Ausklinker – der Reiseblog gegen Fernweh Teil 11

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Hallo, wir sind Caro und Flo aus Cottbus, beide Anfang 30. Wir haben unsere Jobs gekündigt und uns aus unserem Alltag in Deutschland „ausgeklinkt“, um die Welt zu bereisen.

Wenn euch das Fernweh regelmäßig packt, dann folgt uns gerne auf diesem Blog oder auf Youtube ( (147) Travel Flo – YouTube ) bzw. Instagram ( Flo Kraft (@travel_flo_nz) • Instagram-Fotos und -Videos )

 

2.04.2023 Ubud/Bali 

Here we go again! Wir befinden uns wieder am Flughafencafé und organisieren die letzten Schritte für unseren Flug nach Bali. Ist schon interessant: Waren wir zu Beginn unserer Reise noch drauf und dran wirklich so gut wie möglich vorbereitet zu sein, wird man im Laufe der Zeit immer abgeklärter. Man braucht ein Weiterflugticket? Kein Problem, eben das Handy gezückt und ein Ticket online bestellt (kostet 14$, wird natürlich nicht angetreten) usw. Gut, Bali ist jetzt auch nicht der Irak oder die USA, wo man wirklich vorbereitet sein sollte. 

Ein wichtiger Tipp für die Ausreise aus Australien: Solltet ihr Technik oder so etwas in die Richtung gekauft haben, so könnt ihr NACH der Passkontrolle und VOR der Sicherheitskontrolle einen Tax Refund beantragen. Haben wir für unsere neue Kamera gemacht, sind immerhin 65$, die wir zurückbekommen könnten. Warten wir es mal ab… 

Wir landen überpünktlich um kurz nach 20 Uhr in Denpasar, die Einreise klappt problemlos, 62 Euro kostet das Visa on Arrival, alles ziemlich easy so weit. Simkarten kriegen wir auch direkt am Flughafen, 18 Gigabyte gibt es für 15 Euro. 

Die Fahrt zum Resort gestaltet sich als ziemlich abenteuerlich. Für 35 Kilometer gibt Google Maps mehr als eine Stunde an (was sind das bitte für Straßen?) und unser Fahrer verlangt mehr als 40 Euro (wir handeln ihn auf 24 runter, was vermutlich immer noch viel zu viel ist). 

In Ubud angekommen herrscht absolutes Verkehrschaos, ein richtiger Kulturschock nach Australien. Es ist ziemlich schwierig zu beschreiben, aber wir kommen aus einem riesigen Kontinent, auf dem 23 Millionen Menschen leben und hier auf Bali leben 2,3 Millionen auf engsten Raum zusammen. Und Indonesien ist halt trotz aller Beteuerungen ein dritte Welt Land, das sollte man nicht vergessen.  

Unsere Unterkunft liegt in einer Nebenstraße und macht auf den ersten Blick keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Nun, immerhin sind wir angekommen, das Abenteuer Bali kann beginnen. 

 

3.4.2023 Ubud/Bali 

Eines der Dinge, die uns scheinbar auf unserer Weltreise zu verfolgen scheinen, ist der Schimmel in den Räumen. Wir müssen gestehen, dass wir auf Fidschi, das auch ein wenig provoziert hatten, immerhin war das Resort auf der 2. Insel (Tavewa), im Verhältnis extrem günstig gehalten. Dass dann so etwas vorkommen kann, damit sollte man rechnen. Außerdem gab es so gut wie keine Bewertungen auf Booking.com, also auch wenig Anhaltspunkte. 

Hier auf Bali liegen die Dinge aber vollkommen anders: Das Arimba at Bisma ist eher mittelpreisig im Vergleich zu anderen Unterkünften in Ubud, also sollte ein gewisser Standard erfüllt sein. Die Bewertungen in der booking.com-App waren auch alle ziemlich überzeugend (ein Schnitt von 8,7/10!) klingt gelinde gesagt überragend. Wir haben nach einigen Bewertungen auch schon so unsere Vermutungen, wie das zustande kommt, dazu aber gleich was. 

Im Zimmer roch es gleich nach der Ankunft nach Schimmel – Flo ist da mittlerweile echt angesäuert und reagiert ziemlich empfindlich, ist ja nicht das erste Mal.  

Am heutigen Morgen haben wir dann auch endlich die Möglichkeit auf Ursachensuche zu gehen: Es sind die Vorhänge, die tatsächlich Schimmelflecken aufweisen (großflächig, echt ätzend).  

An der Rezeption vorgesprochen, bekommen wir ein neues Zimmer angeboten, welches noch viel schlimmer riecht – jetzt im Ernst, das kann man doch so nicht anbieten…? Immerhin einigen wir uns darauf, dass die Vorhänge verschwinden, also rausgenommen werden und siehe da: Es wirkt Wunder, der Modergeruch ist kaum noch wahrnehmbar (vermutlich steckt der sowieso in den Wänden). Interessanterweise blieben die Vorhänge im anderen Raum an Ort und Stelle – der nächste Gast wird sich freuen.  

Das sind so Sachen, die für uns schwer nachzuvollziehen sind – warum nicht auch gleich entfernen? 

Nun gut, das Frühstück in der Unterkunft ist wenigstens okay – ihr hört schon raus, so richtig begeistert sind wir von Bali nicht bisher – vielleicht ist die Fallhöhe auch einfach extrem, wenn man sich im Netz die Bilder anschaut, wer weiß? 

Unseren ersten Tag verbringen wir mit der Erkundung von Ubud. Kurz zusammengefasst: Der Ort ist extrem touristisch, total überfüllt (es ist Off-Season!), dreckig und laut. Das Essen und die Getränke sind unfassbar billig (und Stand bis jetzt auch qualitativ gut), aber von Entspannung bis dato keine Spur und schon am ersten Tag haben wir das Gefühl, dass 7 Tage viel zu lang sind und wir besser früher abreisen sollten. 

Saraswati Tempel in Ubud – ein bisschen Ruhe inmitten des Trubels.

Am späten Nachmittag laufen wir noch zum „Affenwald“ bei Ubud. Auch hier – massenweise Touris, Menschenmassen wohin man sieht. Doch das ist nicht das Schlimmste an der ganzen Geschichte, für die wir zusammen knapp 10 Euro Eintritt zahlen. Dazu jedoch später im Tagebuch mehr. 

Sehr neugieriges Kerlchen 🙂

 

 

4.4.2023 Ubud/Bali 

Wie so oft im Leben ist der erste Eindruck schlimmer als man denkt – vielleicht gilt das für Bali auch – zumindest sieht die Welt am zweiten Tag schon ein wenig anders aus. Vielleicht stimmt auch einfach das Sprichwort, dass der Mensch ein Gewohnheitstier sei. Wie auch immer: Wir planen für heute einen Ausflug zu den berühmten Tegallalang Reisterrassen. Klar ist auch hier: Es werden massenweise Touris vor Ort sein, immerhin kennt sogar Flo diesen Ort (und der hat sich mit Bali wirklich nicht viel auseinandergesetzt). Daher brechen wir möglichst früh auf, in der Hoffnung noch vor den Massen vor Ort zu sein.  

Wir probieren dafür die App „Grab“ (das Uber von Bali) aus, welches uns einen Fahrer für ca. 10 Euro vermittelt (klingt teuer, aber ist vermutlich einfach den steigenden Benzinpreisen geschuldet).  

Auf den Weg zu den Reisterrassen, beschwatzt uns der Fahrer, welche Orte wir unbedingt noch sehen müssen (unter anderem irgendein Tempel in Ubud, den wir auch zu Fuß erkunden könnten, Kaffeeplantagen und natürlich Restaurants – Tourifallenalarm…).  

Vielleicht nicht klug, aber zumindest bequem, suchen wir selbst ein paar weitere Ziele während der Fahrt heraus und verhandeln mit dem Fahrer dann einen Festpreis. Am Ende bekommt er 35 Euro für den ganzen Tag. Das klingt jetzt lächerlich wenig, aber im Grunde ist das für die Fahrer auf Bali unfassbar viel.  

An den Reisterrassen angekommen ist bereits ein wenig los, aber kein Vergleich zu dem, was eine gute Stunde später an Menschenmassen entlangströmen. Und ja, was soll man sagen… Der Ort ist unzweifelhaft schön. Keine Frage. Aber für uns wird zum ersten Mal klar, wie sehr das Bild von Bali von Instagram und Co. verfälscht wird. Es würde hier den Rahmen sprengen, alles aufzulisten, aber nur ein Beispiel: Vor Ort gibt es Schaukeln, die gegen Geld genutzt werden können. Dabei gibt es immer ein paar Balinesen, die dann die Schaukel anwerfen (damit auch ja das richtige Foto entsteht). An anderen Orten kann man sich als Reisbauer „verkleiden“ – klingt jetzt vielleicht kleinlich, aber wir finden es einfach nicht richtig, denn das ist Knochenarbeit und was dann im Netz gezeigt wird, hat überhaupt nichts damit zu tun. Am Ende bleibt ein bitterer Nachgeschmack – klar, es ist schön, aber es ist auch klar, dass das nichts, aber auch gar nichts mit der Realität dieser Menschen gemein hat. Das muss man wissen, wenn man sich darauf einlässt. Wir tun es nicht und fahren nach ein paar Fotos weiter.  

Wirklich sehenswert – die Reisterrassen bei Ubud.

Der nächste Stopp, den wir rausgesucht haben, ist der Pura Tirta Empul Wassertempel. Für Balinesen ein heiliges Zentrum der Reinigung und Spiritualität.  

Man kann eigentlich nur darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Dachten wir, dass die Terrassen touristisch sind, so ist das ein schlechter Scherz. Die Quelle im Tempel ist nett anzusehen, an sich glauben wir, dass die Anlage einen gewissen Charme hätte, aber sie wird leider komplett ausgeschlachtet.  

Der Negativhöhepunkt ist aber der Ausgang, der einem Spießrutenlauf ähnelt. Von allen Seiten wird man bedrängt, man müssen Dies und Das kaufen, super aufdringlich, so etwas kennen wir aus Marokko und anderen arabischen Ländern und überhaupt, wir haben jedes, wirklich JEDES Verständnis für die Situation dieser Menschen, vermutlich hängt so viel daran, dass sie ihren Schrott (entschuldigt die Aussage, aber das ist alles Chinaware), an die Touris verkaufen. Aber je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr kommt man zu dem Punkt, wie menschenverachtend Bali in seiner Gesamtheit eigentlich ist – und wir fragen uns: Warum wird das nicht auch auf Instagram gezeigt? 

Auf dem Weg zur letzten Station, dem Gunung Kawi, erwarten wir eigentlich nichts mehr und daher sind wir umso positiver überrascht – der Tempel, der teilweise in den Fels geschlagen wurde, ist fast verwaist – kaum jemand hier, dabei ist das so viel interessanter und ansprechender als dieser Wassertempel. So ein bisschen rettet der Besuch uns den Tag. Zurück in Ubud gönnen wir uns ein verspätetes Abendessen in einem Resort mit fantastischer Aussicht. 

Gunung Kawi Wassertempel – endlich mal fast alleine!

Und auch hier kommen wir wieder an einen Punkt, der uns mit Bitterkeit zurücklässt: Während wir oben auf einer bühnenartigen Konstruktion unser selbst für balinesische Verhältnisse extrem teures Essen zu uns nehmen, haben wir einen direkten Blick auf Bauarbeiter, die mit bloßen Händen eine Verkleidung abreißen. Armut und Reichtum so komprimiert und optisch so gegenübergestellt – man fühlt sich direkt in eine Szene aus die „Tribute von Panem“ erinnert.
 

5.4.2023 Ubud/Bali 

Nachdem der gestrige Tag ein wenig Verbesserung hinsichtlich der Stimmung mit sich gebracht hat, wir aber auch gleichzeitig super enttäuscht von vielen Dingen waren, hat Caro für heute einen balinesischen Kochkurs rausgesucht – zugegeben, Flo ist jetzt nicht der wirkliche Koch, aber wir freuen uns beide darauf, ein wenig haben wir die Hoffnung, nicht in eine Tourifalle getreten zu sein. Wissen können wir es natürlich erst im Nachhinein, aber zumindest ist die Hoffnung da. 

Und die sollte nicht enttäuscht werden.  

Eine kleine Randnotiz: Heute auf den Tag sind wir vor 5 Monaten in Deutschland abgereist – Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Manchmal kommt es uns wie gestern vor.  

Der Kochkurs besteht aus nicht mal 20 Teilnehmern und unsere Lehrerin ist extrem witzig und gibt super viele Informationen weiter (ob die alle stimmen, who knows, aber ausprobieren kann man es sicher mal). Das Essen, was wir gemeinsam kochen ist super lecker und auch wenn es lange dauert, wir haben echt Spaß dabei (Flo denkt sogar nach, das mal in Deutschland auszuprobieren – schaden kann es sicher nicht). 

Außerdem bietet der Kurs die Möglichkeit, in Kontakt zu anderen Touris zu treten, die über mehr als ein „könnt ihr ein Foto von uns machen“ hinausgehen. So lernen wir ein nettes Pärchen aus den Niederlanden kennen, mit denen wir auch nach dem Kurs noch ein paar Reiseerfahrungen austauschen. 

