Ausklinker – der Reiseblog gegen Fernweh Teil 18

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Hallo, wir sind Caro und Flo aus Cottbus, beide Anfang 30. Wir haben unsere Jobs gekündigt und uns aus unserem Alltag in Deutschland „ausgeklinkt“, um die Welt zu bereisen.

Wenn euch das Fernweh regelmäßig packt, dann folgt uns gerne auf diesem Blog oder auf Youtube ( (147) Travel Flo – YouTube ) bzw. Instagram ( Flo Kraft (@travel_flo_nz) • Instagram-Fotos und -Videos )

5.7.2023 Kyoto/Japan

Bevor wir Tokio endgültig den Rücken kehren (Basti und Robert werden hier nochmal hinfahren, da ihr Flug von hier aus geht, für uns gilt das nicht), gehen wir nochmal auf Souvenirjagd. Allerdings möchten wir keinen Plunder kaufen, sondern etwas typisch japanisches, was auch einen gewissen Mehrwert liefert – und was bietet sich da besser an als die berühmte japanische Schmiedekunst, genauer, japanische Küchenmesser?

In der Kappabashi-Straße wird man fündig. Nirgends ist die Dichte der Läden, die Messer (oder halbe Schwerter) in Tokio verkauft, höher. Wer hier nicht fündig wird, der sucht nicht richtig und so geben wir in kürzester Zeit ziemlich viel Geld aus, Qualität hat (hoffentlich) ihren Preis.

Vom schnittigen Taschenmesser bis zum Thunfisch-Kurzsäbel ist alles dabei.

Von dort aus steigen wir in den Shikansenzug ein – das Pendant zum ICE – wobei dies eine Beleidigung für den Shinkansen wäre, denn im Gegenzug zu unseren ICEs, fahren die Züge hier pünktlich ab. Es ist an dieser Stelle ein Rätsel, wie die Japaner das hinbekommen haben, immerhin liegen wir mitten in einem Erdbebengebiet, die Küste wird gerne mal von Taifunen heimgesucht und trotzdem ist das Schienennetz einmalig auf der Welt. So ziemlich noch so jeder kleine Ort ist per Bahn oder Bus erreichbar – und zwar pünktlich.

In Kyoto angekommen, beziehen wir unser neues Hotel, bevor es dann Morgen auf Erkundungstour losgeht.

6.7.2023 Kyoto/Japan

Leider hat uns mal wieder eine Sommergrippe voll erwischt, es mag aber auch nicht aufhören… Wir liegen beide relativ flach, Flo ruht sich heute lieber aus, Caro geht es (noch) etwas besser und startet zusammen mit den beiden Jungs nach einem sehr späten Frühstück zum Kaiserpalast in Kyoto. Die Anlage ist einfach riesig! Wir müssen uns erst einmal zurechtfinden und stolpern über ein niedliches Teehaus mit Garten. Leider macht die nette Dame im Kimono die Türen zu, als wir einen Tee trinken möchten. 16:30 Uhr ist Schicht im Schacht. Hier ticken die Uhren einfach anders. Wir hechten weiter durch die Anlage und gerade noch so vor Schließung bezahlen wir das Ticket für das Palastinnere. Die Häuser und Bauten aus der Edo-Zeit sehen schon sehr japanisch-klassisch schlicht aus, leider darf man nur von außen gucken. Auch der kleine Zen-Garten ist wunderschön, wenn man jetzt noch durchschlendern könnte, wäre er sogar noch beeindruckender.

Der japanische Garten im Kaiserpalast von Kyoto.

Lohnt sich, Preis-Leistung vom Ticket stimmt.

