Ausklinker – der Reiseblog gegen Fernweh

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Teil II

Wir sind Caro und Flo aus Cottbus, beide Anfang 30 und haben unsere Jobs gekündigt und aus unserem Alltag in Deutschland „ausgeklinkt“, um die Welt zu bereisen. Wenn euch das Fernweh regelmäßig packt, dann folgt uns gerne auf diesem Blog oder auf Youtube ( (147) Travel Flo – YouTube ) bzw. Instagram ( Flo Kraft (@travel_flo_nz) • Instagram-Fotos und -Videos )

10.11.2022 Sydney/Australien 

13:00 Ankunft in Sydney, die kurze Nacht steckt uns noch in den Knochen, als der Flieger uns schon wieder ausspuckt und wir ziemlich erschöpft unser Gepäck abholen. Die Einreise dauert bei uns diesmal ein wenig länger, da Caros Reisepass und der Scanner sich nicht verstehen, also werden wir beide rausgezogen und ein Grenzer lässt uns dann doch passieren. Ansonsten ist die Einreise problemlos, da wir im Vorfeld schon ein Besuchervisum online beantragen mussten. Auch hier wird das offensichtlich mit dem Pass verknüpft, so dass es auch wie in Singapur leider keinen Stempel gibt – dann hoffentlich in Neuseeland.  

In Sydney haben wir uns für das Hostel Maze Backpackers direkt in Sydney Downtown entschieden. Es liegt ungefähr 3 Kilometer vom berühmten Opera House, mitten in China Town und ist mit umgerechnet 22 Euro pP. eine sehr günstige Unterkunft, definitiv ausreichend für eine Nacht und schon mal als Einstimmung auf die nächsten Nächte zu verstehen, da wir auch in Neuseeland zunächst „Hostel-Hopping“ betreiben werden. 

Gegen 16 Uhr kommen wir im Hostel an, der Transfer vom Flughafen ist ähnlich unkompliziert wie in Singapur, Bezahlung läuft über Kreditkarte, aber Vorsicht: Entgegen Singapur sind hier die Züge unfassbar teuer – wir bezahlen für eine kurze Strecke vom Flughafen und zurück mehr als 25 Euro pP. für uns nicht nachvollziehbar. 

Was tun mit dem angebrochenen Tag? Das Wetter ist super, die Temperaturen frühlingshaft angenehm und wenn wir schon in Sydney sind, dann müssen wir natürlich runter zum Opera House. Also in den Zug, drei Stationen gefahren und schon liegt das berühmte Gebäude vor uns. Den Rückweg gehen wir zu Fuß durch die Innenstadt, welche hauptsächlich von Banktowern geprägt ist. Trotzdem lohnt sich der kurze Spaziergang, mittlerweile ist es auch schon dunkel. In einer Bar bestellen wir uns noch jeweils ein Bier, bevor es dann zurück ins Hostel geht.  

 

11.11.2022 Sydney/Australien 

10 Uhr Check-Out, wieder ab zum Flughafen. Wir kennen das Spiel ja bereits und haben noch jede Menge Zeit, der Flieger geht um 18 Uhr mit Air New Zealand und wir wollen um 23:40 Uhr in Christchurch landen. Am Flughafen haben wir am Vortag bereits ein kleines Café ausgemacht, welches wir zielgerichtet ansteuern, da wir Strom brauchen um z.B. dieses Tagebuch zu führen. Die Suche nach Strom wird spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem wir mit dem Van unterwegs sein werden, unser ständiger Begleiter sein.  