Ihr erinnert euch noch an den Affenwald? Darauf möchte ich nun zurückkommen. Bitte, wirklich bitte, tut euch selbst den Gefallen und unterstützt so etwas nicht. Die Affen werden gezwungen vor Ort zu bleiben und notfalls mit Gewalt daran gehindert, die Gegend zu verlassen. Das klingt wie ein schlechter Scherz, aber sie werden durch „Wachen“ mit Zwillen (Gummischleudern) in den Wald zurückgetrieben, sollten sie versuchen auszubüxen. Wir haben selbst gestern einen dieser Wächter gesehen, dachten uns dabei aber, dass er dafür sorgt, dass die Affen nicht in die Resorts eindringen (was nicht nett, aber irgendwie noch nachvollziehbar wäre…) Als wir die Story hören, können wir es eigentlich gar nicht fassen – aber am selbigen Tag sahen wir auch einen Affen mit einer offenen Kopfverletzung, die sehr danach aussah, als hätte ihn irgendwas dort ziemlich heftig getroffen (vielleicht ein kleiner Stein, abgeschossen mit einer Zwille?) Auf jeden Fall kommt nach kurzer Recherche heraus, dass es offensichtlich stimmt.  

Nebenbei wird auf Bali auch noch das Elefantenreiten angeboten. Jeder sollte mittlerweile wissen, dass das unfassbar grausam ist – und wenn so etwas gemacht wird, warum dann nicht auch die Affen mit Gewalt vor Ort behalten – sie bringen ja Geld ein. Also bitte, bitte, unterstützt das nicht, wir haben es leider getan und würden es gerne rückgängig machen.  

 

6.4.2023 Ubud/Bali 

Für heute ist Entspannung angesagt, bedeutet, wir haben nichts geplant, da wir eigentlich keine Lust haben, eine vorgefertigte Tour zu buchen – die Chance, in eine klassische Tourifalle zu laufen ist einfach zu groß, hatten wir jetzt genug. Außerdem ist es auch mal ganz schön, nichts zu tun (wobei das auch nicht ganz richtig ist, wir arbeiten am Blog und Instagram weiter). 

Die nächsten drei Tage können wir ziemlich einfach zusammenfassen, da wir uns eigentlich hauptsächlich in Ubud aufhalten und an diversen Projekten arbeiten. Caro bearbeitet unsere Videos und Fotos, plant die nächsten Schritte, Flo arbeitet am Tagebuch (gut so viel Arbeit sind die Tage jetzt hier nicht) und an seinem Projekt – einen eigenen Fantasyroman endlich rausbringen. 

Dazwischen tingeln wir von Café zu Café, lassen es uns gutgehen und Essen in verschiedenen Restaurants, um eine möglichst breite kulinarische Bandbreite abzudecken. 

Eigentlich wollte Flo auch noch einen Roller mieten, aber der Verkehr in Ubud ist dermaßen heftig, dass wir das auf Canggu verschieben.  

Außerdem wollen wir uns am letzten Abend massieren lassen, leider fällt das ins Wasser, da wir nicht vorreservieren und am Tag dann alles ausgebucht ist – dumm gelaufen, ist halt Wochenende und deswegen High-Life.  

Wir blicken mit gemischten Gefühlen auf Ubud zurück. Kulinarisch ist Bali echt sehr zu empfehlen, das Essen ist wirklich gut und günstig, man bekommt sehr viel für sein Geld geboten. Anders sieht es mit den Unterkünften aus. Wir haben den Dreh da leider irgendwie noch nicht so raus, aber naja, nächster Stopp: Canggu. 

 

9.4.2023 Canggu/Bali

Wir erhoffen uns bei unserer Abreise ziemlich viel von Canggu – allem voran endlich ein normales Zimmer mit normalen Betten und keinem Schimmel zu bekommen. Und tatsächlich: Als wir in unserer Unterkunft, den Kubudiuma Villas ankommen und unseren Bungalow beziehen sind wir überglücklich: Endlich kein schimmeliges Zimmer mehr! 

Leider währt die Freude nicht besonders lange: Wir müssen schon an nächsten Tag umziehen, weil Flo das vergeigt hat mit dem Buchen. Naja, aber zumindest für heute ist die Nacht gerettet. 

Am Abend gehen wir dann nochmals runter an den Strand und hier trifft uns beinahe der Schlag. Es ist kurz vor Sonnenuntergang, wir haben erwartet, dass wir nicht die einzigen sind, aber die Menschenmassen schockieren uns dann doch. Einfach unfassbar, Beachclub reiht sich an Beachclub. Wir können es nicht anders sagen, aber der Pantai Pererenan Beach ist einfach ein perfektes Beispiel dafür, wie Massentourismus einen Ort zerstören kann. Und dabei sind wir nicht mal direkt in Canggu, sondern in einem Nebenort.

 

10.4.2023 Canggu/Bali  

Tag zwei und wir müssen leider umziehen. Und es kommt, wie es kommen muss: Unser neues Zimmer hat nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, was wir vorher hatten. Der Raum an sich ist in Ordnung, aber das Bad ist eine totale Katastrophe. Wirklich, das lässt sich kaum beschreiben, es stinkt, es ist dreckig, man möchte nur die Luft anhalten, wenn man das Badezimmer betritt, vom Duschen ganz zu Schweigen.  

Natürlich ist die Stimmung wieder im Keller, aber so langsam scheinen wir rauszukriegen, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt. Weil es ist schon erstaunlich: Wie kriegen solche Anbieter Bewertungen von 8-9 auf Booking, wenn sie verschimmelte Zimmer anbieten? Ganz einfach: Viele Unterkünfte bieten Deluxe und Premium Zimmer an, die weit über dem Durchschnitt liegen und absolut tadellos sind. So auch unser Bungalow. Und dann gibt es die Standard/einfachen Doppelzimmer, oder auch Schimmelbuden genannt. Diese Unterkünfte kriegen dann die miesen Bewertungen ab, aber die Bungalows ziehen den Schnitt dann wieder nach oben. 

Bedeutet für uns in der Zukunft: Standard-Doppelzimmer sind keine Option. Sie mögen vielleicht günstiger sein, aber im Ernst Leute – wenn es dafür nach Schimmel und Keller riecht – no way – dann geben wir lieber 6 Euro mehr aus (so groß war der Unterschied tatsächlich am Ende. Eigentlich eine Frechheit. Leider gab es keine Möglichkeit, upzugraden und am Ende sagen wir uns auch: Es sind nur zwei Nächte – wir werden es überstehen. 

Am Abend laufen wir dann nochmal ins Zentrum von Canggu und sind gewissermaßen entsetzt. Ubud war ziemlich touristisch und es war viel los. Aber es hatte wenigstens noch einen Teil seiner Kultur bewahrt. Canggu wirkt wie Ballermann auf uns, absolut auf Touristen ausgelegt, was dazu führt, dass eine Bar nach der anderen um die Gunst der Besucher buhlt. Ein Abend reicht für uns um zu sagen: Brauchen wir nicht mehr. 

 

11.4.2023 Canggu/Bali

Wir entscheiden uns am Morgen dann doch noch nach einem weiteren Zimmer zu fragen, was dann hoffentlich frei wird und tatsächlich – es steht eins zur Verfügung.  

Nicht, dass es viel besser ist: Es stinkt genauso nach Keller wie unser Zimmer in Ubud, aber dafür ist das Bad wenigstens nutzbar.  

Am frühen Nachmittag mieten wir dann auch endlich einen Roller. Der Verkehr scheint hier so weit erträglich zu sein, dass man es versuchen kann. Das letzte Mal ist Flo in Thailand gefahren, das ist 7 Jahre her und dementsprechend muss man erst Mal wieder reinkommen. Mit einer Person hinten drauf ist das auch nochmal eine komplett andere Geschichte. 

Für uns beide geht es mit dem Roller zum Tanah Lot Tempel – UNESCO-Weltkulturerbe und Flo erwartet schon wieder eine Tourifalle. 

Wir sind positiv überrascht: Es ist viel weniger los als erwartet, der Verkehr unterwegs ist trotzdem mörderisch, also es ist wirklich gefährlich hier zu fahren, vor allem als Anfänger. Aber da wir auf Nusa Penida ebenfalls mit dem Roller unterwegs sein wollen, müssen wir ja irgendwo anfangen. 

Was eher uncool ist: Der Eintritt für den Tempel schlägt mit insgesamt 120.000 Rupien zu. Das sind knapp 8 Euro. Ganz schön heftig für Bali. Aber immerhin haben wir am Ende den Tempel (von Außen) gesehen und eine kleine Rollerlehrfahrt gemacht.  

Tanah Lot ist nur bei Ebbe erreichbar.

Damit kann Nusa Penida dann morgen kommen. Hoffentlich dann wieder ohne Schimmel im Zimmer (wir haben diesmal penibel auf die Bewertungen geachtet, sollte das jetzt schief gehen, fliegt Flo vermutlich einfach nach Hause).  

12.4.2023 Nusa Penida/Bali 

Wir sind ziemlich glücklich, als wir auschecken und mit unserem Grab-Fahrer in Richtung Fähre fahren. Canggu hat uns jetzt nicht so wirklich gefallen, was aber auch einfach an der Unterkunft liegt. Im Ganzen sind wir von Bali aber bisher einfach nicht überzeugt und so soll es nun Nusa Penida richten. 

Diese Insel liegt nicht weit von Bali entfernt und ist mit der Fähre in ca. 40 Minuten erreicht. Bekannt ist sie vor allem für die Kelinking Beach (einfach mal auf Instagram die Millionen von Fotos checken). Und gleichzeitig soll der Charme Balis von vor 10-15 Jahren erhalten geblieben sein – was ja bedeuten müsste, dass es nur besser wird. 

An sich ist die Insel ziemlich klein und die Infrastruktur deutlich schlechter ausgebaut, was wir auch gleich bei unserer Ankunft bemerken. Die Straßen auf Bali sind abenteuerlich, auf Nusa Penida zusätzlich extrem gefährlich. 

Leider funktioniert hier unsere Grab-App nicht, so dass wir auf einen Taxifahrer angewiesen sind – 200.000 Rupien werden für 20 Minuten Fahrt verlangt. (Nur zum Vergleich, die 90-minütige Fahrt von Canggu zur Fähre kostete weniger). 

Nun gut, das ist halt Marktwirtschaft, die Jungs sind ja auch nicht blöde.  

Unsere Unterkunft (Mamaras Guest House) entpuppt sich aber als Volltreffer. Die Anlage ist wunderschön, unser Bungalow schimmelfrei und wirklich gepflegt. Es liegt etwas im Nirgendwo, aber es gibt ein paar Warungs und ein paar Unterkünfte in der Nähe – sonst nicht viel, ein paar Häuser, in denen die Locals wohnen, das wars.  Trotzdem können wir schon nach dem ersten Abend sagen: Nusa Penida gefällt uns besser als Bali. 

Hier fühlen wir uns richtig wohl.

13.4.2023 Nusa Penida/Indonesien 

Die erste Nacht ist seit langem Mal wieder richtig erholsam und als wir am nächsten Morgen aufwachen, regnet es. Und zwar nicht gerade wenig, so dass wir gezwungen sind, den größten Teil des Tages auf der Terrasse zu sitzen, was aber nicht zu verkehrt ist. Irgendwie ist es auch mal schön, nicht so viel zu tun zu haben. 

Gegen Nachmittag klart es dann ein wenig auf und wir wagen uns einen Roller zu mieten – kostet hier 5 Euro pro Tag, Sprit muss man selbst zahlen (man übernimmt den Roller so voll wie er gerade ist, auch entspannt diese Regelung).  

Und dann starten wir unseren ersten Roller-Versuch auf Nusa Penida. Ziel: Crystal Bay, etwa 6 Kilometer von der Unterkunft entfernt. Trotzdem dauert der Weg gute 20 Minuten und es ist ziemlich anstrengend und gefährlich, da die Straßen extrem eng sind und man an vielen Stellen 0 Sicht um die Kurven hat. Das wäre an sich nicht so dramatisch, wenn nicht hier auch Autos fahren würden, die im Grunde die ganze Straßenbreite einnehmen – die Straßen sind einfach nicht für Autos gemacht.  

Wir kommen aber unbeschadet an und naja – ehrlich gesagt können wir die Crystal Bay jetzt nicht so sehr empfehlen. 

Ja, die Bucht sieht schön aus, ist aber ziemlich verdreckt und zugemüllt, Warung reiht sich an Warung, es ist voll und stinkt nach Abfällen. Die Wellen sind auch ziemlich stark, so dass sich Schwimmen hier nicht anbietet. 

Crystal Bay.

 

Aber ein paar nette Drohnenshots kommen immerhin zustande. Fazit: Okay, aber kein Must-See auf Nusa Penida. 

 

14.4.2023 Nusa Penida/Indonesien 

Kelinking Beach – oder auch T-Rex Beach genannt, ist eine DER Hauptattraktionen auf der Insel und eigentlich wäre das schon Grund genug, eben dort NICHT hinzufahren. Wir machen es aber trotzdem, fast eine Stunde dauert der Weg mit dem Roller und wie bereits erwähnt, es ist abenteuerlich aber irgendwie machbar – und Übung macht ja bekanntlich den Meister. 

Und ja, die Erwartungen werden erfüllt, es ist die Hölle los. Wir wissen nicht, wie viele Menschen vor Ort sind, aber es dürfte eine mittlere dreistellige Zahl sein und jetzt muss man wissen, dass die Aussichtsplattform insgesamt ein halbes Fußballfeld misst.  

Und es ist heiß, wirklich extrem heiß. Die Aussicht ist wunderschön, aber und jetzt kommt das große Aber: Es ist unfassbar, wie rücksichtslos und dreist die Leute versuchen, hier ihre Fotos zu machen. Es wird gerempelt, auf den Füßen der anderen rumgetrampelt, sich dazwischengeschoben und letzten Endes muss man einfach sagen: Am Ende kommt immer das exakt gleiche Foto raus. Zur Influencerkrankheit aber später noch mehr im Tagebuch. 

Wir entscheiden uns, die Stufen runter zum Strand zumindest bis zur Hälfte zu gehen, lassen es aber dann sein. Erstens kann man sowieso nicht schwimmen, zweitens sieht es von von oben auch besser aus und es ist so heiß, dass der Weg runter bereits eine Tortur ist. 

Wahnsinns Ausblick! Erkennt ihr den T-Rex Kopf?

Nach der Hälfte und ein paar Drohnenflügen drehen wir wieder um und kommen vollkommen erschöpft und durchgeschwitzt (also nass, komplett nass) wieder oben an und ordern in einem der Warungs jeweils eine Trinkkokosnuss. Essen werden wir hier nicht, Tourifallenalarm und ein Blick in die Googlebewertungen zeigt, dass wir richtig liegen. 

Googlebewertungen werden übrigens in den nächsten Tagen immer wichtiger für uns, wenn es darum geht, Unterkünfte oder Warungs rauszusuchen. Dabei lesen wir explizit die schlechtesten Bewertungen, die Guten erscheinen manchmal gefaked. 

Diese Bewertungen führen uns dann auch zu unserem nächsten Ziel. Nachdem wir von der Crystal Bay nur so halb überzeugt waren und Kelinking erwartungsgemäß überrannt ist (wir fragen uns – wie sieht das dann hier eigentlich in der Hauptsaison aus?), wollen wir noch einen Strand abseits der ausgetretenen Pfade aufsuchen. Und wir werden fündig: Puyung Beach – ziemlich unbekannt und der Weg dorthin ist absolut abenteuerlich. 

Zunächst folgen wir einem Trampelpfad (mit dem Roller!), bevor es dann irgendwann gar nicht mehr weitergeht und wir zu Fuß den Weg fortsetzen. Und dann wird es wirklich verrückt, weil wir durch Unterholz und Trampelpfade an Kühen vorbei durch den Dschungel laufen müssen. Hin und wieder tauchen Hütten von Hirten auf, die scheinbar auf die freilaufenden Hühner und Kühe aufpassen. Und wir sind schon fast so weit wieder umzukehren, weil wir den Weg nicht finden, da treffen wir auf zwei Bauern, die auf ihre Herde aufpassen.  

Der Ältere von beiden zeigt uns den Weg und brabbelt währenddessen etwas vor sich hin, aber er lotst uns den richtigen Weg und nach ein paar Minuten erreichen wir schließlich Puyung Beach – und was sollen wir sagen: Es hat sich so was von gelohnt. Außer zwei Deutschen, die von der anderen Seite nach einer Klettertour hier sind, ist der Ort verwaist.  

Der Puyung Beach – diesen Anblick dürfen wir fast alleine genießen.

Der alte Mann verlangt natürlich seinen Lohn – möchte umgerechnet 6 Euro haben – bekommt am Ende 3 und im Nachhinein sind wir gar nicht so sicher, ob das Ganze nicht sogar eine Masche ist, Touris durch falsch aufstellte Schilder in die Irre zu führen (das Schild zum Strand war nämlich falsch aufgestellt).  

Wie dem auch sei – auch das gehört irgendwie ja dazu, auch wenn der alte Mann einen etwas irren Eindruck macht – er spricht auf jeden Fall kein balinesisch, vermutlich ist das Gebrabbel überhaupt keine Sprache.  

Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir wieder in unserer Unterkunft an. Ein erfolgreicher Tag.  

Nachtrag: Die Warungs in unserer Nähe sind übrigens auch richtig gut, günstiges und leckeres Essen, viel besser als auf Bali. 

15.4.2023 Nusa Penida/Indonesien 

Für heute steht die längste Rollerfahrt auf der Insel an. Einmal quer durch und dann wieder zurück. Fast 60 Kilometer liegen vor uns und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Km/h wird das anstrengend. 

Diamond Beach ist das Ziel – und schon die Fahrt dorthin ist erneut ziemlich spannend. Der Weg durch die Insel wird kaum von Touris frequentiert und das merkt man auch. Viele Orte würden auch ins Mittelalter passen (von der Elektrizität mal abgesehen). So sehen wir mehrere Bauern, die ihre Felder PER HAND bestellen. Leute, per Hand (!). Und wir meinen jetzt nicht Tomaten pflücken, sondern knüppelharte Arbeit – in dem Fall waren es Setzlinge stecken. Klingt vielleicht jetzt pathetisch, aber so was zu sehen, erdet dann doch nochmal und zeigt einfach, wie gut wir es in Europa haben, allen Meckereien zum Trotz. 

Vielleicht ist es auch dieser Eindruck, der uns weiter zur Diamond Beach begleitet, wo es genauso wie am Kelinking ausschaut. Massenweise Touris, teilweise extrem rücksichtslos, alle wollen das identische Foto usw.  

Der Strand, den man über eine ziemlich gefährliche Steiltreppe erreichen kann, ist allerdings wunderschön, anders kann man es nicht sagen, aber auch hier: Influenceralarm vom Feinsten. 

Wir meinen, dass jeder ja machen kann, was er möchte. Aber es stößt schon ein wenig sauer auf, wie sehr das Bild von Bali und auch anderen Orten auf der Welt einfach verfälscht wird. NICHTS, aber auch gar nichts davon ist echt. Das ist alles Fake und spiegelt zu 0 die Lebenswelt der Menschen hier wieder. Und dann ist da halt auch noch die narzisstische Seite dieser Leute, die sich durch ihre Rücksichtslosigkeit äußert. Teilweise entstehen echt gefährliche Situationen auf der Treppe, die super schmal und fast nicht gesichert ist, weil kein Platz gemacht wird, das Foto ist wichtiger, immer, überall. Und wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, dass das echt nicht ohne ist – ein Fehltritt und man fällt gute 50-60 Meter in die Tiefe! Die Stufen sind an einigen Stellen maximal 40 Zentimeter breit und die Sicherung ist ein schlechter Witz. Und trotzdem wird der Weg blockiert, geschoben und gedrängelt, Leute, das ist einfach nicht richtig. Lebt euren Narzissmus gerne aus, aber bitte ohne andere Menschen zu gefährden.  

Zum Schwimmen zu gefährlich, zum Ansehen wunderschön – der Diamond Beach.

Ihr merkt, wir sind dahingehend mittlerweile echt genervt, welchen Zweck haben diese verfälschten Bilder, außer irgendwelche Follower neidisch zu machen? Wir machen uns auf jeden Fall einen Spaß daraus und machen unsere eigenen Influencerfotos – Motto: Die hässlichsten Posen am Strand. 

Ziemlich früh machen wir uns auf den Rückweg, wir fahren ja noch über eine Stunde und an einem Strand gibt es dann noch Mittagessen, bevor wir zurück in die Unterkunft fahren, und auf dem Weg passiert es dann. 

Wir quälen uns langsam einen Berg hinauf, in einer Serpentine kommt uns ein Auto entgegen und wir müssen gleichzeitig einem Schlagloch ausweichen. Dabei verlieren wir die Kontrolle über den Roller und landen im Graben (klingt jetzt schlimmer als es ist, nichts passiert, aber das zeigt uns dann am Ende doch nochmal, wie gefährlich diese Straßen sind, vor allem für ungeübte Fahrer. 

