Rubrik: katzensprünge in der lausitz

Über den (fast) vergessenden Cottbuser Schriftsteller, Radio-Pionier, Kritiker, Germanisten, KZ-Überlebenden, Draufgänger, Emigranten, Genius… Nach knapp 13 Monaten Gefangenschaft in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald kommt Arno Schirokauer (39) am 12.12.1938 frei. Sein Bruder Felix, ein Schiffsbau-Ingenieur mit weitreichenden Beziehungen, zahlt die Lösegeldsumme von 1.300 Dollar. Ehefrau Erna (32), Sohn Conrad (9) und die frischgeborene Tochter Annette (6 Monate) warten noch in Florenz. In der toskanischen Metropole gibt es eine deutsche Schule, ein deutsch-jüdisches Landschulheim und eine deutsche Künstlerstiftung- aber auch eine NSDAP-Ortsgruppe. Mussolinis Faschisten lassen die jüdischen Flüchtlinge gewähren, der Wahn des deutschen Antisemitismus hatte Italien nie erreicht, bis im…

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Über den (fast) vergessenden Cottbuser Schriftsteller, Radio-Pionier, Kritiker, Germanisten, KZ-Überlebenden, Draufgänger, Emigranten, Genius… Mit der Machtübernahme der Nazis beginnen für die Schirokauers schwere, wechselhafte Jahre. 1933 verliert Arno seine Stellung beim Radio Leipzig. Das Publizieren kleinerer Artikel ist nur noch bei befreundeten Verlegern unter Pseudonym möglich und keine Konstante. Von heute auf morgen wird dem emporstrebenden, jüdischen Intellektuellen die Arbeitsgrundlage und das Publikum entzogen. Ironischerweise wird ihm von den Nazis 1934 das „Ehrenkreuz für Frontkämpfer“ verliehen. Ein Umstand, der den ehemaligen Piloten mit einem trügerischen Optimismus versieht. Der befreundete Schriftstellerkollege Heinrich Wiegand gibt den Schirokauers den Tipp nach Italien auszureisen.…

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Über den (fast) vergessenden Cottbuser Schriftsteller, Radio-Pionier, Kritiker, Germanisten, KZ-Überlebenden, Draufgänger, Emigranten, Genius… Berlin, 29. Oktober 1923, die Geburtsstunde des deutschen Rundfunks: „Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin, im Voxhaus. Auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunk-dienst, mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig!“ Arno Schirokauers Freund, der Autor und letzte Chefredakteur des „Simplicissimus“ Franz Schoenberner schrieb über die Anfänge des Rundfunks: „Das Radio schien zu jener Zeit, nicht viel mehr zu sein als ein neues Spielzeug für technisch interessierte Halbwüchsige aller…

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Über den (fast) vergessenen Cottbuser Schriftsteller, Radio-Pionier, Kritiker, Germanisten, KZ-Überlebenden, Draufgänger, Emigranten, Genius… Man möge sich an jenen Satz aus „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque erinnern: „Erst das Lazarett zeigt, was Krieg ist.“ Der 18jährige Pilot Arno wird nach seinem Abschuss im April 1918 grob zusammengeflickt. „…am Ende konnte Dr. Schirokauer (sein Vater) ihn in ein Heimatlazarett bringen. Man hatte bei einer der Operationen eine Nadel in der Augenhöhle verloren. Er konnte kein Glasauge tragen.“ (aus Erna Schirokauers „Erinnerungen“.) Keine leichte Zeit bahnt sich an. Die spanische Grippe grassiert. Der Friedensvertrag von Versailles wirkt für viele…

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Über den (fast) vergessenden Cottbuser Schriftsteller, Radio-Pionier, Kritiker, Germanisten, KZ-Überlebenden, Draufgänger, Emigranten, Genius… Wer in Cottbus am Brandenburger Platz 6 vorbeischlendert, entdeckt am Gründerzeithaus eine Gedenktafel, die darauf hinweist, dass hier am 20. Juli 1899 ein gewisser Arno Schirokauer zur Welt kam. Gedenktafeln haben die Eigenschaft, dass sie leicht übersehen werden. Sie sind grau, sie verwittern, sie sind bescheiden still. Spenden wir der Erinnerung ein wenig Zeit, denn die Geschichte von Arno Schirokauer ist so faszinierend, das davon erzählt werden muss. Auch wenn er selbst schreibt: „Nicht alle Menschen machen Geschichte (…). Nur was im Leben der Menschheit weiterwirkt, ist…