Danach ist kurz Ausruhen angesagt, bevor es abends mit der Metro zu einer kleinen Restaurantgasse geht. Pontocho heißt sie und ist so schmal, dass nur Fußgänger hindurch passen. Es reiht sich ein kleines Restaurant nach dem anderen und man findet hier so ziemlich alles, was die japanische Küche hergibt. Beim Durchgehen wirkt es richtig heimlich, links und rechts hängen weiße Papier-Lampions mit Kanji-Zeichen, deren schummriges Licht eine romantische Atmosphäre zaubern. Leider wissen die Restaurants, dass sich hier viele Touristen hin verirren, das Angebot ist zwar riesig, aber Preis und Qualität bleiben auf der Strecke und so müssen wir uns nach dem ersten Gang nochmal ein paar frittierte Octopus-Bällchen auf die Hand holen, um den Magen richtig zu füllen.

Die Pontocho-Restaurant Gasse.

7.7.2023 Kyoto/Japan

Nach Flos kurzer Auszeit sind wir heute wieder alle gemeinsam unterwegs. Unser heutiges Ziel ist der Arashiyama-Bambuswald bei Kyoto, der vor allem durch Instagram berühmt geworden ist. Wer jetzt das Schlimmste erwartet, der darf sich bestätigt fühlen.

Arashiyama Bamboo-Grove.

Der Weg führt uns durch meterhohe Bambuspflanzen, doch zum Genießen bleibt eigentlich keine Zeit. Massen von Menschen schieben sich durch den kleinen Abschnitt, eine absolute Massenveranstaltung und Paradebeispiel, wie das Internet solche Orte einfach ruiniert. Schade, aber was soll man sagen, wir sind ja auch deswegen darauf gekommen. Aber vielleicht sind solche Momente auch einfach nötig, um zu sehen, dass links und rechts der ausgetretenen Pfade es mindestens genauso toll aussehen kann (und in dem Fall aussehen wird).

Ein paar Meter weiter haben wir die Möglichkeit, in einen Garten einzutreten, 6 Euro Eintritt werden fällig und siehe da – hier ist kaum noch jemand unterwegs. Dazu gibt es Matchatee (ist jetzt nicht so unser Ding) und seltsame Kekse.

Ein paar Meter weiter aber eben nicht berühmt durch Instagram, sieht es schon ganz anders aus.

Selbiges gilt dann auch später, als wir am Fluss zurück zum Bus laufen. Dort, wo keine Fotos für Instagram gemacht wurden und die Massen fernbleiben, da ist es noch schön. Sobald ein Ort eine gewisse Bekanntheit erreicht, hat man im Grunde genommen nur zwei Möglichkeiten: 1. Meiden  2. Sehr früh oder sehr spät hingehen. Alles andere macht (uns) keinen Spaß.

Nach dem langen Tag kehren wir abends noch in eine Ramenbar ein, bei der wir über einen Automaten unser Essen bestellen. Super lecker und günstig! Und vor allem: Echt einfach.

8.7.2023 Kyoto/Japan

Ein Must-Do (zumindest laut Tripadvisor) in Kyoto ist der Nishiki-Market. Dort gibt es so ziemlich alles zu kaufen. Souvenirs, Mitbringsel, Messer, Klamotten und natürlich: Ganz viel zu essen.

Obwohl wir eigentlich nichts brauchen, entscheiden wir uns für einen Besuch. Für uns gibt es zumindest, was das Essen angeht, nicht wirklich etwas Neues zu entdecken – außer gebratene Spatzen am Spieß, die wir aber dann doch liegen lassen. Für jemanden, der aber noch keine Nachtmärkte in Südostasien gesehen hat, hinterlassen die Einlagen doch Eindruck.

Der Nishiki-Nachtmarkt. Hier gibt es sogar geröstete Spatzen – wir verzichten.

Weiter geht es von hier aus in das Geishaviertel, ein Teil der Altstadt von Kyoto, in der die meisten Häuser aus Holz bestehen. Lohnt sich, aber seid vorgewarnt, da offensichtlich die Anwohner von den vielen Touristen sehr genervt sind, patrouillieren Polizisten in den Straßen, die das Film- und Fotoverbot durchsetzen. Missachtungen kosten 10.000 Yen, was knapp 100 Euro entspricht. So sehr lohnen die Motive dann doch nicht, aber ein Besuch ist das Viertel definitiv wert.