Am Ende kommen wir im Dunkeln doch noch Heile an. Morgen geht es weiter nach Gili Air – wir können aber jetzt schon sagen: Nusa Penida hat uns besser gefallen als Bali. 

16.4.2023 Gili Air/Indonesien 

Unser nächster Halt ist die Insel Gili Air, die eigentlich zu Lombok gehört und Teil einer Inselgruppe ist. Wir verlassen damit auch den Bereich Indonesiens, der durch den Hinduismus geprägt ist und damit eine Ausnahme bildet. Der überwiegende Teil der Bevölkerung des Landes sind Muslime. 

Zunächst einmal merken wir davon nichts, wieder fahren wir mit der Fähre, dieses Mal allerdings mehr als zwei Stunden und mit deutlicher Verspätung (einige Passagiere kamen zu spät, also fährt man nicht los – auch ein interessantes Konzept).  

Und so kommen wir um die Mittagszeit auf Gili Air an – und es ist unfassbar heiß, viel heißer als auf Bali und Nusa Penida. Das Eiland misst vermutlich gerade mal 1 Kilometer auf 1 Kilometer (wenn nicht weniger), ist also echt winzig und fast jeder freie Fleck ist bebaut. Im Gegensatz zu Nusa Penida ist es wieder ziemlich touristisch angehaucht. 

Unsere Unterkunft ist nur 10 Gehminuten vom Hafen entfernt und begeistert uns erneut. Das Lucy´s Garden Guest House überzeugt uns, bis auf die Kissen, aber das sind wir ja mittlerweile fast gewohnt. Der Rest ist echt super. 

Und noch eine Entdeckung machen wir: Mamas Pizza. Pizza in Indonesien? Das kann nichts taugen. Weit gefehlt! Zwar ist es dort ein wenig teurer als üblich, aber die Pizzen sind der Wahnsinn – echt italienisch und vermutlich die beste Pizza, die wir außerhalb Europas gegessen haben (wir erinnern uns an der Stelle an Reefton in Neuseeland zurück – das dürfte die schlechteste Pizza aller Zeiten gewesen sein…) 

Schmecken lassen!

  

17.04.2023 Gili Air/Indonesien 

Eine Besonderheit auf den drei Giliinseln: Es gibt keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren (von den Booten mal abgesehen). Das ist in zweierlei Hinsicht super entspannend: Es stinkt nicht so, die meisten Leute sind entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, und es ist einfach auch sicherer. Alternativ gibt es noch die Pferdetaxis, das sind im Grunde mittelalterliche Transporter, mit einer Achse, vor die ein kleines Pony vorgespannt wird.  

Wir genießen es auf jeden Fall und mieten von unserer Unterkunft zwei Fahrräder, mit denen wir die Insel umrunden. An einer netten Bar auf der anderen Seite halten wir an, genießen eine Kokosnuss und Kaffee und gegen Mittag sind wir wieder zurück. 

Mit dem Fahrrad auf Gili Air unterwegs.

Das war der schöne Teil des Tages, weniger schön ist das Problem, welches unsere Drohne seit Nusa Penida hat. Die Verbindung von der Steuerung zur Drohne bricht in letzter Zeit häufiger ab, manchmal schon nach wenigen Metern und der Fehler lässt sich leider nicht sinnvoll reproduzieren. Flo ist schon ne ganze Weile daran, das Problem zu lösen, doch leider verschärft es sich immer mehr. Vielleicht müssen wir in Denpasar oder in Malaysia einen DJI-Store aufsuchen, wir versuchen es aber erst mal so.  

 

18.04.2023 Gili Air/Indonesien 

Unseren letzten Tag auf Gili Air möchten wir mit einem kleinen Highlight abschließen. Die Inseln sind nämlich ein ausgesprochenes Taucher- und Schnorchelparadies. 

Deswegen haben wir für heute eine private Schnorcheltour gebucht: Kostenpunkt – 48 Euro für 2 Personen, 1 Boot, 1 Guide und einem Fahrer. Wahnsinnig günstig hier. 

Dafür werden wir am Anfang auch ein wenig enttäuscht – der Coralgarden überzeugt nicht, klingt vielleicht hart, aber wir sind da von Fidschi einfach so verwöhnt und wir haben echt viele Korallen mittlerweile gesehen. 

Die zweite Schnorchelstelle ist ganz witzig, aber halt wie alles hier total überrannt. Irgendjemand muss irgendwann mal auf die Idee gekommen sein, Statuen unter Wasser zu versenken und damit eine künstliche Touriattraktion zu erschaffen und ehrlich gesagt – es sieht schon cool aus, aber es sind auch mehr als 30 Leute im Wasser. Ist jetzt nicht so das tollste Erlebnis. 

Dafür erwartet uns danach das absolute Highlight und hätten wir das vorher gewusst, so wäre die Vorfreude noch größer gewesen. Die Gilis sind absolutes Schildkrötenparadies. Und das soll nicht übertrieben klingen. Am dritten “Schnorchelspot” (man kann auch einfach im flachen Wasser stehen) sehen wir mehr als ein halbes Dutzend der Tiere friedlich das Seegras fressen – teilweise keine 5 Meter vom Strand entfernt. Und sie haben überhaupt keine Angst, im Gegenteil, man muss beinahe aufpassen, dass man nicht drauftritt. 

Entspannte Beachvibes

 

19.4.2023 Sidemen/Bali 

Eigentlich waren unsere Erfahrungen hinsichtlich Balis bestenfalls halb optimal und uns haben die anderen Inseln viel besser gefallen. Warum wir dann ausgerechnet hierher zurückkehren wissen wir selbst nicht so genau – Zwar geht unser Flug nach Malaysia von Denpasar aus, aber wir haben noch eine gute Woche Zeit. 

Nun, irgendwie haben wir uns dann doch entschieden, Bali eine zweite Chance zu geben. Diesmal abseits von Ubud, Kuta, Canggu und Co. Unsere Unterkunft liegt in Sidemen, in Ermangelung an Unterkünften in Munduk. 

Davor müssen wir aber wieder einmal mit der Fähre erst mal zurück und natürlich starten wir auch erst eine Stunde später (offensichtlich kommen die Passagiere häufiger zu spät…). 

Wir landen also deutlich später in Padang Bai als gedacht. Und noch etwas stößt uns sauer auf. In Indonesien und auch in anderen asiatischen Ländern ist es normal, dass Taxifahrer sich wie die Fliegen auf die Passagiere der Boote stürzen. Soweit nichts Neues und sind wir auch gewohnt, ignorieren und gut ist.  

