Trittfest – Teil 16: von Mangalore nach Goa mit dem Fahrrad

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Es wartet auf uns – das Land der Farben, Götter und Gegensätze und wir sind weiterhin gespannt. Die ersten Kilometer in Indien sind geschafft und nun befinden wir uns in der Touristenhochburg Goa. Wie die letzten Tage so für uns verliefen, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Wie wir den letzten Beitrag abgeschlossen haben, beginnen wir diesen – nämlich mit einem Essen im gleichen Restaurant. Für unsere Tage in Mangelore wurden wir dort Stammgäste und probierten uns durch das vielfältige und wohlschmeckende Angebot.

Gut gestärkt gingen wir in Mangalore den gängigen Aufgaben in einem neuen Land nach. Erwähnenswert sei hier der Versuch SIM-Karten zu organisieren. Wir gingen also in den ersten Technikladen, der SIM-Karten von den gängigsten Anbietern im Bestand hatte. Nach kurzer Nachfrage schickte man uns aber direkt weg. Uns wurde hier deutlich gemacht, dass es keine SIM-Karten für Ausländer gibt – ohne Wenn und Aber und auch nicht mit einem indischen Kontakt. Dieser müsste für eine Unterschrift hier anwesend sein.

Dass das aber definitiv nicht stimmte, wussten wir. Erst beim vierten Laden hatten wir dann Erfolg und der Verkauf einer SIM-Karte funktionierte mit der telefonischen Hilfe der in Goa ansässigen Eltern unser lieben Freundin Ragini einwandfrei. Nur das Passbild wollte bei mir nicht so richtig, da die Kamera meine Konturen vor der weißen Wand nicht wahrzunehmen schien. Ein kurzes „Du bist einfach so weiß, wie die Wand“ erfreute den gesamten Laden.

Ansonsten war bereits der Gang durch Mangalore sehr spannend. Denn während wir von etlichen verschiedenen Gerüchen und Geräuschen, hoher Luftfeuchtigkeit und Kokosnüssen an jeder Ecke umgeben waren, beobachten wir das rege Treiben und schüttelten noch ein paar indische Hände, die wild gestikulierend ihre Hände von uns geschüttelt haben wollten.

 

Während unserer Schlenderei merkten wir wieder, wie anders hier alles ist. Wir mussten dann viel darüber nachdenken, wie die ersten Fahrtage hier wohl aussehen. Kommen wir mit dem Klima klar? Wie sieht es mit der Versorgung unterwegs aus? Wie sind die Straßen und der Verkehr außerhalb der Stadt? Wie gehen die Leute mit uns um? Noch konnten wir einfach wieder zurück ins Hotel und den Trubel und alles, was dazugehört entgehen. Auf dem Fahrrad ging das nicht mehr.

 

Der Tag unserer Abfahrt kam aber natürlich und so begaben wir uns nervös aus unserer Komfortzone. Nach dem ersten Tag war die Nervosität aber weitestgehend verflogen.

Indien zeigte sich von seiner Anni-und-Justin-freundlichen-Seite. Weder kamen uns die motorisierten Gefährte noch die indische Bevölkerung zu nahe. Uns wird oft zugewunken, der Daumen rausgehalten und auch kleinere Gespräche erfreuen uns in den ersten Tagen. Jeder respektiert aber unsere persönliche Zone, es bilden sich keine Trauben von Menschen und es wird nicht zu intensiv gestarrt. Wir fühlten uns schon manchmal schlecht mit welch einer Erwartung wir in das Land gegangen sind, da diese unser Verhalten schon deutlich beeinflusst hat. Der Umgang gefällt uns so gut, da ist es uns fast egal, dass wir direkt in der ersten Nacht neben einer lauten Partygruppe gegen Entgelt campieren und am nächsten Morgen von lauter Musik aus einem anderen Vorhof geweckt werden. Ein paar Ausnahmen gibt es, klar. Penetrant fanden wir z.B. zwei Heranwachsende auf einem Moped die 2 Minuten erst dicht neben uns und dann vor uns gefahren sind nur um unsere schwitzenden Körper auf dem Rad in ihrem Smartphonespeicher zu verewigen.

Glücklicherweise geschah dieser Vorfall auf einer kleinen Straße direkt in Strandnähe, von denen wir in den ersten Tagen direkt begeistert sind. Wenig Verkehr, herrliche Szenerie und gerade so breit, dass sich zwei Tuk-Tuks kreuzen können. Zudem bekommen wir dort weder Probleme beim tiefen Einatmen, wie auf dem hier viel befahrenen Highway, noch werden wir so dreckig, dass der Feinstaub in unseren Armbeugen zusammenläuft. Die kleinen Wege tragen uns an Strandpanoramen, Flussdeltas und, im Kontrast zum Oman und den VAE, satten und dicht grün bewachsenden Hügeln vorbei.

Wir trauen uns aus unserer Deckung und wollen am Strand campen. Wir verstecken uns zwar gut, aber selbst hier ist es quasi nicht möglich unentdeckt zu bleiben. An unserem Schlafplatz, in einem kleinen Wald am Meer, werden wir von einem Polizisten entdeckt, der unsere Personalien untersucht, weil er eine illegale Handlung unsererseits vermutete. Doch nach dem obligatorischen Selfie schien dann alles klar zu gehen und er bot uns dann sogar Essen an.

Unsere Strecke führte uns danach immer abwechselnd am Strand und am Highway entlang. Als wir unseren Weg mit einer kleinen Fähre über den Fluss fortsetzen wollten, war leider keine in Sicht. Nach einem Gespräch mit den Einheimischen war leider auch nicht klar, wann diese werden verkehren würde. Sie boten uns eine private Überfahrt für den zehnfachen Preis an. Wir lehnten dankend ab, da uns das Angebot und die Personen etwas „sketchy“ erschienen. Ärgerlich, da dies ein Umweg von 40km für uns darstellte.

Alles passiert aber aus einem bestimmten Grund. Hätten wir diesen Weg nicht eingeschlagen, hätten wir den Zuckerrohrsaft woanders getrunken und hätten einem Mann mit tiefer Wunde am Finger nicht helfen können, ein paar Schnappschüsse wären uns entgangen, wir hätten nicht die zwei Limonaden geschenkt bekommen, die uns ein Lieferant schnell in die Hände drückte und wir hätten eventuell kulinarisch etwas verpasst. Das Restaurant unter unserem Hotel hat uns nämlich so sehr begeistert, dass wir nicht nur Abendessen, sondern auch unser Frühstück da bestellt haben.

 

Generell setzen wir hier weitestgehend auf das Konzept Hotel. Die Unterkünfte sind nicht teuer und passen ins Budget. Dazu bekommen wir eine erstklassige Nahrungsversorgung nach einem Fahrtag. Wir müssen uns aber natürlich mit ein paar Besonderheiten vertraut machen. Zum Beispiel lachte ein Hotelbesitzer, als wir ihn ins Zimmer riefen, um sich den ca. 15cm langen Gecko anzuschauen, der sich bei uns wohlfühlte. „Das ist nur ein kleiner. Die sind ganz harmlos.“ Alles klar. Kein Problem für uns.

Stichwort Fauna. Überall gibt es Kühe und Rinder, die wie Könige auf dem Asphalt stolzieren, Vögel, die die komischsten Klänge fabrizieren, Affen, die in den Baumkronen tanzen und zahme Straßenhunde. Die reichhaltige Fauna auf den Straßen hat aber auch ihren Preis. So bekommen wir beispielsweise zu Gesicht, wie ein Welpe zweimal von einem Moped überrollt wird. Kühe auf den Straßen bewegen sich kein Meter und machen den Verkehr zusätzlich unberechenbar. Zudem sind hier Rinder und Kühe Auslöser von einigen Gerüchen und Hinterlassenschaften, in die wir nur zu gerne treten.

Um jedoch den Beitrag nicht so negativ enden zu lassen, dürfen wir auch von einer angenehmen Begegnung mit zwei deutschen Radreisenden sowie ihrem amerikanischen Host berichten, mit denen wir eine kurze Zeit verbringen durften. Diese Begegnung war allerdings weniger zufällig, da sie uns netterweise ihre Gaskartusche vermachten, da sie diese aufgrund des fehlenden Adapters nicht nutzen konnten.  Ihr Pech wurde zu unserem Glück.

Danach trennten uns nur noch knapp 20 km von den Eltern meiner Freundin, die wir problemlos überwunden. Der Empfang war herzlich und von Beginn an konnten wir uns ausgelassen mit ihnen unterhalten. Von den Erlebnissen mit ihnen, einem hinduistischen Event und vielem mehr erfahrt ihr dann im nächsten Beitrag.

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