Unser Reporter Henning Rabe berichtet vom 32. FilmFestival Cottbus. Heute: Der vorletzte Tag. Wenn man etwas auf Filmfestivals vermeiden sollte, ist das in erster Linie, sich zu grämen, dass man einen Film verpasst. Die Überschneidungen, die den Kinofreund einige Filme kosten, gehören nun einmal dazu. Es ist ja auch logisch, dass z. B. in Cottbus die zugkräftigsten Filme am Freitag- und am Sonnabend-Abend laufen und sich mitunter überlappen. Oder – ganz gemein – zeitgleich starten. Oder aber ein Streifen geht flöten, weil man in der Nacht zuvor gearbeitet hat und deshalb noch einen Nachmittagsschlaf benötigt. So ging es mir heute,…
Rubrik: FilmFestival Cottbus
Unser Reporter Henning Rabe berichtetet vom 32. FilFestival Cootbus. Heute, Freitag, Tag 4: Heute bin ich nun endlich richtig in der Kammerbühne. Auf dem Programm steht Die Adler von Taga aus Rumänien. Taga ist ein kleines Dorf, der Fußball-Verein spielt in der untersten Liga und kann einfach nicht gewinnen. Ein 1:2 ist schon ein großer Erfolg. Doch auf einer Fahrt durch die Hütten der Siedlung, viele verfallen, die Straße voller Schlaglöcher, wird klar, dass hier einfach kein schlagkräftiger Sportclub entstehen kann. Nicht einmal die Linien des Sportplatzes kann Manager Nelu gerade ziehen, der verwahrloste Rasen lässt nur krumme und bogenförmige…
Unser Reporter Henning Rabe berichtet vom 32. FilmFelstival Cottbus. Im wieder goldenen November renne ich erst einmal in die Kammerbühne. Niemand da, es ist das falsche Kino! Wie kann man nur so unsortiert sein. Einen Vorteil hat meine leichte Verspätung im Weltspiegel allerdings: Ich muss den Auftrags-Song „Jwd“ von Finch Asozial nicht schon wieder hören. Bis zu vier Mal am Tag ist wirklich hart! Der Kino-Tag beginnt mit dem Vorspann von Have you seen this woman? von Dušan Zorić und Matija Gluščević aus Serbien. Gezeigt werden drei Episoden mit derselben Darstellerin, Ksenija Marinković, die jedes Mal eine andere Frauenfigur über…
Unser Filmfestivalreporter Henning Rabe berichtet vom 32. FilmFestival Cottbus. Da letztes Jahr schon so viele begeisternde Beispiele für die tschechoslowakische Nouvelle Vague liefen, ist dieses Mal Věra Chytilová für mich natürlich Pflicht. In der Special-Reihe „Frauenrollen im Sozialismus und danach“ läuft ihr Spielfilm „Von etwas anderem“ von 1963, der also drei Jahre vor ihrem internationalen Erfolg „Tausendschönchen“ entstand. Porträtiert werden zwei Frauen, die einfach mal ein wenig aus ihrer Alltagsroutine ausbrechen wollen, sie wollen „etwas anderes“, wie der Titel schon nahelegt. Die eine ist olympische Turnerin und möchte Ballett- und andere Elemente in ihr hartes Training einbringen. Die andere ist…
Unser Filmfestival-Reporter Henning Rabe berichtet vom 32. FilmFestival Cottbus. „Nächstes Mal wird es wieder richtig“, sagte bei der Abschlussfeier letztes Jahr ein Bekannter aus dem Glad-House zu mir. An diese Worte musste ich denken, als ich in strahlendem Sonnenschein aus dem Hauptbahnhof Cottbus trat. Nun ja, uns alle plagen nun neue Besorgnisse, und doch: Warum sollte nicht dieses Filmfestival mal wieder richtig rauschen? Zumal uns gleich als erster Film im Weltspiegel R. M. N. von Cristian Mungiu erwartete. Der Rumäne brachte 2007 mit „Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage“, einem Paukenschlag in die Magengrube, mithin einem Meisterwerk von Abtreibungsdrama, seine Heimat…
Der Countdown läuft: Das Filmfestival Cottbus steht in den Startlöchern. Vom 8. bis 13. November dreht sich alles um Filme aus Osteuropa. Die Cottbuser Filmschau eröffnet traditionell die Festivalwoche. Diesmal läuft sie am Montagabend um 19 Uhr im Filmtheater Weltspiegel. Hier werden die ersten Preise vergeben. Vor allem jüngere Filmschaffende aus der Ober- und Niederlausitz präsentieren hier ihre Kurzfilme, die zumeist in keinem professionellen oder kommerziellen Umfeld entstanden. Vom Klimaschutz über den Strukturwandel, von sorbischen Traditionen bis zur Moderne, von Alltagssorgen, Fantasien und Liebe – thematisch setzt die Lausitzer FilmSchau keine Grenzen, lediglich die Länge der Beiträge ist auf…
Ein herrlicher Vormittag. Die Sonne kitzelt emsig Farbe aus den gelben Blättern, der Herbst steht in vollem Gold. Ich spaziere zum Gladhouse, wo mich wieder zwei slowakische Klassiker erwarten. Die Glocken für die Barfüßigen Am Ende des Zweiten Weltkriegs in den verschneiten Bergen der Tatra. Zwei slowakische Partisanen nehmen einen jungen deutschen Soldaten gefangen. Sie wollen ihn erschießen, da er ihnen auf der Suche nach ihren Kameraden zur Last fällt. Doch können sie es nicht. Als das Blatt sich später wendet und das Leben der beiden in der Hand des Wehrmachts-Soldaten liegt, bringt auch er es nicht übers Herz, die…
Sughras Söhne Ilgar Najaf wirft einen galligen Blick auf sein Heimatland Aserbaidschan während des Zweiten Weltkriegs. In poetischen Schwarz-Weiß-Bildern fotografiert, zeigt der Film eine Familie in Auflösung. Sughras Mann war an der Front, ist inzwischen aber desertiert. Auch ihr Schwager hat sich dagegen entschieden, für die Sowjets sein Leben zu riskieren, und versteckt sich in den Bergen. Dorthin geht auch Sughras ältester Sohn, als er seine Einberufung erhält. Der jüngere wird zum Kurier zwischen der Mutter und den Geflohenen … Der Film ist in der Aussage leider zu holzschnitt-artig, zu schwarz-weiß geraten. So ist der widerwärtigste Mensch des Dorfes auch…
Durch den notorischen Regen stiefele ich zunächst zum Gladhouse. Dort gibt es aus der Rubrik Spotlight Slovensko zwei slowakische Filme zum Hundertjährigen Jubiläum des dortigen Filmwesens. Der Drache kehrt zurück Töpfer Martin kehrt nach Jahren in sein mittelalterliches Bergdorf zurück. Ein rauer, vernarbter Gesell. Sofort wird ihm von den Bewohnern die Schuld an der Dürre des Jahres und einem verheerenden Feuer angedichtet. Eine Braut hatte er hier auch zurückgelassen. Sie ist nun mit Šimon verheiratet, der um die Schöne fürchten muss und den Heimkehrer töten soll. Das bringt er aber nicht über’s Herz. Im Gegenteil, zusammen brechen sie auf, um…
Zum Auftakt gibt es eine vierzigminütige Zugverspätung von Berlin. Hab ich so noch nicht erlebt. Das wirkliche Drama aber gibt es nach einem Sprint in den Weltspiegel. Es läuft Leave no traces von Jan P. Matuszynski aus Polen. Der hatte vor fünf Jahren mit „The Last Family“ für einen Paukenschlag gesorgt (wir berichteten), deshalb war sein neuer Streifen Pflichtprogramm. Es geht sofort bretthart ins Warschau der 80er Jahre, aus dem Publikum ertönt immer wieder mitfühlendes Ausstöhnen, zumal der Plot auf wahren Begebenheiten beruht: Grzegorz und Jurek haben gerade das Abitur bestanden und laufen übermütig durch die Altstadt. Dort werden sie…