Hier erreicht das aber ein ganz neues Level, da wir schon beim Ausstieg dermaßen bedrängt werden, dass es kaum möglich ist, überhaupt vom Boot zu kommen. Und danach geht der Spießrutenlauf weiter – man wird verfolgt, wir flüchten dann letztlich in ein kleines (geschlossenes) Café, doch auch hier wird weiter Druck gemacht. Flo ist, was das angeht, ja auch schon andere Länder gewöhnt, aber das ist einfach eine Spur zu heftig.  

Der Spaß geht aber noch weiter. Wir entschließen uns, vor Ort noch eine Kleinigkeit zu essen, immerhin wird es ziemlich spät sein, wenn wir in unserer Ankunft ankommen, doch selbst dann wird weiter gemacht. 

Der Höhepunkt erfolgt aber beim Verlassen des Cafés. Wir haben – ganz bewusst – einen Fahrer mit der Grab-App organisiert. Und das geben wir auch kund, weil sonst werden wir die Taxifahrer nicht mehr los. Die sind aber davon erstens überhaupt nicht begeistert und zweitens wird dann auch noch gedroht, dass dies verboten sei.  

Wir lassen uns da natürlich nicht einschüchtern. Sollen die Fahrer das untereinander klären, ist uns ziemlich wurscht, was hier für unausgesprochene Regeln diesbezüglich gelten. 

Wir haben aber “Glück” – Zitat – da der Fahrer bekannt sei und wir mitfahren dürfen. Aha – sehr nett aber auch, danke für nichts. 

Also unser erstes Fazit dahingehend ist vernichtend – so aufdringlich wie in Padang Bai haben wir das noch nie erlebt. 

Aber nun was Erfreuliches: Das Gong Wi Homestay in Sidemen ist der Wahnsinn! Wirklich, die beste Unterkunft, die wir bisher hatten (preislich auch nicht teurer, als die davor) und die Landschaft ist umwerfend schön.  

Kurz: Wir sind einfach begeistert und so froh, dass wir Bali doch noch von seinen schönen Seiten sehen dürfen. Wirklich, der Ort revidiert alle unsere Erfahrungen, die wir zuvor gemacht haben. Echt schön hier und wir freuen uns, die nächsten vier Nächte hier bleiben zu können. 

Abendstimmung in Sidemen.

20.4.2023 Sidemen/Bali 

Sidemen ist auch am zweiten Tag ein “hidden gem”, wenn man es so nennen möchte. Tatsächlich sind die Touristenströme scheinbar noch nicht bis hierher gekommen, die Infrastruktur ist zwar größtenteils schon da, aber verglichen mit den anderen Teilen Balis, ist es hier sehr ruhig – zumindest soweit wir das beobachten können.  

Eines der Dinge, um die man auf Bali kaum drumherum kommt, sind Wasserfälle. Instagram ist voll von Fotos (die alle gestellt sind), und in Ubud gab es sogar Tagestouren, die 5-6 Wasserfälle abfuhren. Muss man sich mal vorstellen, wer macht so was? Am Ende ist es ja dann doch nur ein Wasserfall. 

Da wir uns das bisher erspart haben, geben wir jetzt hier in Sidemen dem Ganzen nochmal eine Chance und besuchen den Gembleng Wasserfall, ca. 15 Minuten mit dem Roller von unserer Unterkunft entfernt.  

Und wir werden auch hier nicht enttäuscht. Es ist schön, ein paar Touristen sind da, aber das ist alles komplett harmlos im Vergleich zum Massentourismus in Ubud und Umgebung. Dafür gibt es eine klare Empfehlung unsererseits und wir verbringen mehrere Stunden vor Ort – inklusive obligatorischer Trinkkokosnuss. 

Entspannt hier.

Apropos Essen. Am Abend finden wir noch ein nettes Warung, in dem wir für 3-4 Euro pro Mahlzeit, inklusive Getränk, satt werden und es schmeckt unfassbar gut. Wieder einmal zeigt sich auch hier: Ein gutes Restaurant muss nicht immer fancy aussehen. Häufig findet man mehr Schein als Sein, das gilt auch für gutes Essen auf Bali. 

 

21.4.2023 Sidemen/Bali 

Unser nächster Tag in Sidemen ist ziemlich vollgepackt. In unserer Unterkunft wird ein “Kurs” angeboten, in dem man lernt, traditionelle balinesische “Offerings” (Opfergaben) für die verschiedensten Götter zu basteln. 

Tatsächlich machen die Balinesen so etwas täglich, es ist also ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und man findet diese Opfergaben so ziemlich überall (teilweise einfach auf dem Bürgersteig oder irgendwo im Garten versteckt).  

Kann also nicht so aufwendig sein, wenn die Teile täglich zu Dutzenden verteilt werden, oder? 

Falsch gedacht – wir stellen uns ziemlich ungeschickt an, die komplett aus Bambus hergestellten Offerings zusammenzufalten und wir brauchen extrem lange, trotz Hilfe. Zum Vergleich: Geübte Balinesen brauchen keine Minute, um ein Offering zu falten. Wir brauchten mehr als 15 Minuten für nur ein einiziges (mit Hilfe). 

Um die Mittagszeit fahren wir mit unserem Roller rüber zu den Reisterrassen. Hier sieht alles ein bisschen ursprünglicher aus als zB bei den Reisfeldern in Ubud. 

Und als Höhepunkt des heutigen Tages gönnen wir uns abends noch eine balinesische Massage für umgerechnet 15 Euro – zusammen – für eine Stunde. 15 Euro, die sich wirklich lohnen ausgegeben zu werden. Auch hier eine klare Empfehlung. 

22.04.2023 Sidemen/Bali 

Leider neigt sich unsere Zeit in Sidemen auch schon wieder dem Ende zu. Wir wären sehr gerne viel länger geblieben und mit der Zeit hier, endet auch langsam unser Aufenthalt in Bali. In vier Tagen sitzen wir schon wieder im Flieger nach Kuala Lumpur – Malaysia und bald darauf soll es weiter nach Thailand gehen. Also viel Organisation und Planungsaufwand, der betrieben werden muss. Und das leider zurecht, da wir in den letzten Wochen gelernt haben, wie wichtig eine umfassende Recherche hinsichtlich der Unterkünfte und Co. Ist. Preise wollen verglichen, Google-Bewertungen analysiert und Angebote ausgewertet werden. Das kostet unfassbar viel Zeit, ist aber auch einfach wichtig, da gerade auf Booking.com die Bewertungen häufig über Missstände hinwegsehen (oder, wie bei uns passiert, Bungalows extrem gut bewertet werden, die Zimmer aber eine Katastrophe sind – da bringt mir die insgesamt gute Bewertung wenig, wenn keine Bungalows mehr verfügbar sind und man in einer Bruchbude schlafen muss). 

Abschied aus Sidemen.

Außerdem gibt es Neuigkeiten von Flos Drohne – nach einiger Recherche und Hilfe in diversen Foren ist zumindest die Ursache gefunden und sie fliegt zumindest wieder. Ganz wohl fühlt er sich dabei nicht, aber immerhin ist das Gerät flugfähig. 

