Ständiger Gast, aber immer wie zu Hause

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Wolfgang Linnenbrügger in der TheaterNative C begeht gleich mehrere Jubiläen

Regelmäßige Besucher der Kleinen Komödie TheaterNative C in der Cottbuser Petersilienstraße sehen in dem Namen Wolfgang Linnenbrügger so etwas wie ein Markenzeichen für gehobenen Boulevard. 68 Jahre alt, spielt er 50- bis 90-jährige Figuren und verleiht ihnen alles, was ihm selbst gegeben ist: Witz und Charme, Altersweisheit und -klugheit und mehr noch: was ihm nicht eigen, aber aus der Fantasie heraus nachvollziehbar ist: Schlitzohrigkeit, Gerissenheit, Verschlagenheit. Ja, er kennt, obwohl selbst noch in der anderthalbten Jugend,  das Alter in allen Facetten. Deshalb zieht es ihn und zieht man ihn immer wieder nach Cottbus, wo der freiberufliche Schauspieler Menschen in fortgeschrittenem Alter verkörpert. „Ich durfte immer wieder Hauptrollen spielen”, sagt Linnenbrügger. „Ich bin hier Gast, aber fühle mich wie zu Hause.”

Wolfgang Linnenbrügger
Foto: THNC

Was der Schauspieler vor Cottbus erlebte, lässt sich anekdotisch erzählen. „Als mich meine Agentur nach Cottbus vermittelte, stellten Gerhard Printschitsch und ich fest, dass wir beide in Graz studiert und die ersten Schauspielschritte unternommen haben. Ist die Welt nicht klein? Roland Heitz, der die Theaternative C 2020 leitete, hatte ich in Bremerhaven kennen und schätzen gelernt. Später habe ich ihn nach Cottbus empfohlen.”

Linnenbrügger hat auf seinem Weg durch die Theater viele anspruchsvolle Rollen gespielt. „Einen Juden in einer Bühnenbearbeitung von Jurek Beckers wunderbarem Roman ,Jakob der Lügner‘, desgleichen einen Juden in „Der Turm”, einer österreichischen Fernsehproduktion. Gern erinnere ich mich an Hans Falladas ,Jeder stirbt für sich allen‘. Emotional heftig im Erinnerung bleibt mir eine Inszenierung von ,Die Ermittlung‘ von Peter Weiss über den Auschwitz-Prozess beim berühmten Karl Paryla.”

Und dann Cottbus.  „Als ich hier das erste Mal aufschlug, musste ich mir binnen 14 Tagen die Hauptrolle des ,Geizigen‘ erarbeiten. Ich lege ja viel Wert auf Vorbereitung, aber es gelang. Hier war ich wohl auch der erste Westdeutsche, der in die Person und die Klamotten von Egon Olsen schlüpfte, der dänischen Kultfigur hier im Osten.” Er spielte in „Der eingebildete Kranke”, „Millionen für Penny”, „Pension Schöller” und „Der blaue Engel”. Er sei Schauspieler geworden, weil er die Sprache liebt. Er sieht sich als „Verwalter der Sprache”, gewissermaßen als Anwalt von Schiller, Goethe,  Brecht usw. und sei ein Gegner von allem, was die Sprache erneuern soll und sie in Wirklichkeit verschandelt.

Auf das Boulevardtheater hält er nachgerade eine Laudatio. „Ein Schauspieler muss Boulevard gespielt haben. Komik sieht einfach aus, ist aber das Schwierigste. Zum Lachen bringe ich Menschen, wenn ich die Situation und meine Rolle darin ernst nehme. Und die Zuschauer, die vor mir sitzen.” Das sagt einer, der in diesem Jahr drei Jubiläen hat: 40 Jahre Bühne, 20 Jahre Boulevard, fünf Jahre ständiger Gast in der TheaterNativeC. Hier ist er demnächst in der Weihnachtskomödie „Süßer die Glocken” von Stefan Vögel (Premiere: 25. November / Regie: Gerhard Printschitsch) zu sehen.

Klaus Wilke

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