Ein Schnappschuss aus dem Geisha-Viertel. Viele Frauen machen hier Fotos im traditionellen Kimono-Gewand.

Den Abschluss des heutigen Tages liefert das Samurai-Museum, direkt im Nishiki-Market. Etwas über 20 Euro bezahlen wir für den Eintritt, dafür wird man 1 ½ Stunden in ein paar Räumen herumgeführt und erfährt allerhand über die Samurais. Ehrliches Fazit: Lohnt nicht wirklich, viel Informationen erhält man nicht, die Tourguides sind mehr mit Klamauk als mit der Führung beschäftigt. Einzig die Möglichkeit, am Ende ein paar Fotos in Samurairüstungen zu machen, rechtfertigt den Preis zumindest in Teilen. Keine Empfehlung, wenn man wirklich daran interessiert ist, mehr über die Samurai zu erfahren, da reicht auch ein Wikipedia Eintrag.

Passt nicht so ganz 🙂

9.7.2023 Nara/Japan

Etwa eine Zugstunde von Kyoto entfernt liegt die kleine Stadt Nara. Berühmt ist der Ort für seine Rehe – aber anders als bei uns sind die nicht eingezäunt, sie dürfen sich frei in der Stadt und um die Tempel herumbewegen – kein Scherz.

Das ist aber noch nicht alles…. doch zuerst noch ein Schritt zurück: Japaner sind ein extrem höfliches und zuvorkommendes Volk. Außerdem gelten sie als extrem diszipliniert. Ihr Bestreben, das Gegenüber in keiner Weise zu beschämen ist so ausgeprägt, dass es für uns Europäer in mancher Hinsicht schwer ist, gewisse Verhaltensweisen nachzuvollziehen. Dazu gehört zum Beispiel auch das ständige voreinander Verbeugen, Zeichen der Wertschätzung.
Und genau dieses Verhalten ahmen diese Hirsche nach. Das ist jetzt nicht übertrieben. Vor allem die älteren Tiere haben gelernt, dass sie mehr Fressen von den Besuchern erhalten, wenn sie sich vor ihnen “verbeugen” – so gut es eben möglich ist.

So niedlich! Aber wenn es ums Fressen geht, dann werden sie ein bisschen ruppig.

Auch sonst hat Nara einige schöne Tempelanlagen zu bieten, durch die sich ein Spaziergang auf jeden Fall auch lohnt.

Auf dem Rückweg hat Caro dann die Idee, spontan am Inari-Schrein auszusteigen, da er sowieso auf der Route liegt. Auch hier haben wir es mit einem Instagramphänomen zu tun, denn der Weg hoch auf den Hügel durch hunderte rote Tore macht sich einfach gut auf der Kamera. Kurzer Blick auf die Uhr – kurz vor 6 – die Hauptmasse der Touris sollte durch sein.

Und so ist es auch. Wir haben unfassbares Glück, dass wir das Gelände zwar nicht vollkommen für uns alleine haben, aber verglichen mit dem, was sonst los ist, fühlen wir uns beinahe einsam. Geheimtipp: Definitiv kurz vor der Dämmerung vorbeikommen, wenn das Licht gerade noch für schöne Fotos und Videos reicht.

Durch über 3.000 rote Toriis auf dem Weg nach oben…

Unweit des Schreins finden wir auch noch eine kleine Ramenbar, deren Besitzerin uns für 6 Euro wirklich leckere Nudeln auftischt, war eine sehr gute Idee hier vorbeizuschauen.

Eine der besten Ramen-Bars, die wir besucht haben.

10.7.2023 Kyoto/Japan

Unser vorletzter Tag in Kyoto verläuft ziemlich ruhig, da uns die vergangenen Touren ziemlich in den Knochen stecken. Trotzdem haben wir für heute noch eine Kleinigkeit vor: Shoppingtime ist angesagt!

