Ahoj ihr Lieben, wir haben das Mittelmeer mit der Fähre überquert und befinden uns nun in Nordzypern am Golden Beach. In welchem Land wir uns gerade aufhalten, sollen aber andere für uns entscheiden. International anerkannt ist die Türkische Republik Nordzypern nämlich nicht.
Fakt ist nur, dass wir uns im Norden der poltisch geteilten Insel befinden, auf der linken Straßenseite fahren und erfolgreich dem Winter entflohen sind, so wie wir uns das, vor dem Start unserer Reise in Deutschland, vorgestellt hatten. Leider müssen wir allerdings auch von Dingen berichten, die anders laufen als geplant. Aber eins nach dem anderen.
Am und auf dem Meer
In Mersin hatten wir eine ziemlich angenehme Zeit – geprägt von Katzen streicheln, einem Restaurantbesuch und einem Strandtag gepaart mit ein paar Aufgaben, die wir eigentlich immer erledigen, wenn wir eine Unterkunft buchen. Wir empfinden diese Zeit dann immer als sehr wertvoll und auch wenn die Unterbringungen sich im unteren preissegment befinden, ist doch am Herd kochen oder Wäsche waschen für uns schon fast zum Luxus geworden. Einen weiteren Luxus, den wir uns in der letzten Woche gönnen konnten war, dass wir eigentlich fast immer am oder in der nähe des Wassers gecampt haben. So auch nach unserer Abfahrt aus Mersin – zwar hatten wir aufgrund der Steinküste keinen Zugang zum Wasser, dennoch hat Wasser irgendwie eine beruhigende Wirkung auf uns.
Der einzige Ort, an dem das für mich (Anni) nicht so ist, ist auf großen Schiffen. Deswegen hatte ich ein wenig Respekt vor der Fährenfahrt – somal diese mit Vor- und Nachbereitung ca. 10 Stunden gedauert hat. So viel Zeit muss ich nicht unbedingt auf dem Wasser verbringen. Und auch unsere Erwartungen an Nordzypern wurden einen Abend vor der Abfahrt nicht besonders gehoben, als uns unser türkischer Zeltnachbar, der auf dem nördlichen Teil der Insel gedient hat, berichtete.
Hier soll der Hauptfokus auf dem Glücksspiel, Alkohol und der Prostitution liegen. Der sündige Teil der Türkei also. Davon haben wir allerdings in den letzten 7 Tagen, außer ein paar Casinos in Hotelanlagen, nicht viel mitbekommen. Im Gegenteil: hier gibt es viel unberührte Natur und einsame Strände. Dennoch war die Gruppe unglaublich hilfsbereit uns gegenüber und versorgte uns mit Essen vom Grill und Wasser bevor wir am nächsten Tag die Türkei verließen.
Eine andere Art zu Reisen
Mit Krampf im Nacken und wenig Schlaf, können wir dann also beobachten, wie die Küste Nordzyperns immer näher rückt. Verrückt – genauso wie der Typ, der uns vor einem Mobilfunkanbietershop anspricht und uns auf einmal mit viel Kitsch beschenken möchte. Aufkleber, Dufstäbe und sogar einen Kaktus sollten wir auf unseren Fahrrädern mitnehmen. Letzteren konnten wir Gott sei Dank ablehnen, denn wir haben keinen geeigneten Platz für ihn gefunden. Spannend war allerdings seine Geschichte – er nutzt diese ganzen (für uns nutzlos empfundenen) Gegenstände dazu, um Essen oder Trinken zu erwerben oder tauscht wieder anderes ein und kommt so mit anderen Reisenden ins Gespräch. Cool, aber nichts für uns. Wir überlegen eher ständig, was wir von unserem Gepäck noch „loswerden können“, wenn uns Freunde oder die Familie besuchen.
