Von „Grüß Gott“ ein kurzer Ausflug zurück zu „Ahoj“ zu einem dem englischen ähnlichen „Helló“ – wir befinden uns nun in Ungarn und schreiben euch diesmal nach einer Gesamtstrecke von 1000 km seit dem Beginn der Reise.
In Wien hatten wir nur 1,5 Tage Zeit – zu wenig, um wirklich viel zu erleben, aber genug um anstehende Aufgaben zu erledigen, eine „Free“-Walking-Tour mitzumachen und um eine weitere Bekanntschaft zu knüpfen. Nachdem wir uns nämlich am Ende der „Free“-Walking-Tour als Low-Budget Travelers geoutet hatten, lernten wir Petra aus Neuseeland kennen. Mit ihr verbrachten wir den letzten wundervollen Abend in Wien. Wir genehmigten uns 1-2 Bier, aßen Spezialitäten der lokalen Küche und weil die Gerichte unsere Mägen nicht wirklich ausreichend füllten weiteten wir unsere gemeinsame Zeit noch weiter aus und besorgten uns im nächsten Billa (einem lokalen Lebensmittel Geschäft) Snacks, um diese bei guten Gesprächen zu verspeisen. Völlig fertig von den vielen Schritten an dem Tag – natürlich haben wir uns kein Ticket für die Öffis geholt – fielen wir am Abend ins Bett um am nächsten Tag mit unserer Reise fortzufahren.
Der nächste wildcampingspot lag ungefähr 8 km vor Bratislava – die Hauptstadt der Slowakei haben wir kaum gesehen. Wir mussten Prioritäten setzen. Doch zurück zum wildcampingspot, denn auch hier stand wieder eine Entscheidung an – unser Lieblingsthema – entweder wir fahren weiter zu einem großen Waldgebiet und nehmen dabei ein paar Höhenmeter mit oder wir campen fast direkt am Donauradweg, versteckt hinter ein paar kleinen Hügeln. Nach reiflicher Überlegung entschieden wir uns für die zweite Alternative. Diese beinhaltete jedoch wieder einmal Hilfe von Justin annehmen. Mir (Anni) fällt es nicht immer leicht einzugestehen, dass ich ihm doch oft kräftemäßig unterlegen bin, denn bei einer hügeligen Landschaft, Brücken oder anderen Hindernissen muss er mir jedes Mal helfen. Nagut dann eben als Team.
Die nächste Etappe auf unserer Reise war eine der anstrengenden aber sehr erfolgreichen Art. Wir fuhren zwar wieder direkt entlang der Donau doch über 45 km hinweg konnten wir bei 36°C und keiner einzigen Wolke nur einen Schattenplatz – glücklicherweise entschieden wir uns hier unser Mittagessen einzunehmen- finden. Die Laune sank ganz schnell denn die Sonne brannte auf unseren Helmen und es machte sich ein niedriger Zuckerpegel bemerkbar. Doch wir wurden einige Kilometer später bestens versorgt. Wenn du mal nicht weiter weißt, kommt von irgendwoher eine unglaublich schöne Pension daher, die dir zwei Limonaden schenkt und dich zum baden mit der Belegschaft in den Pool einlädt (und das alles an einem Ruhetag der Pension). Die Limos nahmen wir dankend an, jedoch schlugen wir das Angebot in den Pool zu springen aus. Das wollten wir einerseits der Belegschaft nicht antun und andererseits wollten wir unseren nächsten gebuchten Campingplatz erreichen. Überwältigt von Dankbarkeit ging es für uns weiter.
Übrigens fuhren wir an dem Tag insgesamt 98,5 beziehungsweise genau 100 km -da nimmt einer die Extrameile auf sich. Respekt Justin! Das slowakische Bier hatten wir uns beide verdient – richtig gehört: an dem Tag überquerten wir die Grenze zur Slowakei.
Am nächsten Morgen im Camp begegneten wir einer sechsköpfigen Familie, die jede ihrer Urlaubsreisen folgendermaßen gestaltet: Fahrradfahren von Campingplatz zu Campingplatz und dabei möglichst viel sehen. Respekt!
Nach einer weiteren verzweifelten Einheit „Warmshower-Host-Suche“ (eine Community die sich in Form von Übernachtungsmöglichkeiten, einem Essen und oder einfach einer warmen Dusche gegenseitig unterstützt) fuhren wir dann ganze 36 km, um den bisher schönsten Wildcampingspot vorzufinden. Dieser sollte erst nur unser Plätzchen für die Mittagspause sein. Die Entscheidung fiel nicht schwer: Wir fahren auf gar keinen Fall weiter und verbrachten die Zeit mit baden und ein wenig entspannen sowie Pläne schmieden. Außerdem kam unser (einvernehmlich entschieden) bestes Gericht zustande – danke nochmal an Clemens, für das Rezept!
Obwohl der Schlafplatz für die nächste Nacht noch nicht feststand und wir wirklich JEDEN Campingplatz in Budapest anschrieben, entschieden wir uns dazu auf unserem Traumcampingplatz glücklich einzuschlafen.
Am kommenden Morgen entschied ich mich dann dazu einen auf „frühen Vogel“ zu machen und weitere Warmshower-Hosts anzuschreiben und siehe da die Arbeit lohnt sich. Wir bekamen endlich ein positives Feedback und entschieden uns kurzer Hand dazu 92 km lang in die Pedale zu treten, um schon an dem Tag in Szentendre bei Arpad und seiner Familie anzukommen. Auf dem Weg dahin (ich versuche mich kurz zu fassen): ein Horror-Schotterweg, der Grenzübergang nach Ungarn, zwei Cola und ein Eis, auffallend viele ungarische Flaggen überall, mehrere Autounfälle auf der Hauptstraße und noch viel früher auf der slowakischen Seite ein emotionaler Moment. Wir fuhren an ein paar Häusern vorbei die nicht bewohnt aussahen – dachten wir. Doch nichts ahnend läuft uns ein Kind winkend hinterher. Erst Freude doch im nächsten Moment realisieren wir die Situation: gerade hatte ich mich noch über die Beschaffenheit des Weges aufgeregt und nicht viel später läuft uns ein Kind in dreckiger Kleidung von einer Müllhalde hinterher.
Wie ich jetzt an den vorherigen Absatz anschließen soll, keine Ahnung! Ich versuch es:
Angekommen bei unserer Gastfamilie durften wir die volle Ladung ungarischer Gastfreundschaft erfahren: viel gutes und frisches Essen, ein Bett und Unterhaltungen über erlebte (Rad-)Reisen.
Durch unsere vielen Anschreiben der Campingplätze ergatterten wir uns den nächsten Schlafplatz bei Arena Camping Budapest und damit verabschieden wir uns von diesem Beitrag in singender Begleitung unserer Campnachbarn.