Und noch eine Sache hat Flo in den letzten Tagen verstärkt in Angriff genommen: Sein eigenes Buch weiterschreiben (bzw. überarbeiten). Ein Releasedatum gibt es noch nicht, es soll aber 2023 endlich fertig werden. 

23.4.2023 Ubud/Bali 

Uns fällt der Abschied aus Sidemen wirklich schwer, allen voran, weil wir wieder nach Ubud zurückkehren – unsere erste Anlaufstelle in Bali. Und eigentlich haben wir beide überhaupt keine Lust die überfüllte, dreckige und laute Stadt nochmals zu besuchen (ja, warum geht ihr dort nochmals hin?) Gute Frage – einfach, weil der Flughafen um die Ecke ist und wir nicht noch näher an Denpasar ranwollten. Ist jetzt kein wirklich überzeugendes Argument, wissen wir.  

Andererseits wollten wir auch nochmal den Feuertanz sehen, der hier 2x die Woche aufgeführt wird. Und zumindest in einer Hinsicht überrascht uns Ubud dann doch noch. Unsere Unterkunft ist top – wirklich richtig gut! Kein Vergleich zu dem Schimmelloch und ist am Ende in etwa genauso teuer. So viel zum Thema Recherche…. aber man lernt bekanntermaßen aus Fehlern. 

 

24.4.2023 Ubud/Bali 

Am Abend des heutigen Tages steht der Feuertanz in einem Tempel auf dem Plan. Wie kann man sich das vorstellen? Im Grunde genommen ist das eine Theateraufführung unter freiem Himmel, in einem der unzähligen Tempel. 

Man sitzt im Grunde halbkreisförmig um eine große Fläche, auf der dann das Schauspiel stattfindet. So weit, so gut und das war es dann auch schon mit dem, was man so als Europäer kennt.  

Der Eindruck von der ganzen Veranstaltung ist sehr schwer in Worte zu fassen, da die meiste Handlung über Tanz und Gesang erzählt wird, Götter und Figuren eine Rolle spielen, die uns vollkommen fremd sind – und wir natürlich die Sprache nicht verstehen. Insofern bekommen wir nur ganz rudimentär mit, worum es eigentlich geht (Mord und Totschlag, ein Riese, der gegen eine Armee kämpft, eine Affenarmee und ein großer mystischer Vogel). Welche Rolle die einzelnen Figuren spielen, ob sie “gut” oder “böse” sind, wird uns nicht klar. 

Am Ende wird alles durch eine wirkliche Feuerperformance gekrönt. Wir dachten, hier wird um Feuer getanzt, aber es kommt ganz anders:  Ein Solo-Künstler umkreist tranceartig in einem Pferdekostüm brennende Kokosnuss-Schalen. Bis er dann mehrmals mit seinen bloßen Füßen in die Glut tritt und diese sogar in Richtung Publikum kickt. Während der gesamten Vorführung hat er die Augen geschlossen. Nichts passiert, aber beeindruckend und ein wenig angsteinflößend ist das schon. Schlussendlich wird er dann von 2 Männern “geweckt”, sackt zusammen und hat sichtlich schwarze, verkohlte Füße! 

Aber auch so lohnt sich der Besuch und ist eine der wenigen Touristenattraktionen, die wir in Ubud auch weiterempfehlen würden. Eintritt: 6 Euro pro Person für 90 Minuten. 

  

25.4.2023 Ubud/Bali 

Eigentlich wollten wir uns heute nochmals massieren lassen, aber das, wovor sich alle Balitouristen gleichermaßen fürchten und was wir irgendwie vier Wochen lang vermeiden konnten, hat nun Caro erwischt. Die Rede ist vom berühmten Bali-Belly – oder einfach gesagt, eine Magenverstimmung aufgrund unhygienischer Umstände, was mit Durchfall und Bauchkrämpfen einher geht. Das ist jetzt keine richtige Lebensmittelvergiftung, aber unangenehm ist es dennoch und so sagen wir an unserem letzten Tag die Massage ab. 

Morgen fliegen wir dann weiter nach Kuala Lumpur und wir freuen uns wirklich darauf, endlich auch von Bali und Indonesien wieder wegzukommen. Alles in allem waren es jetzt vier Wochen, die sehr interessant, mit vielen Eindrücken gespickt, aber auch anstrengend waren. Ein abschließendes Fazit gibt es dann morgen. 

26.4.2023 Bali und Kuala Lumpur/Malaysia 

Wie versprochen, das heutige Fazit. Wir verlassen Bali mit sehr gemischten Gefühlen und es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, dass wir nicht auch froh sind, die Insel zu verlassen. Vielleicht lässt sich abschließend sagen, dass Bali sehr viel zu bieten hat(te) und es noch Ecken gibt, an denen so etwas wie das ursprüngliche Bali durchschimmert (Sidemen), während andere Ecken eher an Ballermann erinnern (Canggu, Kuta) bzw. so sehr touristisch ausgeschlachtet werden, dass es einfach zu viel wird. Das gilt irgendwie für alle “Highlights” auf Bali gleichermaßen. Ihr könnt euch fast sicher sein, dass die Hotspots immer total überrannt sind – und wir waren NICHT in der Hauptsaison vor Ort, wie das da aussieht, wollen wir uns gar nicht vorstellen.  

Kulinarisch war Bali allerdings sehr lohnenswert und günstig – auch wenn immer ein wenig die Angst vor einer Lebensmittelvergiftung mitisst, haben wir das Essen doch sehr genossen.  

Nusa Penida hat uns ebenfalls sehr gefallen, da es deutlich ruhiger zugeht (außer wieder an den Hotspots – da ist auch hier die Hölle los). Dort sind zwar die Straßen schlechter, aber es gibt gleichzeitig auch viel weniger Verkehr, so dass wir uns sogar zugetraut haben mit dem Roller zu fahren.  

Gili Air wiederum war alleine wegen seinen vielen Schildkröten ein tolles Erlebnis und dadurch, dass es vor Ort keine motorisierten Fortbewegungsmittel gibt, war es auch ein wenig erholsam, trotz der Tourismusdichte.  

Sidemen zum Schluss hat unsere Reise nach Bali tatsächlich nochmals einen positiven Spin gegeben. Ohne diesen Trip wären wir einfach nur enttäuscht gewesen, doch das kleine Dörfchen abseits der Massen, war so friedlich und ruhig, dass wir uns gut vorstellen können, wie Bali vor 10-15 Jahren vielleicht ausgesehen haben mag. Es gibt sie also noch, die schönen Ecken auf der Insel, trotzdem würden wir Bali nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, da die Insel einfach riesige Probleme mit der Infrastruktur hat (Müllbeseitigung, Wasserleitungen) und die Touristen daran auch ihren Anteil haben. Es ist zu viel für diesen Ort und nicht nachhaltig, was hier passiert. 

Und so sind wir auch irgendwie froh, dass wir Bali verlassen und das nächste Reiseziel ansteuern, Malaysia und seine Hauptstadt Kuala Lumpur. 

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