Gegen 15 Uhr beschließen wir einzuchecken, da am Vorabend der Online-Check-In aus welchen Gründen auch immer nicht funktionierte. Am Check-In dann der Schreck: Wir konnten nicht einchecken, da wir keinen Rückflug vorweisen können! Zwar ist mir diese Regelung bekannt, jedoch dachte ich, dass die Regel lautet, ein Rückflugticket ODER entsprechender Nachweis, dass man über genügend Geld verfüge. Und da wir möglichst flexibel sein wollten, ist das nun doch nicht ganz unserem Plan entsprechend. Doch die Dame am Schalter macht uns unmissverständlich klar, dass wir definitiv nicht einreisen können, wenn wir kein Ticket vorweisen können, selbst wenn wir Millionen auf dem Konto hätten. Nun gut, das ist natürlich jetzt zunächst happig, da bei meinen letzten zwei Reisen nach Neuseeland (allerdings aus Deutschland aus durchgecheckt und ohne Zwischenaufenthalte) niemand danach fragte. So müssen wir in den sauren Apfel beißen, da nun auch natürlich ein gewisser Zeitdruck aufkommt. Also mit dem Laptop ins W-Lan und über Skyscanner einen möglichst günstigen Flug von Easy-Jet gebucht. 220 Euro pP. Von Auckland nach Melbourne mit einem Flexiticket, aber was soll man machen? Bestätigungsmail vorgezeigt und der Check-In läuft problemlos. 

Der Flieger geht pünktlich los, Beinfreiheit ist ähnlich wie bei Scoot und wir landen um ca. halb 12 nachts in Christchurch. In Deutschland ist es nun genau 12 Stunden früher – also halb 12 mittags. Die Einreise nach Neuseeland läuft an sich problemlos. Wir geben sämtliche (wirklich sämtliche!) organischen Mitbringsel und Wanderausrüstung an, da die Neuseeländer (oder auch Kiwis genannt), sehr darauf achten, was in das Land gebracht wird. Dies liegt unter anderem an der sehr verwundbaren Natur, welche über Jahrmillionen hinweg vollkommen isoliert gewesen ist.  

Der Grenzer nimmt unsere Karte mit Anmerkungen entgegen und schon müssen wir im Grunde unsere gesamten Rucksäcke auspacken, das Zelt wird ebenfalls nochmals untersucht, gleiches gilt für die Wanderschuhe, welche wir tragen. Wir haben Glück und es wird nichts beanstandet, also wieder einpacken und schon ist die Einreise geschafft. Wieder gibt es leider keinen Stempel. Ein wichtiger Tipp für alle Neuseelandreisende: Die Kiwis sind wirklich super entspannt und freundliche Leute, die auch mal zu Scherzen aufgelegt sind, auch bei ernsten Situationen, wie die Einreise. Trotzdem sollte man diese entspannte Art nicht mit Nachlässigkeit verwechseln. Sie verstehen absolut KEINEN Spaß bei Unehrlichkeit und sind da sehr strikt. Als Faustregel gilt: If in doubt – declare it/ask. Getreu dem Motto: Wenn du dir nicht sicher bist, frage nach. Niemand wird euch den Kopf abreißen, wenn ihr etwas nicht wisst.  

Nach der Einreise geht es direkt ins Jucys Snooze, ein Hostel direkt am Flughafen, welches ich bereits aus meinen letzten zwei Neuseelandreisen kenne. Dort haben wir jeweils einen sogenannten Schlafpod für eine Nacht gebucht. Mit 33 Euro pP. nicht ganz billig, dafür aber entspannt, da es bereits kurz nach 2 Uhr am Morgen ist. Egal, wir haben es geschafft, wir sind in Neuseeland! 

 

12.11.2022 Christchurch/Neuseeland 

9:00, der Wecker klingelt und ich könnte ihn erschlagen. Geschlafen haben wir beide so gut wie gar nicht, was an der erneuten Zeitumstellung liegt. Tatsächlich ist unser Biorythmus vollkommen durcheinander, da wir den Jetlag durch die vielen Zwischenstopps immer wieder neu verlängert haben und nun so langsam der Körper seinen Tribut verlangt. So liege ich bereits seit 5 Uhr wach und kann nicht mehr schlafen und habe ich die Zeit genutzt, die Organisation der nächsten Tage zu erarbeiten. Unseren ursprünglichen Plan, das Hostel zu wechseln und direkt nach Christchurch umzuziehen, habe ich relativ schnell verworfen, da Christchurch nahezu ausgebucht ist – Pech gehabt, dumm gelaufen. Von dort aus wäre es einfacher gewesen, zum zentralen Busbahnhof zu kommen. Also steht fest, dass wir noch zwei Nächte im Jucys bleiben und dann am Montag früh Richtung Dunedin via Bus aufbrechen. Dort müssen wir zwei weitere Nächte verbringen, bis wir uns dann nach Cromwell aufmachen können. Dort wollen wir unser Auto kaufen, so der Plan. Also nach kurzer Rücksprache mit Caro das Hostel um zwei Nächte verlängert, Bus und Hostel nach Dunedin gebucht und dem Verkäufer den aktuellen Stand der Dinge mitgeteilt. Alles online, aus dem Schlafpod heraus.  