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Eine Reise zur Skatstadt Altenburg „Wir haben hier öfter solche Leute wie euch!“ lacht die Kellnerin des Restaurants, „Wenn ihr irgendwo Skat spielen könnt, dann in Altenburg!“ Aber hallo, deswegen sind wir hier, das wollen wir hören! Der Cottbuser Skatklub „Morgenröte“ nimmt Platz und bestellt vier große Bier. Altenburg – das ist bekannt – ist die Wiege des Skatspiels und so gehört es für alle passionierten Spielenden dazu, einmal im Leben in die alte Residenzstadt zu pilgern. Seit 1990 gehört Altenburg zum Freistaat Thüringen, und das, obwohl bei einer Volksbefragung die Mehrheit sich knapp für Sachsen entschieden hatten. Die Politik…

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Gespräch mit dem Lausitzer Filmemacher Erik Schiesko Kann sich jemand noch an die alten Computerspieleklassiker „Day of the Tentacle“ oder die „Monkey Island“-Reihe erinnern? Was haben wir in den 90er Jahren diese Point-and-Click-Adventure Games „gesuchtet“! Höchst erfreulich also, dass Allroundman Erik Schiesko in seinem ambitionierten interaktiven Filmspiel www.aufdersuche.de gute, alte Erinnerungen wachkitzelt. Erik Schiesko ist in Cottbus kein Unbekannter. Mit dem jüngeren Bruder Clemens – kurz die Schiesko-Brüder – prägen beide seit vielen Jahren die Lausitzer Film- und Medienszene. Erik kommt 1986 im beschaulichen Spremberg zur Welt. Zur Wendezeit zieht die Familie nach Cottbus/Schmellwitz. Im Plattenbau teilen die Brüder…

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Eine Radtour um den Großräschener See Anfang Juni wurde der letzte Abschnitt des Radwegs am Großräschener See feierlich eröffnet. Das letzte Stück (2,8 km) an der Reppister Höhe komplettiert nun den Radrundweg um den See mit einer Länge von 18 Kilometern. „Los komm schon“, motiviert gar der innere Schweinehund, „det schaffste locker!“. Also wird der Sohnemann mitgenommen, denn nach Homeoffice und Homeschooling tut Bewegung nicht nur dem Papa gut. Am See selbst gibt es einen Fahrradverleih. Ich buche mir online ein Rad – das Fahrrad vom Kind passt ins Auto. Früh fahren wir von Cottbus los und das Ziel sind…

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Eine absurde Situation: Eine Übernachtung im Spreewald ist verboten, eine Reise nach Mexiko oder Spanien hingegen nicht. Nun gut, dachte ich und suchte mir für eine Erkundungstour im März Albanien aus. Und kam dort aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Was für ungute, ja düstere Vorstellungen haben wir von dem südeuropäischen Land. Wir denken an Armut, Kriminalität und Blutrache. Stattdessen begrüßt uns der touristisch noch recht weiße Fleck als ein „normal“ funktionierendes Land mit pulsierenden Städten und atemberaubenden Landschaften. Natürlich gibt es noch viele der Bunker, die Staatschef Enver Hodscha ab den 70er-Jahren für einen „Volkskrieg“ gegen „Feinde“ von…

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Auf einen Kaffee mit Martin und Susanne Tiede Ich behaupte mal salopp: Jeder Cottbuser kennt das Haus in der Thiemstraße 118, also die Stadtvilla an der Ecke Thiemstraße/Leipziger-Straße – gleich beim Carl-Thiem-Klinikum – und man fragt sich: Wer wohnt darin? Augen weiten, Ohren spitzen, hier kommt die Antwort. Doch zunächst, ganz von vorn: Wir hatten in Cottbus einen legendären Architekten namens Hellmuth Schröder. Der Mann war zehn Jahre (1927-37) Cottbuser Stadtbaurat und hat sich mit seinen Bauten ins Stadtbild und unser Gedächtnis eingegraben. Wir alle gehen wahrscheinlich täglich an Gebäuden vorbei, für die Hellmuth Schröder verantwortlich war. Das Sandower Warmbad…

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