Bald steht tatsächlich auch wieder ein Besuch an, auf den wir uns schon sehr freuen. Dieser Besuch führt gleichzeitig auch dazu, dass wir einen ganzen Monat Zeit auf Zypern haben. Wir sind dementsprechend noch langsamer unterwegs. Das stört uns allerdings nicht – wir genießen diese Zeit sehr und verbringen auch mal einen Tag länger an einem Ort.
Wo die Reichen und Schönen wohnen
Gezeltet wird nach ein paar Kilometern auf der Hauptstraße unter einem Felsen, direkt am Meer. Na klar nutzen wir das aus und springen mehr oder weniger schnell (wegen den Steinchen) ins lauwarme Wasser. Lauwarm waren auch unsere Gefühle zum ersten Einkauf hier auf der Insel, denn die Preise bewegen sich hier wieder in die europäische Richtung – kein Wunder bei den Werbeslogans der Hotels bzw. sich im Bau befindenen Ressorts (wie z.B. „Luxus ist Lifestyle“, „Live the life you deserve“). Gleichzeitig entdecken wir aber auch viele leerstehende Häuser entlang der Küste und es es gibt wieder vermehrt Campingplätze.
Geschichtsunterricht in der Unterkunft
Generell scheint Nordzypern in zwei Lager aufgeteilt zu sein – die Einen lieben den Luxus, den man hier ausleben kann und die Anderen wollen die hiesige Natur schützen und verhindern, dass das nächste große Hotel gebaut wird. So weigert sich zum Beispiel der zypriotische Hotelbesitzer, beim dem wir einkehren, sein Hotel zu modernisieren und bleibt lieber beim Alten. Die Geschichte scheint ihn generell sehr zu interessieren, denn er berichtet uns ausgiebig von den Konflikten, die es hier gab und immer noch gibt und die Zypern so politisch aufladen. Sehr interessant finden wir!
Was es auf der Halbinsel Karpaz auch viel gibt, sind holprige Straßen und Esel. Auf unserem Weg zur östlichsten Spitze Zyperns begleitet uns beides viel und wir stellen fest, dass nicht jedes Fahrzeug die Straßen befahren kann, auf denen wir uns herumtreiben.
Glück im Unglück
Abgeschottet von der Zivilisation (so fühlt es sich zumindest an) befinden wir uns eines Abends irgendwo im nirgendwo und werden von einem Gewitter überrascht. Wir schaffen es gerade noch so ins Zelt, da wird der Regen schon stärker. Da der Hunger schon da war und wir etwas zu faul waren uns aus dem Zelt zu bewegen, entschlossen wir uns dazu in der Apside des Zeltes zu kochen. Ein großer Fehler wie wir im folgenden feststellen mussten. Aufgrund eines Defekts beim Kocher, fängt dieser nämlich Feuer und zündet fast unser Zelt mit an. Es schien vorher schon Benzin ausgetreten zu sein, was uns im Dunkeln mit rotem Licht entgangen ist. Mit Wasser ließ sich das Feuer nicht besänftigen. Meiner Meinung nach war ersticken die richtige Herangehensweise, doch das Handtuch von Justin war scheinbar nicht geeignet und fing auch nur Feuer. Wir grenzten es mit Steinen ein, sodass es sich nicht weiter ausbreitet und mussten warten, bis das ganze Benzin verbrannt ist. Kein schönes Gefühl, aber immerhin ist, bis auf eine Verbrennung 2. Grades, nichts schlimmeres passiert (auch die wunderschöne Natur hat keinen Schaden genommen!). Unseren Kocher haben wir zwar eingebüßt, aber damit kommen wir klar. Wir wollen gerade eh nicht mehr kochen und essen lieber kalt.
Den Schock größtenteils überstanden, machen wir uns, ein wenig geschwächt, auf den Weg zum Golden Beach, um auf dem Weg dahin Wasser aufzutanken, denn das war ja nun leer. Unseren Körpern gönnten wir nach den Strapazen eine Pause am Strand und planen nun unsere weitere Zeit bei super Wetter und menschenleeren Sandstrand hier auf der Insel.