Danach schnell einen Kaffee zischen (den habe ich noch aus dem Hotel in Singapur – ganz wichtig, immer mitnehmen, man weiß nie, wann und wo man den brauchen kann), um einigermaßen wach zu werden, was nicht wirklich gelingt. Später geht es dann in den Supermarkt, direkt um die Ecke vom Hostel. Die meisten Preise sind vergleichbar mit Deutschland (vor einem Jahr war Neuseeland noch deutlich teurer für uns!), einige Produkte sind hingegen unfassbar teuer – gerade Obst und Gemüse, sofern keine Saison ist, muss aus Australien usw. importiert werden. Hier sind wir in Deutschland definitiv noch verwöhnt. Rechnet locker mit 10-15% Mehrkosten beim Einkauf in Neuseeland.  

Christchurch Jucys Hostel

Geld (Euros) solltet ihr nicht mit nach Neuseeland bringen. Die Wechselkurse sind grottenschlecht (5-10% Verlust!). Hier empfiehlt es sich, eine entsprechende Kreditkarte zu besorgen. (Ich zahle mit der Kreditkarte von der comdirect und hole Bargeld mit der Debitkarte, Caro hat hierfür die Karte der DKB). Gebühren werden an einigen ATMs fällig, oft wird auch eine Gebühr von 1,5% beim Bezahlen aufgeschlagen. Zahlungen sind in der Regel überall mit Karte möglich.  

 

13.11.2022 Christchurch/Neuseeland 

Nachdem wir den gestrigen Tag mehr oder minder rein mit organisatorischen Dingen verbracht haben, wollen wir heute direkt nach Christchurch reinfahren. Ich selbst war bereits mehrere Male vor Ort und habe 2017 sogar für 6 Wochen dort für einen Local gearbeitet.  

Christchurch Streetart

Christchurch ist die größte Stadt der Südinsel und liegt an der deutlich trockeneren Ostküste zum größten Teil in einer flachen Ebene. Am 22. Februar 2011 wurde Christchurch von einem schweren Erdbeben getroffen, welche große Teile der Innenstadt verwüstete. Auch die berühmte Kathedrale von Christchurch stürzte damals ein und 135 Menschen kamen ums Leben. 2017 war ich das letzte Mal in der Stadt und auch damals konnte man noch die schweren Schäden an der Kathedrale, aber auch an vielen anderen Orten erkennen.  

Die Busfahrt dauert für uns etwa eine halbe Stunde und zu unserer Überraschung können wir diesmal nicht mit unseren Kreditkarten zahlen. Also muss hier tatsächlich das gute alte Bargeld vorhalten. Die Fahrt kostet für uns beide umgerechnet 2 Euro – one Way.  

In der Innenstadt angekommen, fällt sofort auf, dass fast alle Gebäude neu errichtet wurden, und dementsprechend würde ich Christchurch als modernste Stadt Neuseelands betiteln. Die vielen freien Flächen (häufig als Parkplatz zweckentfremdet) zeugen aber noch von den vielen Lücken, die durch den Abriss der einsturzgefährdeten Gebäude, entstanden sind. Für mich ist die Stadt hingegen kaum wiederzuerkennen. Die Kathedrale liegt immer noch in Trümmern, der Aufbau hat aber Fortschritte gemacht. Gegenüber wurde ein nagelneues Museum eröffnet bzw. eine Community Hall (vergleichbar mit einer Stadthalle in deutschen Städten, nur deutlich schicker) errichtet. Auch die sogenannte Containervillage, eine Shoppingmall bestehend aus Schiffscontainern, welche direkt nach dem Erdbeben errichtet wurde, ist mittlerweile verschwunden und hat einem Foodcourt Platz gemacht, welcher zum Verweilen einlädt. Ein weiteres Highlight ist die Streetart, welche in der gesamten Innenstadt zu finden ist. Gleiches gilt für den Park, in dem noch ein paar der älteren Gebäude stehen, welche deutlich das Erbe der englischen Kolonialisten aufzeigen. Für einen Tagesausflug lohnt sich Christchurch, für mehr aber unserer Meinung auch nicht. 

