Was ist…

0

Der Rest wird sich ergeben

Als HSP eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Kolumnisten verwandelt. Nicht genau so, aber einen klassischen Einstieg habe ich mir schon gewünscht. Für die heutige Zeiten recht untypisch, wurde ich auf offener Straße mit einer Kolumnen-Offerte beglückt, die ich zunächst mit einem geschmeidigen Nicken annahm. 

Erst später simste die eine Synapse zur andern: Will und/oder kann er das eigentlich? Mich an einen Tisch setzen mit Henryk M. Broder, Max Goldt, Harald Martenstein, Harry Rowohlt und Rezo. 

Immerhin: Das Beste aus aller Welt ist schon reserviert und mit Meinungen und Deinungen von geringem Verstand fällt heutzutage niemand mehr auf. Auch die Bergwerke der Zeit werden dicht gemacht…werden mit der Zeit dicht gemacht. Das mit einem Titel überlegen wir uns noch. 

Inhaltlich sollte gemütlich aus der Hängematte der Wissenschaft über verborgene Laster zu regionalen Besonderheiten geschwungen werden – Halt, Stopp! Weiter als bis zur Hängematte komme ich da nicht mit.  Aber für Literatur und Cineastik bin ich zu spät dran und auch der Kunststoff wird schon leistungsfähig aufbereitet. 

Betreten wir das Feld erst einmal gemütlich. KOLUMNE. Gar nicht so einfach. Laut TAZ wollen so viele eine schreiben, obwohl oder gerade, weil niemand so genau sagen kann, was so eine KOLUMNE eigentlich ausmacht. Gut für diejenigen, die dabei sind, im inneren Zirkel der KOLUMNISTEN. 

„Ein Meinungstext an einem festen wiederkehrenden Platz.“* So eine Meinung, die hat ja jeder (zu haben). Ohne geht gar nicht. Viel zu brisant die heutige Zeit. Warum dann nicht gleich öffentlich machen, jeder, immer, ungefragt. Warum auch nicht? Noch zwingt mich keiner, die Facebook-Timeline als morgendliche Lektüre zu beackern. Und auch diese kleine Kolumne kann übergangen werden. Zunächst aber werfe ich mein kleines flauschiges Handtuch über die Spalte und hoffe, dass sie bis zur nächsten Ausgabe durchhält. 

Sollte dies der Fall sein, wird gefährliches Halbwissen in die Umlaufbahn geworfen. Was ich meine ist: Heut‘ gibt es nichts, was es nicht gibt, eine Tragödie. Der Rest wird sich ergeben. 

 

Heiko Straehler Pohl

*taz vom 29. Juni 2020

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort