Ausklinker – der Reiseblog gegen Fernweh Teil 15

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Hallo, wir sind Caro und Flo aus Cottbus, beide Anfang 30. Wir haben unsere Jobs gekündigt und uns aus unserem Alltag in Deutschland „ausgeklinkt“, um die Welt zu bereisen.

Wenn euch das Fernweh regelmäßig packt, dann folgt uns gerne auf diesem Blog oder auf Youtube ( (147) Travel Flo – YouTube ) bzw. Instagram ( Flo Kraft (@travel_flo_nz) • Instagram-Fotos und -Videos )

 

11.6.2023 Ho-Chi-Minh/Vietnam

Unser zweiter Besuch aus Deutschland steht an. Zwei Kumpels von Flo sind in den letzten Tagen in Bangkok gewesen und nun nach Ho-Chi-Minh gekommen, um sich mit uns zu treffen. Ist natürlich eine schöne Sache, wenn so etwas klappt. Zusammen haben wir uns in ein AirBnb eingemietet, was zu viert nochmals viel billiger wird und spätestens an dieser Stelle schlägt die Onlineplattform jedes klassische Hotel.

Am Mittag treffen wir uns dann mit einem Bekannten von Jakob, der ebenfalls Flo heißt zum Mittagessen und da er bereits seit mehr als fünf Jahren mit seiner Frau in Vietnam lebt, ist er so etwas wie ein Local für uns. Natürlich ist das super praktisch, da er die Ecken kennt, die wir so nicht aufsuchen würden. Nach einer kurzen Stadttour und dem Besuch der Bui Vien Street – der Partymeile von Ho-Chi-Minh – führt er uns abends in eine Musikbar, in der eine Liveband spielt.

Was viele von uns in Europa nicht glauben würden: Vietnamesen sind unfassbar musikalisch, Karaoke ist Volkssport und eine der beliebtesten Bands des Landes kommt aus Deutschland: Modern Talking. Ja, richtig gelesen, die Vietnamesen stehen total drauf. Insgesamt ein super Einstieg in die Vietnamreise!

12.6.2023 Ho-Chi-Minh/Vietnam

Untrennbar mit Vietnam verbunden ist natürlich auch der Vietnamkrieg (streng genommen Indochinakrieg), der 1975 mit dem Fall von Saigon sein vorläufiges Ende fand. Wer den Blog aufmerksam verfolgt, der wird wissen, dass wir das Thema hinsichtlich der Roten Khmer in Kambodscha schon mal angerissen haben. Heute geht es im Grunde um die Vorgeschichte.

Da das Thema sehr kompliziert ist, müssen wir auch hier vereinfachen und abspecken, daher die Kurzvariante: Indochina (Laos, Vietnam, Kambodscha) war ursprüngliche eine französische Kolonie. Nach der erkämpften Unabhängigkeit wurde Vietnam 1954 in Nord- (sozialistisch) und Südvietnam (pro-westlich) geteilt, was zu einem Bürgerkrieg führte. 1964 greifen die USA auf Basis eines gestellten Angriffs in den Krieg auf Seiten Südvietnams ein. Sie haben Sorge, dass sich der Sozialismus über Gesamtsüdostasien ausbreiten könnte.

Schnell wird jedoch klar, dass die Amerikaner trotz totaler Überlegenheit gegen die Vietkong (Rebellen) und nordvietnamesische Armee keine Chance haben. Die Gründe sind vielfältig, aber vor allem das Gelände (Dschungel/Berge) und die Widerstandsfähigkeit der Vietnamesen lassen den US-Truppen wenig Spielraum. Zwar werfen die Amerikaner tausende Tonnen Bomben über Vietnam, Laos und Kambodscha ab, aber die Vietnamesen flüchten einfach in selbst gegrabene Tunnel in den Untergrund. Diese Komplexe werden im Laufe der Zeit immer größer, bis ganze unterirdische Siedlungen entstehen, inklusive Schlafräume, Küchen, Waffenlagern, Krankenhäusern und angeblich sogar einem Kino, die größte Zusammenhängende Struktur erstreckt sich über 250 Kilometer. Ein wahrer Alptraum für die US-Truppen.

Wer einen Eindruck davon haben möchte, wie die Vietkong ihren Feinden zugesetzt haben, der kann dies ein paar Kilometer nördlich von Ho-Chi-Minh in den Cu-Chi Tunneln tun. Es lohnt sich in jeder Hinsicht und zeigt, wie zäh und kreativ die Vietkong sich gegen einen technologisch weit überlegenen Gegner zur Wehr setzten.

1968 erfolgt die Tet-Offensive der Nordvietnamesen, ein Überraschungsangriff, der zwar scheitert, aber die Amerikaner sind kriegsmüde und ausgelaugt. Zahlreiche Kriegsverbrechen, geheime Bombardierungen und der Einsatz chemischer Waffen sorgen zusätzlich dafür, dass die Amerikaner daheim den Krieg beenden möchten und so wird 1973 ein Friedensabkommen zwischen den Kriegsparteien geschlossen. Dieser Frieden hält allerdings nicht, so dass am 28. April 1975 Saigon (heute Ho-Chih-Minh) durch die Nordvietnamesen erobert wird und der Krieg endgültig endet.

Wir können den Besuch der Tunnel wirklich empfehlen. Zudem hatten wir einen äußerst engagierten Tourguide, der sich selbst „Jason Super Star“ nannte und seinen Bildungsauftrag wirklich sehr ernst nahm. Ich sage nur, wer aufpasst und Fragen richtig beantwortet, der bekommt Süßigkeiten. Die Busfahrten nutzte er, um uns sämtliche Youtube-Videos über den Vietnam Krieg zu zeigen. Wir sind jetzt quasi Experten in dem Gebiet 🙂

Wir testen die Verstecke der Vietkong, für Europäische Größen nicht so ganz geeignet. Links unten unser Tourguide Jason.

13.6.2023 Hoi An/Vietnam

Wer mal einen Blick auf die Landkarte von Vietnam geworfen hat, der wird feststellen, dass das Land sehr lang gezogen ist, was eine Reise von Norden nach Süden sehr zeitaufwendig gestaltet. Glücklicherweise wurden in den letzten Jahren sehr viele regionale Flughäfen eröffnet und Inlandsflüge sind verboten billig, so dass wir statt 19 Stunden Busfahrt den Flieger nach Da Nang nehmen – dauert ne knappe Stunde und ist nur 30 Euro pro Person teurer. Da fällt die Entscheidung tatsächlich leicht.

Noch etwas weiter südlich liegt Hoi An, unser Ziel, ein sehr touristisches Örtchen mit einer erhaltenen Altstadt, gelegen in einem Flussdelta und wie erwartet ist hier die Hölle los. Wer sich ein beschauliches kleines Örtchen vorstellt, den müssen wir enttäuschen. Nichtsdestotrotz kann man sich den Ort definitiv mal anschauen und ein-zwei Tage sind hier auch nicht verschwendet.

Die wunderschöne Altstadt von Hoi An:

Am späten Nachmittag laufen wir auch nochmal raus an den Strand – ja, in Vietnam kann man ziemlich gut baden, auch wenn wir natürlich von anderen Ländern schon ein bisschen verwöhnt sind.

14.06.2023 Hoi An/Vietnam

Nach den etwas anstrengenderen Tagen lassen wir es heute ein bisschen ruhiger angehen. Ein kleiner Programmpunkt steht dann aber doch an: Vietnamesischer Hotpot. Direkt neben der Unterkunft finden wir ein kleines Fischrestaurant, in dem außer uns nur Locals sitzen. Und siehe da: Sie bieten Hotpot an. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand, aber während unserer Zeit in Auckland hat unser Gastgeber uns auf ein Abendessen eingeladen und uns erklärt, wie das so in Vietnam abläuft.

Erinnert wie in Thailand ein wenig an Fondue und bei vier Euro pro Person kann man definitiv nicht meckern. Überhaupt ist Vietnam ziemlich günstig – günstiger als Thailand und Kambodscha, und mindestens genauso weit entwickelt. Eine ziemlich gute Kombination also.

Und noch was zu Vietnam: Die Menschen hier sind super gastfreundlich, aber das gilt ja fast überall in Südostasien, aber zusätzlich haben wir den Eindruck, dass die Vietnamesen sehr aufgeschlossen und neugierig sind. Mag vielleicht nur ein Eindruck sein, aber vielleicht können wir das ja noch in den nächsten Tagen bestätigen.

15.06.2023 Hoi An/Vietnam

Wer von euch hat das letzte Mal gebastelt? Genau, wir irgendwann in der Grundschule. Deswegen wird es Zeit, unsere eingerosteten Fähigkeiten wieder aufzufrischen. Caro hat nämlich ein ganzes Aktivitätenpaket für uns zusammengestellt – Laternenbasteln, Bootsfahrt und Mittagessen.

Und was soll man sagen? So sitzen wir um 9 Uhr morgens auf einer halboffenen Terrasse und basteln Stofflaternen (wie man sie aus dem asiatischen Raum kennt), was sich gar nicht so einfach herausstellt. Irgendwie kriegen wir es aber am Ende doch hin und dürfen unser Werk sogar mit nach Hause nehmen, eine schöne und individuelle Erinnerung ist es auf jeden Fall.

Die darauffolgende Fahrt mit einem Boot ist im besten Sinne als ziemlich surreal zu beschreiben. Die Boote sind nicht viel mehr als überdimensionale Schüsseln aus Bambus und Harz. Kreisrund und einem Paddel angetrieben, kriegen die Vietnamesen es irgendwie hin, das Gefährt fortzubewegen.

Basket-Boat Tour.

Und irgendwie scheint das ein Highlight für alle asiatischen Touristen zu sein, denn sicher mehr als 100 dieser Boote sind auf einem kleinen Fluss unterwegs, dazwischen hämmern unterschiedliche Musik von weiteren Booten, auf denen eine gigantische Box angebracht ist. Und nebenan führen andere Bootsführer Kunststücke auf. Wir sagen ganz ehrlich: Wir sind froh, als wir da wieder raus sind. Das Mittagessen hingegen ist wiederum super, echt lecker und reichhaltig.

Unser Tipp: Das für Hoi An typische Nudelgericht Cao Lau unbedingt probieren!

16.06.2023 Hanoi/Vietnam

Unser nächstes Ziel: Hanoi, Hauptstadt Vietnams, oben im Norden. Und wieder einmal nehmen wir den Flieger. Vietjet ist da echt eine gute Adresse. Schnell und sehr günstig. Klar, wir verpassen dadurch das Landleben, aber da wir nur 14 Tage vor Ort haben, ist das der saure Apfel, in den wir beißen müssen.

In Hanoi angekommen erwartet uns dann eine böse Überraschung. Das Airbnb ist angeblich wieder einmal ausgebucht (kennen wir ja aus Thailand) und man bietet uns einen Ausgleichszimmer an. Das ist jedoch ein Saustall und kann man eigentlich nicht vermieten.

Es folgt ein ziemlich langes Hin und Her mit dem Host, bei dem irgendwie keine zufriedenstellende Lösung zustattenkommt. Insgesamt verbringen wir knappe zwei Stunden damit, die Zimmer zu wechseln und zu diskutieren, bis wir entnervt canceln und neu buchen.

Auch das gehört beim Reisen einfach dazu und darauf muss man sich einstellen. Und auch wenn es meistens gut geht – ein paar schwarze Schafe gibt es leider immer. Die neue Bude ist dafür umso schöner und dient als Ausgangslage für die nächsten paar Tage.

17.06.2023 Hanoi/Vietnam

Heute ist Sightseeing angesagt! Jakob hat online einen Stadtrundgang organisiert, bei dem sich Englisch-Studenten als Tourguide anbieten – auf Spendenbasis. Also eigentlich eine Bereicherung für alle, die Studenten trainieren ihre Englisch-Fertigkeiten und wir bekommen eine 1A- Stadtführung von einem Local – besser geht es eigentlich nicht. Also rufen wir zu dritt unser Grab-Taxi zum ausgemachten Startpunkt. Flo bleibt heute lieber zuhause, er fühlt sich wirklich krank und will es nicht noch schlimmer machen. Vor Ort treffen wir Nathan, unseren Guide für heute, und den Amerikaner Roy, der die Tour ebenfalls gebucht hat. Nathan führt uns zuerst ins Zentrum Hanois, einem See mit Tempel in der Mitte. Zwar bleiben wir draußen, jedoch erklärt uns Nathan die Wandbilder an den Eingängen, die alle Tiermotive zeigen. Darunter auch ein Wels, der von der Wasserspiegelung des Mondes angezogen wird. Allgemein gilt der Mond in Vietnam als Sinnbild für Perfektion, immer wieder taucht er in Malereien und Bildern auf.

