Ausklinker – der Reiseblog gegen Fernweh Teil 17

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Hallo, wir sind Caro und Flo aus Cottbus, beide Anfang 30. Wir haben unsere Jobs gekündigt und uns aus unserem Alltag in Deutschland „ausgeklinkt“, um die Welt zu bereisen.

Wenn euch das Fernweh regelmäßig packt, dann folgt uns gerne auf diesem Blog oder auf Youtube ( (147) Travel Flo – YouTube ) bzw. Instagram ( Flo Kraft (@travel_flo_nz) • Instagram-Fotos und -Videos )

Vorab: Sämtliche Fotos aus Japan wurden von meinem Bruder Sebastian geschossen, der hat einfach die bessere Kamera 🙂

30.6.2023 Tokio/Japan

Japan, das Land der aufgehenden Sonne, bewundert und geheimnisvoll – so stellen wir uns im Westen diesen Ort am anderen Ende der Welt vor. Als nächsten Schritt unserer Reise wollen wir unser eigenes Bild machen.

In Tokio werden wir uns mit zwei Freunden, (Basti und Robert) treffen, wobei Basti auch gleichzeitig Caros Bruder ist. Sie kommen extra aus Deutschland angeflogen, um die nächsten 18 Tage im fernen Osten zu verbringen. Für uns bedeutet das natürlich zunächst einmal: Ab in den Flieger und weiter nach Tokio (Narita). Der Flughafen liegt etwas über 50 Kilometer außerhalb von Tokio. Die Stadt an sich zählt beinahe 14 Millionen Einwohner, für uns Deutsche kaum vorstellbar.

Die Einreise und Gepäckabholung verläuft problemlos, da sind wir ja mittlerweile schon ein wenig geübt. Die Weiterfahrt vom Flughafen zum Hotel ist dann doch schon ein bisschen komplizierter. Grundsätzlich gilt für den Großraum Tokio: Es gibt x verschiedene Anbieter von Zügen, U-Bahnen und S-Bahnen, die alle unterschiedliche Tickets verlangen und Konditionen mit sich bringen. Zwar hätten wir uns einen JR-Pass kaufen können, doch der hätte sich für uns mit Kosten von über 400 Euro nicht gerechnet.
Also versuchen wir es auf eigene Faust und ehrlich gesagt gelingt uns nur mit Hilfe eines Angestellten den richtigen Fahrschein zu lösen. Beim Umsteigen werden die Probleme noch tiefgreifender: Englische Übersetzungen der Stationsnamen? Fehlanzeige – zumindest nicht auf den aufgedruckten Schienenplänen. Und damit nicht genug: U-Bahn und S-Bahn verfügen aufgrund der Masse an Strecken über zwei Pläne! Na dann… Prost Mahlzeit.

Und da soll nochmal einer durchsehen….

Irgendwie kämpfen wir uns dann doch durch das Gewirr und sind am späten Nachmittag am Hotel – geschafft. Da von dem Tag nicht mehr viel zu gebrauchen ist: Kurzer Abstecher ins Umgebungsviertel, ein paar Ramennudeln essen – die kommen aber kalt und mit Eiswürfeln… Ein Sommerspecial. Klingt nicht so geil, ist es auch nicht. Aber was soll´s, ist ja auch nicht das erste Mal, dass wir uns ein wenig beim Essen vergreifen.

1.7.2023 Tokio/Japan

Unseren ersten richtigen Tag in Tokio möchten wir mit der Erkundung der Stadt beginnen. Dies ist einfacher gesagt als getan, bei einer Einwohnerzahl von 14 Millionen im direkten Stadtgebiet. Im Großraum Tokios leben angeblich über 35 Millionen Menschen, unvorstellbar für uns Europäer.

Und damit wir gleich mal einen einprägsamen Eindruck erhalten, führen unsere ersten Schritte zur berühmten Shibuya-Kreuzung. Laut Interneteinträgen ist dies der am meisten frequentierte Straßenübergang der Welt – und was sollen wir sagen? Wir haben nicht mitgezählt, aber es sind verdammt viele Menschen, die kreuz und quer über die Kreuzung laufen. Hat schon ein wenig Festivalcharakter.

Ein ganz normaler Tag in Shibuya.

Unweit davon befindet sich ein mehrstöckiges Kaufhaus, in dem der offizielle Nintendostore und und Pokécenter untergebracht sind (sowie diverse andere Merchshops von diversen anderen Animes, die wir aber nicht kennen).

Im Nintendo-Store – nein, es gibt hier nichts umsonst.

Und es bleibt voll. So voll, dass wir Zeitslots zugewiesen bekommen, in denen wir die Stores betreten dürfen. Ehrlich gesagt sind wir wenig begeistert, uns mit Menschenmassen durch die Stände zu schieben. Schöne Dinge gibt es ebenfalls nicht zu kaufen. Können wir nicht wirklich empfehlen und da uns nach einiger Zeit im wahrsten Sinne die Ohren klingeln (es ist nämlich zusätzlich auch einfach nur laut), setzen wir unseren Weg in die Takeshita-Street fort.

Eines sollte man in Tokio (und vor allem nicht im touristischen Bereich) erwarten: Ruhe. Auch hier schieben sich die Menschen durch die enge Gasse, es ist laut und an jeder Ecke blinkt und blitzt es. Die totale Reizüberflutung – wer es mag – unser Ding ist es nicht und Flo wünscht sich in diesem Moment ehrlicherweise zurück in die australische Weite – ein heftigeres Kontrastprogramm gibt es vermutlich nicht. Caro und Robert kaufen sich ein paar T-Shirts, ansonsten gibt es nicht so viel zu sehen – es sei denn man ist hungrig, dann ist man vor Ort definitiv gut versorgt.

Hunger trifft auf uns nicht unbedingt zu, aber mittlerweile ist Kaffeezeit und Caro hat unweit von uns etwas ganz besonderes rausgesucht: Das Anakuma Café. Was macht diesen Ort so besonders? Ganz einfach: Man wird von einer Bärentatze durch eine Wand bedient – klingt seltsam, ist es auch. Bestellung an einem Automaten eingeben (ähnlich wie bei McDonalds), Geld in eine Bärentatze legen und zack – ein paar Momente später gibt es lecker Kaffee und Tee zurück – alles durch ein Loch in der Wand. Ein bisschen verrückt sind die Japaner ja schon.

Hier bedient euch tatsächlich eine Bärentatze!

Danach geben wir den Ramen nochmal eine Chance, dieses Mal warm und auch hier werden wir auf eine japanische Besonderheit aufmerksam gemacht. Anders als bei uns Europäern sitzt man hier nicht gemütlich beisammen, hier wird kurz gegessen und dann das Restaurant verlassen. Man beschränkt sich also absolut auf das Wesentliche. Ramen und Co. sind in der Hinsicht auch eher unter Fastfood (nur nicht so ungesund) zu verbuchen. Es gibt sogar Restaurants, in denen vorgeschrieben ist, wie lange man sitzen darf. Zeit ist Geld, auch in Japan.

Der lange Tag neigt sich dem Ende zu, wir sind ziemlich fertig von den vielen Eindrücken und trotzdem wollen wir, wenn schon mal vor Ort, dem Meiji-Schrein einen Besuch abstatten. Wird aber nix, der schließt just in dem Moment, als wir ankommen – immerhin strahlt der umgebende Park ein wenig Ruhe nach dem Trubel der Stadt aus. Tokio ist anstrengend, wenn man es nicht gewohnt ist.

2.7.2023 Mount Fuji/Japan

Der Vulkan Fuji gilt als eines der Wahrzeichen von Japan. Ein perfekter Kegelvulkan, der die meiste Zeit des Jahres mit Schnee bedeckt ist. Da Robert und Basti einen JR-Pass besitzen und wir nicht, müssen wir andere Züge nehmen, doch so einfach wie gedacht, ist das gar nicht. Am Bahnhof angekommen wird schnell klar, dass die Busse nach Shimoyoshida ausgebucht sind. Gleiches gilt für die Züge… what?

Jetzt im Nachhinein betrachtet fällt uns auf, dass wir vermutlich einfach einen Fehler gemacht haben und ziemlich easy ein Ticket hätten ziehen können. Zu dem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht so gut, wie das mit den Öffentlichen in Japan läuft. Wie dem auch sei: Wir müssen knapp 2 Stunden warten, bis wir einen Platz im Bus kriegen (die rasend schnell ausverkauft sind) – ja, es ist Sonntag, ja, das Wetter ist schön und man hat einen guten Blick auf den Berg, aber dass Züge „ausverkauft“ sind – das ist neu für uns.

Letztlich kaufen wir mit Hilfe eines Ticketverkäufers ein Hin- und Rückwegticket, so dass wir auf jeden Fall gesichert nach Tokio zurückkehren können und nach zweistündiger Fahrt erreichen wir Shimoyoshida, gegen Tokio ein kleines verschlafenes Nest am Fuße des Mount Fuji. Kontrastprogramm zur Stadt.
Unweit vom Bahnhof gibt es ein paar Straßen, deren Winkel so angelegt ist, dass sie direkt auf den mächtigen Berg deuten – super Fotomotiv, solange man die Autofahrer nicht stört, was scheinbar häufiger vorkommt, denn es ist extra ein Wachmann vor Ort, der den Touristen Beine macht, wenn sie sich auf die Straße stellen.

Wir lassen uns das natürlich nicht nehmen und nutzen einen ruhigeren Moment für einen schönen Schnappschuss – ist auch eine kleine Entschädigung für Mount Taranaki in Neuseeland, der meinte, sich mehrere Tage gar nicht blicken zu lassen.

Das sieht schon beeindruckend aus.

Von dort aus laufen wir zu Fuß weiter in Richtung Chureito Pagode – direkt am Bahnhof gelegen führt ein kurzer Weg einen Hügel hinauf. Etwas oberhalb der Pagode hat man abermals einen wundervollen Blick auf den mächtigen Berg und gleichzeitig die rote Pagode im Vordergrund – ebenfalls ein tolles Fotomotiv.

Mt. Fuji mit passender Kulisse, im Sommer leider ohne weiße Mütze.

Da die Zeit drängt nehmen wir den Zug und fahren weiter nach Kawaguchiko, da von dort aus schon der Rückweg beginnt – eine knappe Stunde haben wir aber noch, bevor wir wieder nach Tokio fahren, also schnell noch einen Abstecher zum Kawaguchi-See gemacht. Kurz zusammengefasst – der kleine, durch die Kawaguchi-Brücke abgetrennte Teil lohnt sich überhaupt nicht. Weder hat man hier freie Sicht auf den Mount Fuji, noch ist der See besonders schön. Vermutlich hätte man weiter, um den größeren Teil herumfahren müssen, dafür reicht aber die Zeit nicht mehr.

Auf dem Rückweg essen wir noch schnell ein paar gebratene Nudeln – mit eines der schlechtesten Essen auf unserer Reise, gibt es besser und leckerer in Deutschland und ist auch nicht unbedingt japanisch. Klassische Tourifalle. Spät abends kommen wir wieder im Hotel an. Morgen gilt wieder Kontrastprogramm: Tokiostädtetour Nummer zwei steht an.

3.7.2023 Tokio/Japan

Am folgenden Tag statten wir dem Meiji-Schrein einen zweiten Besuch ab. Auch hier halten wir uns kurz: Ja, ganz nett, viele schöne Fotomotive, aber auch nicht umwerfend. Hat man nur wenig Zeit, um das Land zu erkunden, ist er aber auf jeden Fall einen Besuch wert.

Eines der Torii im Meiji-Schrein.

Unser Hauptziel für heute sind jedoch die Teamlab Planets Studios. Es ist schwer zu beschreiben, was es damit eigentlich auf sich hat, aber wir versuchen es einfach mal. Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein gigantisches Kunstwerk, welches betreten werden kann. Ähnlich einem Museum kann man durch verschiedene Räume gehen, bzw. wird durch unterschiedliche Abschnitte geführt. Und damit endet dann auch schon die Möglichkeit der Beschreibung, die Fotos sagen mehr aus. Man nimmt im Grunde am Kunstwerk mit all seinen Sinnen Teil, die durch Licht, Schatten und Musik mal in die Irre geführt, mal einfach begeistert werden.

Eine Kunstinstallation der Teamlab Planets Ausstellung. Ein ganzer Raum voller LED-Ketten!

Ist auf jeden Fall einen Besuch und seinen Preis wert. Vollständige Empfehlung unsererseits!

Nicht weit entfernt gibt es einen gigantischen Roboter (wenn nicht in Japan, wo dann?), der vor einem Einkaufzentrum steht und ab 19 Uhr eine kurze Lichtershow abspielt, ganz witzig, wenn man sowieso in der Nähe ist, extra dafür hinfahren braucht man jetzt nicht, es sei denn, man steht auf den Anime. Ihr findet die Statue unter “Unicorn Gundam Statue” auf Googlemaps.

Wer kennt noch Gundam?

