Trittfest – Teil 4: von Belgrad nach Pirot mit dem Fahrrad

0

Hey, wir melden uns seit längerem, da wir erst jetzt, seit Belgrad, unseren ersten richtigen Pausetag haben.

Kurzes Fazit zu Serbien: wir wurden positiv überrascht. Vor der Grenze wurde uns noch erzählt, dass Serben nicht freundlich wären und auch schon vorher haben wir andere Meinungen über das Land und die Leute gehört. Von solcher Art Kommentare geprägt fuhren wir über die Grenze mit dem Gedanken: einfach durchfahren und dem nächsten Ziel näher kommen. Doch alles kam irgendwie anders als gedacht. Von unserer Liebe zu den serbischen Bäckereien habt ja bereits im letzten Beitrag schon gehört.

Nun gut fangen wir mal bei der Abfahrt aus Belgrad an: unser Start verlief etwas stockend, denn Komoot lotst uns manchmal ein wenig verwirrend. Die Brücke für die Ausfahrt aus Belgrad haben wir dann aber doch noch gefunden. Der Weg führte uns erst entlang des Eurovelo6, der mittlerweile eher einer alten Landwirtschaftsstraße glich. Danach begleitete uns eine Bundesstraße durch viele kleinere und größere Dörfer. Besonders auffallend war dabei die festliche Dekoration der Zäune und Torbögen der Häuser – hier wurden in der letzten Zeit wohl viele Hochzeiten gefeiert.

In der Mittagspause hielten wir bei einem Spielplatz und breiteten unser Essen aus, da kam nicht viel später ein Junge angerannt, der sichtlich nach unserer Aufmerksamkeit ringte. Zunächst blieben wir beide verhalten, doch Justin taute schnell auf, nachdem ihm der Junge einen Fußball direkt vor die Füße spielte. Schließlich begonnen die beiden zu spielen und es gesellten sich die Schwester des kleinen Jungen sowie ein junger Hund dazu. Letztlich wurden Teams gebildet und die Frauen gewonnen gegen die Männer (Achtung: meine Sichtweise, könnte von der Wahrheit abweichen). Ansonsten verlief die Kommunikation etwas schleppend zwischen uns Vieren, bis der Vater (er sprach sehr gutes deutsch, da er in Deutschland zuvor gearbeitet hattet) und die Mutter der Kinder dazu stießen.

Als sich unser Wasserhaushalt dem Ende näherte, entschloss ich mich dazu auf serbisch (Mithilfe des Handys) in einem Restaurant nach Wasser zu fragen. Die junge Kellnerin stand ohne zu zögern und amüsiert über meine Aussprache auf und füllte unsere Wasserflaschen mit kühlem Wasser auf. Parallel wurde Justin von einem Radfahrer auf der Straße angesprochen, der bereits einige Touren hinter sich hat. Er erzählte uns begeistert von seinen Reisen und zeigte uns Fotos mit passenden Eindrücken (auch mehrere mit Novak Djokovic, erfolgreichster Serbischer Sportler der letzten Jahre) auf seiner Website. Sogar ein Buch darüber hatte er verfasst – beeindruckend!

Dennoch war er sehr verblüfft über unser Vorhaben und es schien ihn zu beeindrucken, dass ich als Frau auch eine Reise mit dem Fahrrad begonnen habe. Nachdem wir sämtliche Camping- und Hoteltipps in dem Ort mit auf den Weg gegeben bekommen haben, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Das war wieder einmal gar nicht so einfach, denn weder bei einer Rasenfläche mit einem der Verwesung sehr nahestehendem Tier noch bei einem verlassenen Haus (zumindest dachten wir das erst) mit knurrendem Tier im Inneren fühlten wir uns wirklich wohl. Erfolgreich waren wir dann aber dennoch.

Am nächsten Tag machten wir dann auch Bekanntschaft mit einigen bellenden Hunde. Uns kommt es so vor als ob wir mit Belgrad den „Hundeäquator“ überschritten haben. Wir sehen mehr und mehr Straßenhunde, die meisten davon friedlich aber andere auf Krawall gebürstet und laut. Rennt also eine Gruppe Straßenhunde bellend hinter uns her, bleiben wir stehen und bellen zurück. Bisher hat dieser Trick immer ganz gut funktioniert und die Hunde lassen verduzt von uns ab.

