Rubrik: Kolumne

„Wie nennt man einen dicken Vegetarier?“ „Eine Biotonne“ Aus der Reihe „Was man auf einem Kinderspielplatz von bummelig 6-jährigen Jungen hört.“ (Vorsicht, unzuverlässiger Erzähler) „Den habsch ich von meinem Mathelehrer.“ (Vorsicht, noch unzuverlässigerer Erzähler) „Den kenn ig schon von meinem Urururgroßvater!“ Ich häng da derzeit viel ab. Mein Kleiner erzählt noch keine Witze. Zumindest nicht auf die übliche Art. Wenn irgendjemanden oder irgendetwas irgendwo mit einem Kaffee in der Hand zu sehen ist, sagt er Papa. Ist manchmal lustig. Lustiger als die Biotonne. Da fehlt mir manchmal etwas Toleranz. Nicht gegenüber Kindern. Intoleranz ist manchmal auch nötig. Aber genug davon.…

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„Die beste Definition des Menschen lautet wohl: undankbarer Zweibeiner.“ Schreiben ist eine besondere Form des Schwätzens und manch einer hält davon nicht viel. Es kommt ihm das Bedürfnis auf, die Kinnbacken aufeinander zu pressen und durch die geschlossenen Zähne zu spucken wie ein Matrose. Da bedarf es Dankbarkeit für die Aufmerksamkeit, mit der andere den Schreiber reden lassen. Wer lässt heut’ noch andere ihre Meinung aussprechen, ohne sofort mit Schimpfworten oder noch Schlimmerem zu antworten? „Ich hasse Sie, mit dem ganzen Hass meiner Seele.“ Was muss man heute getan haben, um mit Dostojewskis Worten gescholten zu werden? Ich verrate es:…

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Freund, du willst Dichter werden Verfasse vor allen Dingen Keinen Schwachsinn Schreib keine Allzu blöden Lieder Wenn auch die Dummköpfe Sowas lieben Die Beweiskraft der folgenden Zeilen beruht auf der Tatsache, dass sie vollkommen wahr sind, weil ich sie von Anfang bis Ende erfunden habe. … Das erinnert mich daran, wie sie mir vor 20 Jahren ein Buch durch den Briefkastenschlitz schoben. Ich muss völlig umnebelt gewesen sein. Der Sommer war gerade vorbei und Kostümbälle hätten verboten werden müssen. Der Wind, mild und verschlafen, trieb einen Armvoll Blätter gegen mein Fenster. Jetzt war ich dran; und ich hatte mich geirrt.…

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Der Himmel über Cottbus hatte die Farbe eines Fernsehers, der auf einen toten Kanal geschaltet war. Durch das statische Rauschen ist ganz sachte ein Virologe in einer abendlichen Talkshow zu vernehmen. Eine verquere Lage. Aber genug davon. Wie geht es der Blaumeise in diesem Frühjahr, nachdem 2020 bis zu 24.000 gefiederte Freunde an dem tödlichen Bakterium Suttonella ornithocola ihr Leben ließen? Erste Verdachtsfälle wurden bereits wieder gemeldet. Das Volk ließ sich davon jedoch nicht beeinflussen und votierte bei der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres 2021 für das Rotkehlchen. Ich gehe davon aus, dass die Academy of Motion Pictures…

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Ein Milchglas, bitte! Ich gehöre zu einer Risikogruppe. Natürlich nicht, weil ich ein gewisses Alter erreicht habe. Zwar werde ich mittlerweile auch von Jugendlichen gesiezt, als Gradmesser dürfte das aber noch nicht ausreichen. Unter chronischen Krankheiten leide ich auch nicht, soweit ich weiß. Mein Leiden ist tatsächlich erst mit dem Aufkommen der derzeitigen Pandemie so richtig zum Tragen gekommen. Genauer gesagt: mit den Maßnahmen, um diese zu bekämpfen. Ja, es stimmt, ich bin Brillenträger. Für viele mag das jetzt nicht überraschend kommen, ist dieses Leiden ja doch recht offensichtlich. Aber wo sich Otto-Normal-Seher einfach eine FFP2-Maske über Mund und hoffentlich…

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Drüber hui, drunter pfui Kürzlich habe ich Liegestütze und Sit-ups gemacht. Bevor Sie fragen, ich beziehe mich nicht auf das qualvolle aus-dem-Bett-hieven meines vom Dezember gebeutelten Körpers. Auch wenn die Geräuschkulisse ähnlich ist. Ich habe eine besondere Beziehung zur empfohlenen täglichen Bewegung und konzentriere mich voll und ganz auf mein 15-Minuten-Workout. Jeden dritten Tag in der Woche 5 Minuten lang. Rein rechnerisch geht das schwer auf, aber dafür kann ich ja nichts. Klar definiert war hingegen mein Ziel, eigentlich. Aus Fass wird Sixpack. Das gleiche Frühjahrsziel wie seit 10 Jahren, aber was wäre der Mensch ohne Traditionen? Und warum schreibe…

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„Piks“ me Tender Eigentlich sollte dieses neue Kolumnenjahr einmal ganz anders beginnen. Mit einer provokanten Frage vielleicht oder einem tiefgründigen Gedanken. Einem, bei dem das Gegenüber kurz verständnislos die Augenbrauen hochziehen würde, ehe die Erkenntnis wie eine warme Welle durch den Körper rollt. Gefolgt von einem anerkennenden Nicken mit leicht gespitzten Lippen. Auch ein kluger Satz hätte einiges reißen können, punktgenau gezündet und im richtigen Moment pointiert zum Abschluss gebracht. Stattdessen stehen Sie und ich, wir beide, auch am Beginn des Jahres 2021 wieder da und sind uns ganz sicher einig: Einmal sollten wir das Ganze noch durchspielen. Auch wenn…

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Ich weiß: Viele der Einschränkungen sind notwendig. Maske, Abstand, keine wilden Treffen im Freundeskreis. Ich weiß: Es gibt viele gute Gründe dafür, Kneipen und Restaurants zu meiden. Selbst, wenn sie aus dem vorzeitigen Winterschlaf zurückgeholt werden. Und ich weiß: So schnell wird sich an dieser Situation nichts ändern. Aber bis zuletzt habe ich gehofft, dass uns wenigstens die Weihnachtsmärkte erhalten bleiben. Dabei ist es mir eigentlich egal, ob wir von den kleinen Künstlermärkten reden, auf denen es Glögg oder heißen Maracuja-Sesam-Moccachino-Nektar gibt. Oder von den großen Trödel-Weihnachtsmärkten, die zu einer Hälfte aus Glühweinständen und zur anderen aus Hausschuh- und Mützenverkäufern…

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Telegram ist ihre Religion Korona ist nichts anderes als die Versklavung des kleinen Mannes durch die Hintertür. Nicht so sehr der kleinen Frau, denn die bekommt davon im Normalfall sowieso nichts mit. Die Küche hat schließlich keine Fenster. Warum ist denn niemand von uns schon eher darauf gekommen? Die Antwort lag uns doch direkt zu Füßen. Kein Präsentierteller, sondern eine Präsentierbühne. Kein Wink mit dem Zaunpfahl, sondern mit einem Zaun in der Länge und Höhe des Ungetüms rund um das G8-Tagungsgelände in Heiligendamm 2007. Und trotzdem waren nicht wir es, denen schließlich ein Licht aufging. Dafür sorgte, etwas romantisch formuliert,…

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Flausen im Asphalt Die deutsche Sprache hält fantastische Wörter bereit. Buchlust ist so eines, das Verlangen danach ein Buch zu lesen. Hermannlust in Ihrem Fall. Grimmbebend gehört auch dazu, eine Umschreibung für bebend vor Zorn. Nachtgefunkel, Sommerabend, sehnsuchtstrunken. An ein Wort musste ich aber auf meinen Streifzügen durch die Cottbuser Straßen in den vergangenen Jahren sehr häufig denken: rumpeldipumpel. Ich bin mir gar nicht sicher, ob man das überhaupt als Wort im herkömmlichen Sinne sehen sollte, oder ob es eher eine vage Beschreibung des eigenen Körpergefühls ist, nachdem man mit einem schlecht gefederten Fahrrad über die Kopfsteinpflasterstraßen der Innenstadt gerumpelt…

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