Caro möchte unbedingt einen Kimono kaufen – für alle, die es nicht wissen: Das sind die traditionellen Gewänder, die sowohl Japanerinnen als auch in abgewandelter Form die Japaner tragen. Oder auch anders: Die Lederhose und Dirndl Japans. Diese Kleidungsstücke gibt es in allen Formen und Farben, in verschiedenen Größen und natürlich in unterschiedlichen Preisklassen. Angefangen bei knapp 15 Euro (gebraucht), zahlt man auch schnell mehrere 100 Euro für eine komplette Ausstattung. Caro entscheidet sich für eine etwas günstigere Sommer-Variante genannt Yukata, die wir nach längerem Suchen dann auch finden.

Gleich erstmal ein Fotoshooting in unserer Nachbarschaft.

Basti und Robert besuchen derweil die Nijo-Burg mitten in der Stadt und in Fußreichweite des Hotels. Leider sind große Teile gerade eingezäunt und werden restauriert, so dass sich der Eintritt nur in Teilen lohnt.

Abends treffen wir uns dann wieder zum Abendessen. Unser Koch Robert möchte unbedingt ein Beef-Teppanjaki ausprobieren. Das ist ein japanischer Indoor-Grill, bei dem der Küchenchef die Gerichte auf einer heißen Platte direkt vor den Augen des Gastes zubereitet und serviert. Wir staunen nicht schlecht, als wir die Preise sehen – für ein 5 Gänge Menü legen wir pro Person etwa 120 Euro auf den Tisch! Aber: Es ist wirklich ein Erlebnis und die Zutaten könnten besser nicht sein, wir dürfen das edelste Rindfleisch der Welt, das Miyazaki-Beef, probieren und es trägt seinen Namen zurecht.

11.7.2023 Kyoto/Japan

Wenn es etwas gibt, für das Japan auf jeden Fall berühmt ist, dann sind es ungewöhnliche Cafés und Restaurants. Angefangen von den berühmten Katzencafés, hin zu den etwas zweifelhaften Maidcafés, gibt es so ziemlich kaum etwas, was es nicht gibt. Tatsächlich scheinen die Japaner sich es zur Aufgabe gemacht zu haben, für jeden Geschmack und Interesse ein Themencafé bzw. Restaurant anbieten zu können.

Daher führt unser Weg uns heute nach Hirobun, ein kleines Örtchen nördlich von Kyoto, was normalerweise kein Mensch kennen würde, gäbe es dort nicht die Nagashi-Somen (eine Nudelart). Die Nudeln an sich sind nicht außergewöhnlich, man findet sie überall in Japan. Die Art und Weise des Servierens hingegen schon: Über eine Bambuspipeline, die von einem Fluss gespeist wird, werden die Nudeln direkt an den Sitzplatz geliefert. Derweil sitzt man über dem Fluss in einer Reihe und bedient sich an den vorbeischwimmenden Nudeln. Bösartig ausgedrückt erinnert das ein wenig an einen Schweinetrog (gut, das war jetzt gemein, aber zur Verbildlichung taugt das schon).

Wie dem auch sei, wir machen uns ziemlich früh auf den Weg, da wir für die kurze Strecke doch mehr als 1 ½ Stunden für einen Weg einplanen müssen. In Hirobun angekommen, bietet sich das altebekannte Bild: Es ist sehr voll, Restaurant reiht sich an Restaurant, die Preise sind maximal überhöht (man weiß eben, dass Touris bereit sind, Unsummen zu zahlen, um über einem Gebirgsbach sitzend essen zu können).

Es gibt vor Ort allerdings nur ein Restaurant, welches die “echten” Nudeln aus der Bambuspipeline anbietet (warum, finden wir nicht heraus) und als wir vor Ort ankommen trifft uns beinahe der Schlag: 4 Stunden Wartezeit. Ne, im Ernst, nein Danke. Wir winken ab, so wichtig ist uns das dann doch nicht. Wir essen etwas weiter abseits, auch hier sind die Preise saftig und das Essen nicht so dolle.

Ein Restaurant dierekt über einem Fluss.

Fazit: Lohnt sich eher weniger, können wir nicht weiterempfehlen.

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