Dass sich die Landschaft nun langsam wieder verändert, wird uns dann auch bewusst. So kämpften wir uns wieder einmal, nach einer langen Höhenmeterpause, die ersten Hügel hinauf. Gut versteckt mit dem jaulen der Hunde in der Ferne bereiteten wir uns auf unserem wildcampingspot unsere Nudeln mit Tomatensauce zu.

Die ersten Höhenmeter machten sich bereits bemerkbar und wir begonnen den Tag mit steifen Beinen, doch uns ist klar – das war erst der Anfang. Nach einer Turbobanane als zweites Frühstück, begegnet uns das österreichische Paar, welches schon einmal zügig an uns vorbei gezogen war, ein zweites Mal. Zufälle gibt es nicht – so werden kurzerhand die Kontaktdaten ausgetauscht und ein Treffen für den nächsten Tag vereinbart.
Vorher gerieten wir noch in eine festliche Parade mit vielen Blumengestecken in einem Dorf. Doch den Anlass haben wir bislang noch nicht herausfinden können.

Unser Campingplatz war wieder einmal eine Überraschungstüte.
Feuerstelle ✔️
Wasser ✔️
aber überall Müll ❌️
und dann unterbrach ein Auto auch noch unser romantische Lagerfeuer ❌️
und wir haben nicht einmal mitbekommen wie und wann der Fahrer sich dazu entschlossen hatte wieder wegzufahren. Ach übrigens unser Brenner macht uns seit kurzem Probleme, denn statt Benzin zieht er manchmal nur Luft – gut dass wir noch die zweite Alternative zum Kochen im Gepäck haben. Trotz des mulmigen Gefühls im Bauch, wegen des ungebetenen Besuchers im Auto, schliefen wir sehr schnell ein.

Unsere Abfahrt verzögert sich wieder einmal – nicht besonders passend, denn wir haben eine Verabredung mit dem österreichischen Paar. Doch unter Zeitdruck funktionieren wir gut und wir meistern die Strecke mit Bravour und kommen mit mehren Höhenmetern und schönen Aussichten an unserem Apartment in Niš an. Auf dem Weg wurden wir wieder oft angesprochen, hatten nette Unterhaltungen und bekamen einfach so Wasser geschenkt. Und auch die Unterkunft kostet uns weniger als zunächst vereinbart. Serben haben ein großes Herz und begegnen uns jedes mal mit einer großen Portion Gastfreundschaft – ganz anders als uns vor unserem Besuch in Serbien berichtet wurde.

Den Abend verbringen wir mit Hanna und Lukas wie verabredet und genießen ein letztes Mal eine üppige Portion serbische Hausmannskost zwischen angeregten Gesprächen – als würden wir uns schon viel länger kennen. Bevor sie uns auf ihr Hotelzimmer einluden, besorgten wir uns im Supermarkt ein paar kühle Getränke und ließen dann den Abend gemeinsam entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen stellten Justin und ich dann fest, dass wir eigentlich noch einen weiteren Pausetag gebrauchen könnten. Doch wir haben einen Plan – wir wollen in ca. zwei Wochen in Istanbul ankommen. So rangen wir uns durch und brachten die ersten Kilometer des Tages hinter uns, stoppten nochmal kurz bei McDonalds für einen Eiskaffee und erklommen fast 1000 Höhenmeter.

Auf dem Weg durften wir wieder die serbische Güte und Ihr Interesse erfahren und wurden von Bauarbeitern zu unserer Reise befragt sowie mit Feigen beschenkt – dabei wollten wir wieder einmal nur unsere Flaschen auffüllen.
Der Anstieg ist zwar steil, doch die Sicht ist atemberaubend schön. Justin empfand den Tag von der Aussicht bislang am schönsten – so werden wir belohnt, obwohl die Stimmung am Morgen noch unbegeisterter Natur war. In der Unterkunft angekommen werden wir herzlich begrüßt. Unsere Gastgeber helfen uns sogar dabei alle unsere Taschen in unser Zimmer zu tragen und luden uns zu einer Runde Rakia und einem Energiedrink ein.

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort