Wir sind Caro und Flo aus Cottbus, beide Anfang 30 und haben unsere Jobs gekündigt und aus unserem Alltag in Deutschland „ausgeklinkt“, um die Welt zu bereisen. Wenn euch das Fernweh regelmäßig packt, dann folgt uns gerne auf diesem Blog oder auf Youtube ( (147) Travel Flo – YouTube ) bzw. Instagram ( Flo Kraft (@travel_flo_nz) • Instagram-Fotos und -Videos )
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5.11.2022 Deutschland/Frankfurt am Main
6:00 – der Wecker klingelt, doch wäre er gar nicht nötig gewesen, denn an Schlaf war nur wenig zu denken. Zu groß ist die Aufregung vor diesem Tag. Ein Blick auf das Handy, Pop-Up-Nachrichten ploppen auf – Ukraine-Krieg, Inflation, irgendwas mit Corona – der alltägliche Wahnsinn. Schnell das Handy weglegen, Kaffee ziehen, ein Blick in die Ecke des Wohnzimmers meines Elternhauses, in dem wir beide uns die letzte Woche noch einquartiert haben. Zwei große Wanderrucksäcke und zwei etwas Kleinere stehen dort. Klamotten, Pässe, Kreditkarten, Dokumente, Technik, das gesamte Leben für das kommende Jahr auf zwei Rucksäcke komprimiert.
Kann so etwas funktionieren? Wir werden es bald herausfinden.
Es ist der Tag unserer Abreise, man könnte auch sagen, es ist der erste Tag unserer Weltreise – ein großes Wort. Weltreise. Unser erstes Ziel ist Singapur.
Wir steigen in das Auto zum Flughafen und zum ersten Mal gesellt sich so etwas wie bewusste Nervosität ein. Vielleicht liegt es daran, dass nun wirklich klar wird, was man in Begriff zu tun ist. Alle Schritte der letzten Monate haben zwar auf diesen Moment hingewirkt, doch so wirklich Zeit zum Realisieren blieb eigentlich keine, denn obwohl man sich vorstellt, dass man als Backpacker eigentlich minimalen Aufwand betreiben müsste – man kann schließlich theoretisch ja überall schlafen – dem Zelt sei es gedankt – so verschlingt die Organisation vorher Unmengen an Zeit und kostet Nerven. Das fängt mit den unterschiedlichen Einreisebestimmungen an und endet mit der Terminvergabe beim Stadtbüro in Cottbus (Leute, wenn ihr einen Reisepass braucht, plant mindestens fünf Monate Zeit ein!)
Ausreise aus Deutschland, ab in den Flieger, mit Etihad nach Abu Dhabi, knappe 6 Stunden Flug, dann ist man in Abu Dhabi, kurzer Aufenthalt, dann weiter nach Singapur, wieder mit Etihad, dieses Mal 7 Stunden. Das Essen auf beiden Flügen ist gut, Beinfreiheit und Komfort lassen sehr zu wünschen übrig. Schlaf finden wir nur wenig.
6.11.2022 Singapur/Stadt Singapur
Singapur empfängt uns am Morgen, Check-In am Hotel ist allerdings erst ab 14 Uhr möglich. Also Einreise nach Singapur, welche problemlos abläuft, denn wir haben im Vorfeld bereits online die Singapur „Arrival Card“ ausgefüllt und natürlich (wie man es aus Deutschland im Zweifel ja gewohnt ist) ausgedruckt. Brauchen wir alles nicht, ein kurzer Scan unseres Reisepasses und der Grenzer winkt uns durch, alles online gespeichert, kein Papier nötig.
Herzlich willkommen in Singapur.
Grundsätzlich merken wir recht schnell, dass hier sehr vieles ganz anders läuft als in „Good old Germany“. Nach einem Frühstück im Foodcourt unter der Ankunftshalle geht es zur U-Bahn, hier MRT genannt. Aber wo die Tickets besorgen? Caro und ich stehen irgendwann vor zwei Automaten, welche verdächtig aussehen, doch obwohl wir beide des Englischen mächtig sind, verstehen wir nicht so ganz, was der Kasten eigentlich von uns will. Ein netter Passant macht uns irgendwann darauf aufmerksam, dass wir keine Tickets benötigen. Wie bitte? Keine Tickets? Nun, denn…
Tatsächlich kann man in Singapur alles – wirklich ALLES einfach mit der Kreditkarte/Debitkarte zahlen. Karte auf den Einlass gelegt, zack, eingeloggt, beim Aussteigen wieder ausloggen und fertig. Genial und so einfach. Gilt für Bus, Bahn, Zug. Die U-Bahn fährt voll automatisiert, kommt alle 4-7 Minuten, kostet jedes Mal nur pro Fahrt einen Euro. Verkehrswende? Hier ist sie schon in weiten Teilen Realität.