Die nächste Station ist ein Café in einem Hinterhof, dass wir ohne Nathan niemals gefunden, geschweige denn betreten hätten. Hier wird eigentlich nur ein Getränk serviert – Eierkaffee (Egg-Coffee), laut unserem Guide gibt es hier den besten der Stadt und es sei ein absolutes Muss, wenn man Hanoi besucht. Wir bekommen ein Glas mit starkem Kaffee, Kondensmilch, ausgeschlagenem Eier-Schaum und Eiswürfel serviert. Auf der Haube sind noch schöne Verzierungen aus Kakao aufgemalt. Wirklich lecker – schmeckt wie Kaffee mit Creme Brûlée!

Der in Hanoi typische Eggcoffee.

Weiter geht’s in die Altstadt Hanois in ein traditionelles Haus, das nun als Museum fungiert. Nathan erklärt, dass die Familie, die hier lebte, von der Regierung “gebeten” wurde, das Haus zu verlassen. Am Tonfall in seiner Stimme wissen wir, wie das gemeint ist. In Vietnam bittet die Regierung nicht, sie befiehlt. Und Wahlen finden auch nur zum Spaß statt (O-Ton von Nathan). Trotzdem ist es interessant zu sehen, wie die Menschen hier gelebt, geschlafen und gekocht haben.

Traditionelles Haus in Hanoi.

Die nächste Station ist eine alte Eisenbahnbrücke, die zu schmal ist, dass Autos auf ihr fahren können. Für vietnamesische Rollerfahrer gibt es hingegen kein “zu schmal” und somit müssen wir uns an einer Scooter-Armee vorbei quetschen, um auf die Gleise zu gelangen. Nathan hat uns die besten Foto-Spots rausgesucht und erklärt, dass die Brücke aus demselben Stahl und denselben Konstrukteuren wie die des Eiffelturms in Paris gebaut wurde – wir haben das nicht geprüft und glauben ihm einfach mal😊.

Die Roller-Brücke.

Wir machen unsere Fotos und schmelzen dahin… es sind hier gefühlt 50 Grad auf der Brücke – jetzt ein kaltes Getränk… gesagt, getan. Wir machen halt und genießen ein paar lokale Biere. Jetzt wäre die Tour eigentlich zu Ende, aber wir wollen noch mit Nathan zu Abend essen gehen. Er führt uns in ein winziges Straßenrestaurant, bei dem ein Buffet aus verschiedenen vietnamesischen Speisen angeboten wird. Die Grundzutat ist Reis, dann zeigt man einfach auf die Sachen, die man noch auf seinem Teller haben möchte, Fleisch, Meeresfrüchte, Gemüse, gebratene Würmer (ja!) und wenn der Teller voll ist, setzt man sich auf kleine Kindergartenstühle an den dazu passenden Tisch. Wir bezahlen für einen vollen Teller und ein Getränk umgerechnet 2 Euro… hätten wir sonst nie gemacht oder gefunden.

Wir geben Nathan ein saftiges Trinkgeld und erhalten den Tipp, nochmal demnächst bei der Trainstreet vorbeizuschauen, da gleich ein Zug durchfahren wird. Das ist eine reine Touri-Attraktion, eine schmale Gasse mit sich aneinanderreihenden Bars und Cafés. Zu bestimmten Zeiten fahren normale Personenzüge durch die belebte Straße, sowas ähnliches gibt es auch in Indien.

Wir huschen mithilfe einer Kontaktperson von Nathan schnell in eine der zahlreichen Bars und bestellen Bier, was hier gleich mal doppelt so teuer ist, wie in der Parallelstraße, man bezahlt eben den Platz mit. Und dann schreit auch schon ein Mann eindringlich etwas in vietnamesisch, dass so viel heißt wie “Achtung, alles aus dem Weg!”

Der Zug brettert mit 30 km/h durch die Straße, was unglaublich schnell wirkt, wenn man 1m daneben steht, jetzt bitte nicht die Arme ausstrecken und danach greifen. Nach ein paar Sekunden ist alles vorbei und die Leute machen wieder Selfies auf den Gleisen. Kann man sich mal anschauen, muss man nicht unbedingt.

Die „Trainstreet“ in Hanoi.

Wir lassen den Abend zusammen mit Roy in einer Bar ausklingen. Wir schmieden den Plan, einen Tagesausflug nach Ninh Binh zu unternehmen, und Roy schließt sich kurzerhand an.

18.6.2023 Ninh Binh/ Vietnam

Ninh Binh ist das Naturschutzgebiet, welches man auf zigtausenden Instagram-Posts über Vietnam sieht. Also müssen wir da hin 😊.

Nein, es soll wirklich schön sein und gilt als Halongbucht auf dem Land. Wir buchen aber keine streng getaktete Tour, sondern buchen einen privaten Fahrer für den ganzen Tag, zu viert ist das auch erschwinglich, Flo muss leider wieder passen, da es ihm noch nicht besser geht. Wir bringen in Erfahrung, dass unser Fahrer Linh auch auf Modern Talking steht und so geht es 2 h lang, sehr zum Leidwesen von Roy, mit feinstem Brother Louis Sound Richtung Ninh Binh.

Angekommen entscheiden wir uns, den schweißtreibenden Part des Tages am Anfang zu machen, den Aussichtspunkt der Mua Caves. Etwa 500 Stufen müssen wir rauf, und obwohl die Sonne nicht wirklich scheint, sind wir nach 5 Minuten komplett nass geschwitzt. JA, uns läuft der Schweiß von der Nasenspitze, wir müssen sogar die Latschen ausziehen, weil wir so dermaßen darin herumrutschen, dass wir barfuß sicherer auftreten… aber der Ausblick lohnt sich wirklich. Wir können das ganze Tal mit seinen riesigen Karstfelsen, Reisfeldern und malerisch liegenden Flüssen bewundern. Ganz oben auf dem Ausguck schlängelt sich ein steinerner Flugdrache über den Berg, auch ein schönes Fotomotiv.

Aussicht vom Mua Caves-Aufstieg.

Lange halten wir es hier oben aber nicht aus, es geht kein Lüftchen und wir müssen unseren Flüssigkeitsverlust ausgleichen. Wie gut, dass es auf halber Station zufällig einen Stand mit Erfrischungsgetränken gibt. Da waren die Vietnamesen mal wieder clevere Geschäftsleute… Wir hauen uns eine Cola rein und gehen wieder bis ganz nach unten.

Abschließend machen wir noch einen Abstecher durch das Lotusblumenfeld, welches direkt am Eingang zu den Mua Caves liegt. Wirklich schön, das Meer an rosa Blüten. Das nutzen junge Vietnamesinnen als perfekte Foto-Location. Überall posieren sie, hübsch zurecht gemacht in traditionellen langen weißen Kleidern zwischen den Lotusblumen. Es scheint, als kommen Einige nur deswegen hier her.

Die Lotusblumenfelder in Ninh Binh – gleich authentisch mit Müll im Foto.

Nach dem Aufstieg regt sich der Hunger ein wenig und wir fragen unseren Fahrer, ob er eine gute Adresse fürs Mittagessen in der Gegend kennt. Er fährt uns in ein Lokal, in dem Ziegenfleisch angeboten wird – nicht ungewöhnlich, sehen wir doch immer vereinzelt Ziegen in den Bergen herumkraxeln.

