorstand waren von der Idee und deren Umsetzung völlig begeistert und glücklich. Besonders deshalb, weil es sich bei Frau Noack um eine für uns bis dahin unbekannte Person handelt, die sich selbst aber irgendwie in das Thema einbringen konnte und so der Spendenbetrag deutlich anstieg“, zeigte sich Jens Brose begeistert.

Text und Fotos: Georg Zielonkowski

 

 

 

 

 

 

 

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