Das Hotel befindet sich zwei U-Bahn-Stationen vom Zentrum entfernt und ist eines der günstigeren in Singapur. Tatsächlich gibt es eine große Bandbreite zwischen 40 Euro die Nacht (ohne Frühstück) und mehr als 900 Euro die Nacht (vermutlich mit Frühstück). Wir haben uns für die günstige Variante, dem Fragrance Rose Hotel entschieden. Das Zimmer, welches wir für knapp 45 Euro die Nacht pro Person erhalten, ist 11 qm² groß, hat aber eine Klimaanlage, dafür aber keine Fenster – nun ja, immerhin wird es nicht reinregnen.
Am Abend geht es dann nach Chinatown, war es tagsüber noch beinahe unerträglich heiß und schwül, so ist es nach Sonnenuntergang und dem täglichen Regen (ja, man kann da die Uhr nach stellen) sogar sehr erträglich. In Chinatown versuchen wir möglichst abseits der Touripfade etwas zu Essen zu finden und werden auch recht schnell fündig, dafür versteht man uns nur zum Teil und wir verstehen gar nichts. Daher wissen wir am Ende auch nicht so wirklich, was wir eigentlich aufgetischt bekommen. Es ist aber höllisch scharf.
Zum Abschluss finden wir noch eine Bar, die ausdrücklich darauf hinweist, dass sich übergeben unter Strafe steht (scheint also häufiger vorgekommen zu sein?), bevor wir dann todmüde in das Hotel zurückkehren.
7.11.2022 Singapur/Stadt Singapur
Die erste Nacht in Singapur ist fürchterlich. Da wir schon am Abend zuvor das Gefühl hatten, dass mit dem Raum etwas nicht stimmt, verzichteten wir darauf, die Klimaanlage über Nacht laufen zu lassen, so dass wir gefühlt in einer Sauna schlafen. Doch damit nicht genug: Unser Gefühl vom Vorabend hatte uns nicht getäuscht. In den Wänden ist Schimmel zu sehen und nun können wir ihn auch riechen! Absolut widerlich und sicher alles, nur nicht gesund. Also runter zur Rezeption, den Mangel angegeben, ohne Nachfrage ein neues Zimmer bekommen (man scheint das Problem also zu kennen?!). Kurzer Umzug in ein Zimmer ein Stockwerk weiter, dann geht es wieder raus, denn wir haben Hunger und noch nichts gefrühstückt.
Hier stoßen wir auf das nächste „Problem“. Frühstück, so wie wir es kennen, gibt es in Singapur eigentlich nicht wirklich. Hier wird aus unserer Perspektive nicht zwischen Mittag-, Abendessen und Frühstück unterschieden, man isst einfach immer warm. Irgendwann finden wir in einer Mall – nicht allzu weit entfernt, so etwas wie einen Bäcker. Dort bestellen wir uns Toast mit Ham and Cheese und Glibbereier (also eigentlich sahen die wie Spiegeleier aus, sind aber Eier, die kurz am heißen Wasser vorbeigelaufen sind).
Danach geht es weiter auf die „Orchard Road“ – eine Einkaufsstraße mit gigantischen Malls (das Alexa Berlin ist ein Zwerg dagegen!), die uns vollkommen überfordert, aber auch zeigt, was mit genügend Kleingeld so alles möglich zu sein scheint. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir aber auch noch nicht, dass das noch gar nix ist.
Denn von der Orchard Road – und einem Snack in dem Foodcourt – geht es weiter zu dem Marina Bay Sands Hotel, für das extra sogar eine U-Bahnhaltestelle gebaut wurde. Es besteht aus drei voneinander getrennten Türmen, welche durch eine gemeinsame Dachplattform in ca. 190 Metern verbunden sind. Die Dachplattform ist dabei 350 Meter lang und verfügt über einen Infinitypool von 146 Metern Länge. Unter dem Hotel gibt es eine unterirdische Einkaufsmall (mit Gondelkanal – Venedig lässt grüßen) und natürlich einem Casino.
Unweit davon liegt unser heutiges Ziel: Die „Gardens by the Bay“, ein beinahe psychedelisch wirkender Wald aus künstlichen Bäumen. Lichter, Stahl und Natur verschmelzen in der Nacht und erinnern an Filmszenen aus „Avatar“. Dieser Effekt wird durch eine Mischung aus Musik- und Lichtershow noch verstärkt. Ein lohnender Besuch, allerdings sollte man warten, bis es dunkel wird, da die Lichter dann besser zur Geltung kommen.
Auf dem Rückweg streifen wir noch durch „Little India“, ein Viertel, welches hauptsächlich von Indern und Pakistanern bewohnt wird. Tatsächlich unterscheidet sich dieser Stadtteil deutlich von dem Rest Singapurs. So kann hier sogar mit anderen Währungen gezahlt werden.