Dunedin_Botanischer_Garten

14.11.2022 Christchurch/Dunedin/Neuseeland 

6 Uhr – aufstehen und auschecken – der Bus nach Dunedin fährt von der Christchurch Central Bus Station um kurz vor 8 ab. Als Busunternehmen auf der Südinsel bietet sich vor allem “Intercity” an, vergleichbar mit unseren Flixbussen in Deutschland und ähnlich günstig bzw. ausgestattet. Da Neuseeland häufig von Erdbeben erschüttert wird und die Topographie nicht gerade schienenfreundlich ist, sind Busse hier unten die beste Alternative, Städte und Orte mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbinden.  

Der Bus ist pünktlich und ein sehr gut gelaunter Busfahrer (so wie irgendwie fast alle Kiwis immer locker und lässig drauf sind), hilft uns beim Einladen unseres Gepäcks. Dann geht es los, 6 Stunden mit dem Bus nach Dunedin, immer den Highway Nr. 1 runter, durch den vermutlich am wenigsten interessanten Teil Neuseelands. Über mehrere hundert Kilometer erstrecken sich auf einer flachen Ebene Weideflächen, Gemüse- und Obstfelder. Dazwischen findet man immer wieder ein paar kleinere Städtchen, in denen der Bus ab und an hält. Mehr nicht.  

In Dunedin angekommen ist es deutlich kälter als zuvor in Christchurch. Vom Busbahnhof geht es zu Fuß noch ein Stückchen den Berg hinauf in das Chalet Backpackers – unser Hostel für zwei Nächte.  

Nachdem wir unsere Betten bezogen haben, geht es nochmal in die Innenstadt, welche wie ausgestorben wirkt. So richtig erklären können wir uns das nicht, doch letztlich bleibt uns nicht viel anderes übrig als unser Abendessen bei Dominos Pizza zu besorgen, zwei Pizzen und zwei Getränke für 13 Dollar – ca. 7,5 Euro. Billiger kann man in Neuseeland nicht an Pizza rankommen.  

 

15.11.2022 Dunedin/Neuseeland 

Dunedin begrüßt uns heute mit Sonnenschein und warmen Wetter. Perfekt für einen Tagesausflug in die Stadt. Drei Dinge wollen wir uns heute anschauen: Die Baldwin Street, der botanische Garten und das Settlers Museum von Dunedin. Der berühmte Bahnhof von Dunedin ist leider komplett in Folie eingepackt und kein Foto wert. Also ab zur Baldwin Street – die angeblich steilste Straße der Welt (tatsächlich streiten sich mehrere Straßen um den Titel). Wenn man schon in Dunedin ist, dann ist ein Ausflug zur Straße durchaus sehenswert, extra dafür herkommen braucht man nicht.  

Der botanische Garten hingegen ist da schon beeindruckender und ist ein lohnendes Ziel bei gutem Wetter, falls man ein bisschen entspannen möchte. Für Pflanzenfreunde definitiv einen Ausflug wert, aber auch sonst kann man hier Zeit verbringen. 

Als letzter Punkt steht bei uns das Settlers Museum auf der Liste. Museen sind in Neuseeland immer ein besonderes Highlight. Einerseits sind sie, sofern in staatlicher Hand, kostenlos für alle Besucher. Anderseits leidet darunter definitiv nicht die Qualität der Ausstellung. Schon nach wenigen Augenblicken merken wir, dass Museen hier anders aufgebaut sind als in Deutschland. Man legt sehr viel Wert auf Interaktivität und versucht den Besucher direkt alles miterleben zu lassen. Insgesamt lohnt sich der Ausflug und wir verbringen mehr als zwei Stunden vor Ort. Danach sind wir beide der Meinung, dass wir uns das auch für Deutschland wünschen würden.  

Cromwell Autokauf Albert

16.11.2022 Dunedin/Cromwell/Neuseeland 

Heute heißt es von Dunedin Abschied nehmen. Zwei Tage sind vollkommen ausreichend für die Stadt, sollte man weniger Zeit haben, ist es auch okay. Gegen Mittag geht es wieder mit dem Bus nach Cromwell, Ankunft 18 Uhr geplant.  

Dunedin Baldwin Street

Dort wollen wir unser Auto kaufen – ein Nissan Serena, Benziner, aus dem Jahre 2000 mit insgesamt 290.000 km auf der Uhr. Kosten: 6500 NZD, umgerechnet 3800 Euro. Dafür ausgestattet mit allem, was man braucht: WOF (Warranty of Fitness – so etwas wie ein TÜV), Rego (Steuer) und das Wichtigste: Self-Contained Label, was es uns erlaubt auf alle Free Campsites zu übernachten, welche kostenlos sind. Außerdem ist der Wagen vom Verkäufer nochmals generalüberholt worden. Organisiert wurde der Verkauf über eine der vielen, vielen Facebookgruppen, in denen Autos in Neuseeland zum Kauf und Verkauf angeboten werden. Und auch wenn der Preis für ein solch altes Auto sehr hoch klingt: Ab November explodieren die Preise für Autos dieser Art, um dann ab Herbstbeginn wieder einzubrechen. Hier noch ein paar Tipps zum Autokauf/Verkauf: Zahlungen immer in Bar gegen Ware. Auf keinen Fall irgendwelche dubiosen Deals über Onlineverkauf/kauf abschließen. Außerdem sollte das Auto einen aktuellen WOF haben. Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass das Kennzeichen immer erhalten bleibt UND man ggf. auch Strafzettel MITKAUFT! D.h. vorher das Nummernschild online und kostenlos checken, erspart viele böse Überraschungen. Grundsätzlich kann man auch den Wagen bei einem Mechaniker prüfen lassen, dies sollte man vor allem dann machen, wenn man sich nicht 100% sicher ist. Der Kauf an sich geht schnell über die Bühne: Der Verkäufer kann dies online erledigen, sofern ein neuseeländischer Führerschein vorhanden ist. Gleiches gilt für den Käufer. Sollte kein neuseeländischer Führerschein vorhanden sein (wie es vermutlich in den allermeisten Fällen sein wird), so kann der Kauf/Verkauf einfach in der Post auf Papier erledigt werden. Dauer: 10 Minuten, Kosten 9 Dollar/ca. 6 Euro. Bitte in Deutschland einführen! 

Neue Freiheit mit dem Auto

Und zum Schluss noch eine Besonderheit: In Neuseeland braucht es KEINE KFZ-Versicherung. Man kann einfach ohne fahren – empfehlenswert ist es dennoch nicht unbedingt.  

Wir kriegen unseren Wagen von einem Paar aus Belgien, welches aber bereits seit mehr als 10 Jahren in Neuseeland lebt und bei dem wir direkt ein gutes Gefühl haben. Tatsächlich stehen wir schon seit Mitte Oktober über Facebook in Kontakt, frühe Organisation lohnt sich, denn die Preise haben mittlerweile massiv angezogen. 

Nach etwa einer halben Stunde ist der Deal über die Bühne gebracht. Wir zahlen 6500 NZD in bar und erhalten dafür die Schlüssel. Ab jetzt sind wir stolze Besitzer eines Campervans und hoffen gleichzeitig, dass uns unser Auto die nächsten 2 ½ Monate nicht im Stich lässt.  

 

 

17.11.2022 Cromwell/Wanaka/Neuseeland 

 

Nach unserem gestrigen Autokauf ging es direkt auf den Free-Campingplatz bei Cromwell/Lowburn, unweit des Lake Dunstan. Mit uns haben sicherlich 30 weitere Campmobile übernachtet, trotzdem ist mehr als genug Platz. Die Toiletten haben sogar fließendes Wasser, keine Selbstverständlichkeit bei Free-Campsites.  

Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und wir haben nun die Möglichkeit, das Inventar des Campers genauer zu begutachten. Tatsächlich sind wir hochzufrieden, da es wirklich an nichts fehlt, wir haben sogar einen Wäscheständer, bei dem wir noch nicht so ganz wissen, wie genau er eigentlich funktioniert und den wir vermutlich auch nie nutzen werden und ganz wichtig: Campingstühle + Tisch und Gaskocher. Und wir taufen unser frisch gekauftes Auto auf den Namen “Albert”. Möge er uns gute Dienste erweisen! 

Nach einem kurzen Frühstück in der Sonne wird der heutige Tag geplant. Zuerst soll es in Richtung Queenstown gehen, da es dort einen Pak´n Save Supermarkt gibt (vergleichbar mit Aldi, nur deutlich größer und günstiger als die anderen Supermärkte in Deutschland). Außerdem befindet sich direkt daneben ein Mitre 10 (ein Baumarkt), in dem ich die Gaskartuschen für meinen Wander-Gaskocher bekomme. Danach wollen wir weiter nach Wanaka, um am nächsten Tag den Roys Peak zu erklimmen. Also den Motor angeworfen und los geht’s! 

Wanaka – ThatWanakaTree

Regentage_im_Auto

Ich persönlich staune immer wieder darüber, wie schnell man sich als Fahrer an den Linksverkehr gewöhnt. Nach einer knappen halben Stunde fühlt es sich schon gar nicht mehr falsch an, auf der linken Seite zu fahren, außerdem sind die Straßen in Neuseeland extrem breit gehalten, so dass das Fahren hier wirklich leichtfällt. Auf dem Weg von Queenstown nach Wanaka überqueren wir die Cadrona Ridge, einen Passweg, der ein paar schöne Aussichten liefert. Hier übe ich auch schon mal ein wenig mit der Drohne. 

Angekommen in Wanaka geht es für uns direkt an das Ufer des gleichnamigen Sees und auch wenn ich schon mehrmals in dem kleinen Städtchen war, so freue ich mich jedes Mal darüber, hierher zu kommen, da der Ort wirklich idyllisch liegt.  

Da der Tag nun doch schon recht weit fortgeschritten ist, geht es für uns zum weltberühmten Wanakatree – vermutlich der am meisten fotografierte Baum aller Zeiten auf diesem Planeten. Danach snacken wir bei Kaffee noch am Seeufer, bevor wir dann den Free-Campingplatz (Red Bridge Campground) etwa 12 Kilometer außerhalb von Wanaka ansteuern. Hier gibt es leider kein fließendes Wasser und die Toiletten sind Plumpsklos. Trotzdem übernachten gut ein Dutzend Camper hier, auch wenn es recht laut durch die vorbeifahrende Straße ist – Oropax for the win! 

 

18.11.2022 Wanaka/Neuseeland 

Der nächste Tag ist leider im Vergleich zum Vortag sehr regnerisch und bedeckt. Ein kurzer Blick auf das Regenradar verrät, dass der Aufstieg zum Roys Peak heute keinerlei Sinn machen würde. Dies ist natürlich für unsere Planung alles andere als hilfreich. Aber wenn ich eines in Neuseeland gelernt habe, dann gilt, dass Planungen länger als mehrere Wochen meistens wenig Bestand haben. Zumindest solange man zeitlich flexibel ist. Anders sieht es z.B. bei einer 3-wöchigen Rundreise aus, doch das Problem haben wir zum Glück ja nicht. Also Campermate-App aufgemacht und eine neue Planung entworfen. 

 

Nach dem Frühstück geht es für uns in Richtung Mt. Cook bzw. Mount Aoraki, dem höchsten Berg Neuseelands. Da aber auch dort das Wetter alles andere als berauschend aussieht, planen wir, die Nacht in Twizel zu verbringen, quasi das Tor zum Mount Cook, da es dort einen Campingplatz mit Dusche und W-Lan gibt, der allerdings zu bezahlen ist. Aber eine Dusche haben wir beide nun wirklich nötig, außerdem wollen wir den Strom und das W-Lan nutzen. Also wieder ab ins Auto und weiter Richtung Norden. An einem Fluss machen wir nach einer guten Stunde Fahrt eine Pause, um zu frühstücken. Leute, es gibt kaum etwas Geileres als einfach drauf losfahren zu können und dann zu frühstücken, wo es einem gerade gefällt.  

Unser Weg führt durch über den Highway 8 über den Lindis Pass, vorbei an hohen mit Tussockgras bedeckten Bergen, in die Ebene von Omarama hin nach Twizel, einem Ort mit gefühlt 1000 Einwohnern und einem Supermarkt + Café und Tankstelle.  

Der Campingplatz ist an sich in Ordnung, wir zahlen 12,5 Euro pP. für eine warme Dusche, Küche und W-Lan. Leider funktioniert ab 20 Uhr das Internet nicht mehr, was sich als sehr unpraktisch erweist und auch die Wettervorhersage verschlechtert sich zusehends.   

Am Abend treffen wir noch eine Gruppe Reisender aus Deutschland, mit denen wir Erfahrungen und Tipps austauschen, auch das ist typisch für das Reisen in Neuseeland, bevor wir dann ins unseren Van verschwinden – hoffentlich ist das Wetter besser als angesagt.  

 

19.11.2022 Wanaka/Neuseeland 

Leider erfüllen sich unsere Hoffnungen nicht, im Gegenteil, das Worst-Case-Szenario ist eingetreten: Es regnet den ganzen Tag und eine Besserung ist frühestens ab morgen früh in Sicht, wenn überhaupt.  

Pittoreske_Straße_zum_Mt. Cook

Zusammen stecken wir die Köpfe über die Karte der Südinsel zusammen und überlegen uns das weitere Vorgehen. Während sowieso feststeht, dass wir in Wanaka später nochmals vorbeikommen werden und das Überspringen von Roys Peak kein Problem darstellte, sieht es bei Mount Cook ein wenig anders aus. Zwar gäbe es auch hier eine Möglichkeit nochmals vorbeizuschauen, doch würde das für uns einen Umweg von gut 300 KM bedeuten. Die Alternativen wären einfach weiterzufahren und in den sauren Apfel zu beißen oder noch eine Nacht zu bleiben – dann aber auf einem anderen Campingplatz, da das W-Lan auch am Morgen noch nicht funktioniert. Wir entscheiden uns für die letzte Variante und haben dann doch noch Glück im einzigen offenen Café von Twizel haben wir Steckdosen und W-Lan, so dass wir den Tag bis nachmittags nutzen und z.B. hier an unserem Reisetagebuch arbeiten. So verbringen wir eigentlich 2/3 des Tages, schlürfen Kaffee, arbeiten an unseren Projekten, bis wir dann gegen 15 Uhr in etwa Richtung Lake Pukaki aufbrechen, da es dort einen Free-Campingplatz gibt. Das Wetter bleibt leider gleichbleibend schlecht, auch in der Nacht hört der Regen nicht auf, so dass ich wenig Hoffnung auf Besserung habe, als wir uns schlafen legen. 

 

Mt_Cook_Hooker_Valley

20.11.2022 Lake Pukaki/Neuseeland 

7:00 – es hat aufgehört zu regnen, doch der Tag sieht alles andere als freundlich aus. Die hohen Berge (von denen Caro nichts weiß und die ich nur aus Erinnerungen kenne) sind komplett wolkenverhangen. Aber immerhin: Es regnet nicht mehr! 

Schon allein das gibt uns den nötigen Motivationsschub, um die insgesamt 50 Km zum Mount Cook Village zu fahren (One-way), denn selbst wenn Mount Cook sich gar nicht zeigen sollte, so es die Fahrt an sich schon wert. Die Straße schlängelt sich zunächst an der Ostseite des Lake Pukaki an hohen, teilweise noch schneebedeckten Bergen entlang, bis auf halber Strecke dann irgendwann der aufgestaute See endet und der Ebene des Tasman Rivers Platz macht. Vor uns ragen steil die gigantischen Berge des Mount Cook Gebirges empor, beinahe surreal scheint der Anblick, so steil schieben sich die schneebedeckten Spitzen in den Himmel – und das Beste: Es beginnt teilweise aufzuklaren! 

Also das Auto auf den völlig überfüllten Parkplatz abgestellt, die Wanderschuhe angezogen, Wasser eingepackt und ab geht es auf den Hooker-Valley Track, der uns an einen Gletschersee + Gletscher führen soll. Hin und Zurück werden 3 Laufstunden angesetzt.  