Nach einem üppigen Lunch geht es zur nächsten Station, Trang An. Von hier aus möchten wir eine Bootstour durch das Tal machen. Wir wählen eine von 3 Strecken und bekommen ein Boot zugeteilt. Die Tour soll circa 3 h dauern und führt teilweise durch Höhlen zwischen den Bergflanken hindurch, ein paar Stopps an Tempelanlagen sind auch vorgesehen. Wir kommen uns aber schon ein bisschen blöd vor, wir sitzen hier zu viert im Boot und hinten rudert eine zierliche Vietnamesin die ganze Strecke allein… Allgemein übernehmen hier ausschließlich Frauen das Steuer, schon verwunderlich. Später fragen wir nach, sie rudern die Strecken bis zu 3 mal täglich, das sind pro Tag ca. 36 km! Respekt. Und es ist schon wieder so heiß, unter den Schwimmwesten, die wir leider tragen müssen, schwitzen wir mal wieder alles komplett nass. Ein bisschen helfen uns die Sonnenschirme, die im Boot liegen. Aber auch nur ein bisschen…

Ansonsten ist diese Tour wirklich wunderschön, die Natur hier ist einzigartig und die einsamen Tempelanlagen laden zum Erkunden ein. Unsere Kapitänin manövriert uns gekonnt durch enge Höhlen und vorbei an saftigen Wiesen. Immer im Blick die beeindruckenden Felsformationen, die ein wenig an Fjorde erinnern. An einem Punkt angekommen, deutet unsere Fahrerin auf einen bestimmten Felsen und sagt “King Kong”. Und später stellen wir fest, dass hier tatsächlich der letzte King Kong – Film gedreht wurde, wir erkenn es auf den Bildern der Filmszenen wieder. Das wundert uns nicht, so wild und naturbelassen dieses Gebiet ist, die perfekte Filmkulisse.

Wahnsinns Kulissen in Trang An:

Als wir nach tatsächlich 3 h wieder ankommen, sind wir sichtlich fertig vom ganzen Tag, die Hitze macht halt doch einfach müde und kaputt. Wie gut, dass wir es pünktlich zum einsetzenden Gewitter wieder ins Auto schaffen und den Heimweg antreten.

19.6.-20.06.2023 Hanoi/Vietnam

Nach den für den Rest der Gruppe ziemlich anstrengenden Tagen steht heute nicht mehr viel auf dem Plan, da Flo es nicht unbedingt viel besser geht. Wo und was er sich da eingefangen hat, wissen wir nicht. Daher verbringen wir die zwei Tage mit etwas Entspannung und gutem Essen, wobei die Auswahl wirklich groß ist.

Und ein kleiner Funfact am Rande: Das Gebäude gehört zum Vinhomeskomplex – mehrere Tower, die dem Namen nach dem reichsten Vietnamesen gehören, der sogar eine eigene Automarke gegründet hat – Vinfast. Doch damit nicht genug, bei genauerem Hinsehen entdecken wir auch Straßen mit dem Namen und sogar eine Universität. Scheint also so was wie der vietnamesische Elon Musk zu sein.

21.06.2023 Halong Bay/Vietnam

Eines DER Highlights einer jeden Vietnamreise soll der Besuch der Halong-Bucht bei Hanoi sein. Wir haben die Zeit genutzt und die unzähligen Anbieter verglichen, die im Grunde genommen alle das Gleiche anbieten, aber zu extrem unterschiedlichen Preisen.

Die weltberühmte Halongbucht.

Wir zahlen jetzt für eine Übernachtung und Vollverpflegung knapp über 100 Euro pro Person und befinden uns damit im Mittelfeld, wobei man auch gut mehrere tausend Euro investieren könnte. Vergleichen lohnt also.

Und so beginnt das altbekannte Spiel: Wir fahren mit einem Grab zum Pickup-Point, wo wir weiter in einen Bus einsteigen, der uns zum Boot bringt. Natürlich MÜSSEN auf der zweistündigen Fahrt zwei Stops eingelegt werden, einmal um eine Perlenfarm zu besuchen und einmal, um etwas zu essen. Wenn mindestens 1 Tourist etwas kauft, dann hat es sich schon gelohnt. Vietnamesen wissen halt auch, wie man Geld macht.

In der Bucht angekommen, werden wir mit einem kleinen Beiboot auf das Hauptboot verfrachtet, Rucksäcke ablegen, ab in den Speisesaal, futtern ist angesagt. Währenddessen werden wir über die möglichen Aktivitäten an Bord informiert, halbe Stunde später, Zimmer beziehen, dann zurück zum Beiboot, um zu einer Höhle gebracht zu werden. Oder anders ausgedrückt: Das Programm ist dermaßen straff und auch oberflächlich gehalten, gefällt uns gar nicht. Die Zimmer und das Essen sind hingegen erstklassig.

An der Höhle angekommen werden wir für knappe 30 Minuten mit einem Ruderboot durch die Bucht gefahren. Zugegeben, wunderschöne Umgebung, aber sehr überlaufen und alles wirkt einfach gehetzt.

Nachmittag, zurück auf dem Hauptboot dürfen wir für eine halbe Stunde ins Wasser schwimmen, wieder ist alles extrem kompakt getaktet. Wenigstens darf Flo währenddessen seine Drohne ein bisschen spazieren fliegen. Und ohne Übertreibung – aus der Luft sieht die Umgebung nochmals um Längen beeindruckender aus.

Bootstour durch die Bucht.

Nach dem Schwimmen gibt es eine “Kochstunde” – bedeutet in dem Fall, dass man gezeigt bekommt, wie man Sommerrollen dreht – wir verzichten. Abendessen – sehr lecker, aber auch hier wird man von nervigen Ansagen und dem Gefühl gestört, dass man möglichst schnell fertig werden soll.

Danach folgt eine Karaokeparty, die den Namen definitiv nicht verdient. Nach zehn Liedern ist Schluss (worüber wir SEHR froh sind, da einige Gäste sich offenbar für Celine Dion halten, aber keinen Ton treffen) und nebenbei darf man nach Squids fischen – ohne Köder – was überhaupt keinen Sinn macht.

Wir erzählen das so detailliert, weil die Anbieter mit all diesen Aktivitäten werben, aber wie das dann im Detail aussieht, erfährt man erst vor Ort. Bis hierhin lautet das Fazit: Gutes Essen, super Kabine, der Rest war einfach nur Müll und weder Zeit noch Geld wert. Wenigstens können wir früher ins Bett als sonst. Das Boot ist ab 10 Uhr abends wie ausgestorben, nur wir 4 lassen den Abend mit ein paar Bieren im Jacuzzi ausklingen.

22.06.2023 Halong Bay/Vietnam

6:30 klingelt der Wecker. Wer auf dieser Kreuzfahrt Erholung erwartet, der sei eines Besseren belehrt. Um 7:15 dürfen wir für eine knappe Stunde mit dem Kajak die Bucht auf eigene Faust erkunden, weiß der Geier, warum so früh. Davor bleibt dann kurz Zeit, einen Kaffee und Toast zu essen.

Mit der Kajakfahrt ist auch ein Besuch bei einem schwimmenden Dorf verbunden – welches nicht mehr existiert, was wir vor Ort kurz und knapp gesagt bekommen. Und an der Stelle kippt dann auch langsam die Stimmung, da wir jetzt echt angefressen sind, immerhin war das eines der Highlights, auf das wir uns gefreut haben.

Die Stunde auf dem Wasser ist hingegen aus unserer Sicht eine wahre Wohltat – endlich ein wenig Ruhe und vor allem können wir auch mal die wunderschöne Natur bewundern.

Endlich mal Natur genießen…

Zurück an Bord geht es gleich weiter: Auschecken um halb 9 – dann weiter brunchen. Ab kurz nach 12 werden wir mit einem kleinen Beiboot wieder zurück zum Bus gebracht. Einer unserer Freunde bringt es auf dem Weg auf dem Punkt: Die einzige Zeit, in der wir die Halongbucht wirklich während der Fahrt genießen konnten, war während des Transfers von und zum Schiff. Nachmittags erreichen wir wieder Hanoi und kehren zurück in unser Apartment.

Abschließendes Fazit der Kreuzfahrt: Wir würden es nur bedingt empfehlen. Alles ist aufs äußerste durchkommerzialisiert. Zeit für eigene Entdeckungen bleibt nicht. Das Essen und die Unterkunft waren super, man bekommt einen Eindruck von der Umgebung. Trotzdem hat es uns nicht gefallen, da wie so häufig der Massentourismus die Magie des Ortes zerstört. 600 Schiffe fahren täglich die Umgebung ab + diverse Beiboote.

Für Besucher, die nur wenig Zeit haben und möglichst viel (oberflächlich) sehen wollen, ist das hingegen optimal und das trifft scheinbar auf die allermeisten Besucher der Halongbucht zu. Dessen muss man sich da einfach bewusst sein.

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