8.11.2022 Singapur/Stadt Singapur
Kurz nach dem Aufstehen und einem angepassten Frühstück (ohne Glibbereier), soll es heute in den botanischen Garten gehen. Außerdem wollen wir auf die Aussichtsplattform des Marina Bay Sands Hotel hinauf, da unser eigentlicher Plan – das Riesenrad von Singapur – auch Singapur Flyer genannt, nicht klappt. Es hat aus unerfindlichen Gründen geschlossen. Aber zuerst geht es in den botanischen Garten, wieder mit der MRT.
Ich muss gestehen, dass ich selbst nie ein großer Fan von Parks oder ähnlichem war, doch dieser Ausflug lohnt sich tatsächlich. Der 74 Hektar große Park zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und man merkt auch recht schnell, warum. So vergisst man kurz nach dem (kostenlosen!) Eintritt, dass man sich eigentlich in einer Millionenstadt befindet. Dschungel, Palmenwälder, Wasserfälle und Seen wechseln sich ab – die beheimateten Affen sehen wir leider nicht – dafür geht es noch in den dann doch kostenpflichten Orchideengarten (15 SGD/10 Euro p. P.), welcher mit tausenden verschiedenen Sorten aufwarten kann. Es ist also problemlos möglich, hier mehrere Stunden zu verbringen.
Gegen 17 Uhr dämmert es und da der Garten um 18 Uhr schließt, fahren wir wieder mit der U-Bahn Richtung Marina Bay Sands Hotel. Es ist Rush-Hour in Singapur, doch anders als in Deutschland herrscht trotz der Masse an Menschen eine Disziplin, die ihresgleichen sucht. Es gibt kein Gedränge, keinen Kampf um die wenigen Sitzplätze in der Bahn. Aussteigende Passagiere werden rausgelassen, erst dann wird eingestiegen. Dasselbe gilt für die Rolltreppen, zu denen sich in einem eigenartig wirkenden Reißverschlussverfahren angestellt wird. Niemand rennt zur U-Bahn oder zum nächsten Bus – warum auch, wenn der Nahverkehr wie ein perfektes Uhrwerk funktioniert?
Angekommen am Marina Sands, müssen wir uns sputen, noch auf die Plattform zu kommen. Es ist mittlerweile 19 Uhr und der letzte Aufzug fährt eine halbe Stunde später. Für insgesamt 21 SGP/15 Euro p. P. geht aus auf 190 Meter hinauf. Die Strecke schafft der Aufzug in gerade mal gefühlten 30 Sekunden. Oben angekommen sind noch immer sehr viele Menschen unterwegs, doch der Eintritt hat sich wirklich gelohnt. Der 360° Rundumblick auf die Stadt ist jeden Cent wert! Und vermutlich noch imposanter als das Riesenrad, welches kaum günstiger wegkommt. Ein gelungener Abschluss unseres Besuches in Singapur. Achtung: Nichts für Menschen mit Höhenangst!
Zum Abschluss geht es nochmal in eine Kneipe unweit des Hotels, doch gegen 22:30 ist auch hier Schluss – Sperrstunde in Singapur, wieder was gelernt.
9.11.2022 Singapur/Stadt Singapur
Abreisetag. Es soll heute weiter nach Sydney gehen, dort haben wir eine Nacht, bevor wir dann weiter nach Christchurch wollen. Checkout am Hotel, 12 Uhr, Flieger geht um 2:00, Nachtflug nach Sydney, was tun mit unserem Gepäck und der Zeit? Wer schon mal am Flughafen von Singapur war, der weiß, dass dies nicht das Problem ist. Also rein in die MRT, auf zum Flughafen.
Dort vertreiben wir uns die Zeit bis zum Check-In mit dem Besuch im „Jewel“. Wirklich beschreiben lässt sich das Gebäude nicht wirklich, da es aus unserer deutschen Sicht zu futuristisch anmutet. Im Grunde genommen ist der gesamte Bau aus Glas, die Struktur erinnert dabei an Bienenwaben. Im Zentrum donnert ein Wasserfall vom obersten Stockwerk bis in das Untergeschoss. Rundherum befinden sich hängende Regenwaldgärten, durch die man spazieren kann. Im äußeren Ring erstreckt sich eine Mall (was sonst?) auf mehreren Stockwerken, die in unregelmäßigen Abständen den Blick in das Zentrum freigibt. Das ganze Gebäude stellt eine Art Mikrokosmos dar, man könnte auch sagen eine Art Mini-Singapur, in dem Natur, Licht, Stahl, Glas und Konsum verschmelzen.
0:00 – wir gehen zur Security Control, da das Boarding schon um 1:00 beginnen soll. Wir fliegen mit Scoot Airlines – dem Billigableger von Singapur Airlines. Der Flug nach Sydney soll insgesamt 8 Stunden dauern und da wir vorgewarnt wurden, dass der Service an Bord im Grunde nicht gegeben ist, (für 200 Euro pP. von Singapur nach Sydney kann man auch nicht viel erwarten) heißt es für uns nach der Sicherheitskontrolle nochmals die Wasserflaschen füllen. Tatsächlich ist der Sitzkomfort deutlich besser als erwartet und wir fliegen pünktlich los. Sydney we are coming!