Der Weg ist sehr leicht und mit keinerlei Erfahrung zu gehen und entsprechend ausgebaut, was dazu führt, dass Unmengen von anderen Touristen mit uns zum See gehen bzw. uns entgegenkommen. Natürlich sind wir ja auch ein Teil dieser Masse, trotzdem finden wir es sehr schade, dass der Weg so extrem überlaufen ist. Sehr häufig stinkt es an den weniger gut einsehbaren Ecken, da die Leute überall hinpinkeln (es gibt ein Klo am Start und etwa nach 2/3 des Weges!). Trotzdem ist Caro von dem Panorama begeistert und auch ich beginne mich auf die nächsten Tage in Neuseeland zu freuen – hoffentlich dann auch ein wenig abseits der ausgetrampelten Pfade (zumindest aus unserer Sicht).  

Auf dem Rückweg wird das Wetter wie angesagt kurzzeitig schlechter, nur um dann völlig überraschend aufzuklaren und Mount Cook ist ungewohnt fast wolkenfrei, an einem Bergmassiv geht eine kleine Eislawine runter, deren Grollen durch das ganze Tal dröhnt und die Sonne fängt nun wirklich an richtig zu brennen.  

Auf dem sich nun leerenden Parkplatz gibt es Mittagessen, Nudeln mit Tomatensoße und Käse sowie Kaffee – Backpackeressen vom Feinsten! Der Rückweg verwöhnt uns nochmals mit fantastischen Aussichten auf das Mount Cook Massiv und sogar die Drohne kommt nochmals zu ihrem Einsatz, weiter geht’s zu Lake Tekapo bzw. Lake Opuha, unserer heutigen Schlafstelle.  

Ironischerweise wird das Wetter mit jedem Kilometer vom Mount Cook entfernt schlechter, so dass wir wieder im Regen ankommen, als wir schon recht spät am Ufer des Sees Opuha unser Nachtlager aufschlagen. Insgesamt sind knapp ein Dutzend Camper vor Ort, der ansonsten sehr ruhig und idyllisch gelegen ist. Für eine Nacht wird es definitiv reichen.  

  

21.11.2022 Lake Ohuha/Christchurch/Neuseeland 

Nach einem kurzen Frühstück geht es heute gleich weiter mit dem Auto. Nachdem wir endlich rausgefunden haben, wie man die Sportfunktion bei unserem Nissan ausschalten kann (der Wagen schluckt nämlich zur Zeit gut 15 Liter/100km, machen wir uns auf den Weg weiter gen Norden. Eigentlich wollten wir in Richtung Arthur´s Pass, doch die Wettervorhersage für die Westküste ist und bleibt eine Katastrophe – also neues Ziel: Kaikoura und dort besseres Wetter abwarten. Die Fahrt verläuft die ersten 50 km ruhig, dann kurz nach Geraldine der Schreck: Ein lautes metallisches Scharren und Knirschen im rechten Rad! Ihr kennt das vielleicht: Es gibt Geräusche, die möchte man einfach bei einem Auto nicht hören. Dieses hier gehört definitiv in eine solche Kategorie und die Stelle ist auch noch mehr als ungünstig, kurvenreiche, abschüssige Straße, kein Seitenstreifen, Abhang linke Hand. Stehenbleiben ist keine Option. Also fahre ich vorsichtig weiter, das Quietschen wird schlimmer, bis es plötzlich ganz verstummt. Mit einer Prise Galgenhumor nehmen wir einfach an, dass wohl ein Steinchen zwischen Bremsbeläge und Bremsscheibe geraten ist und dort zerrieben wurde. Es war bestimmt ein Steinchen, ganz sicher. 

Zumindest die Bremsen arbeiten wie gewohnt.  

Wir steuern einen Campingplatz nördlich von Christchurch an, da es dort W-Lan geben soll. Gibt es auch, gegen eine Gebühr von 10 Dollar für 250 GB – also doch kein W-Lan für uns… Dafür haben wir direkten Strandzugang, an dem wir auch noch unsere Drohne testen (und uns nebenbei Luftkämpfe mit den Möwen liefern), während wir am Ufer eine Kolonie von Tieren entdecken, die mir vermutlich heute Abend Alpträume einjagen wird.  

Außerdem haben wir eine Whalewatching und eine Dolphinswimtour für Kaikoura gebucht. Beides zusammen für stolze 210 Euro pP. aber um ehrlich zu sein: Beides verspricht ein einmaliges Erlebnis zu werden! 

 

 

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