Der Blick von dieser Seite nach Tokio ist da schon eher ein Grund, der Gegend einen Besuch abzustatten. Ein 270° Panorama erstreckt sich vor uns und gibt einen Eindruck von der Größe der Stadt – beängstigend und beeindruckend zugleich.

Blick auf die Skyline von Tokio.

Auf dem Heimweg meldet sich dann doch noch der Hunger und wir entscheiden uns typisch japanisch Essen zu gehen – was wohl? Genau – Sushi! Und nicht in irgendeinem Touriort, sondern dort, wo die Locals essen gehen. Und wir haben richtig Glück. Von außen kaum erkennbar, im zweiten Stock eines etwas schäbigen Hauses finden wir einen Eingang zu einer Sushibar – 8 Plätze groß und der Sushichef staunt nicht schlecht, als wir eintreten. Touristen sind hier offensichtlich selten – ein sehr gutes Zeichen. Dummerweise sprechen wir kein Japanisch und der Chef kein Englisch, aber wie es der Zufall will, hilft uns ein Gast aus.

Später kommen noch zwei Geschäftsmänner dazu, die ebenfalls sehr irritiert wirken, vier Europäer an der Bar sitzen zu sehen, die Überraschung weicht aber schnell der Freude und wir werden sogar noch eingeladen und trinken Sake (Reiswein) zusammen. Währenddessen grinst der Sushichef und erzählt irgendetwas, was wir zwar nicht verstehen, aber er scheint sich zu freuen.

Ein tolles Erlebnis und einer der Momente, an die man sich erinnern wird

4.7.2023 Nikko/Japan

Pause von Tokio, die zweite. Für uns heißt das Ziel heute Nikko, Weltkulturerbe und beliebtes Ausflugsziel. Im Grunde kann man hier mehrere Tage verbringen, wir haben leider nur einen, weswegen wir versuchen, die wichtigsten Orte in einem Rutsch zu besuchen.

Unser Weg führt dabei direkt zu den berühmten Tempeln bei Nikko – den Tosho-Gu und die dazugehörigen Gebäude. Wieder ist die Hölle los und unsere Meinung ziemlich zwiegespalten. Ohne Frage: Die Gebäude sind wunderschön, reich verziert, prachtvoll geschmückt und für jemanden, der so etwas noch nie gesehen hat, muss dieser Ort überwältigend sein. Uns hingegen lässt der Eindruck nicht los, dass neben der Spiritualität vor allem das ökonomische Interesse im Vordergrund steht. Die Eintrittspreise sind ziemlich teuer (15 Euro pro Person für den Hauptschrein, jedes Nebengebäude kostet extra) und selbst in den heiligen Tempeln werden Souvenirs verkauft. Wie gesagt, es ist schwer zu beurteilen, aber schön finden wir es nicht, auch wenn die Tempel und vor allem die Verzierungen sehr beeindruckend erscheinen. Aber die Authentizität fehlt leider unserer Meinung nach. Trotzdem ist der Ort auf jeden Fall einen Besuch wert, keine Frage, nur uns gefällt der kleinere, ganz schlicht gehaltene Tempel, ein paar Meter weiter, deutlich besser.

Die Tosho-Gu Tempelanlage in Nikko.

Unterhalb der Anlage befindet sich die berühmte Nikko-Brücke – angeblich über 400 Jahre alt und der Legende nach von zwei Schlangen gebildet. Überqueren ist nur gegen einen Aufpreis möglich (wo wir wieder bei dem oben genannten Punkt sind). Ein schönes Fotomotiv ist sie sicherlich.

Die berühmte rote Brücke. Begehen darf man sie aber nicht mehr.

Unser Weg führt uns weiter zu Kanmangafuchi-Abyss – eine naturbelassene Schlucht, in der in einer langen Reihe Statuen aufgereiht sind, die zum Wasser blicken. Obwohl wir den Sinn nicht verstehen, wirkt dieser Ort sehr mystisch und vor allem ruhig auf uns – eine wahre Wohltat nach den Tourimassen am Tempel – wir sind die einzigen Besucher vor Ort. Ein echter Geheimtipp und wunderschöner Spaziergang, abseits der ausgetrampelten Pfade.

Absolut mystisch und zauberhaft – und niemand ist da!

Und damit endet auch schon unser Aufenthalt in Tokio. Ab Morgen werden wir nach Kyoto weiterfahren. Ehrlich gesagt freuen wir uns sehr, die Megacity hinter uns zu lassen – es ist beeindruckend, aber auch extrem anstrengend.

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