Trittfest – Teil 15: von Maskat nach Mangalore mit dem Fahrrad

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Wie vorab vereinbart, trafen wir nämlich an dem Tag unseren Freund Mohammed (den Fahrradbegeisterten Mann aus Izki) wieder und lernten zudem die sportliche Fatima kennen. Bevor wir jedoch den Hauptschauplatz von Justins Geburtstags erreichten, zeigte uns Mohammed noch den Hafen, wir kauften ein paar Dekorationsartikel ein und holten die Torte für Justin ab, wobei er von den anderen Restaurants abgelenkt wurde. 

 

Danach bogen wir in eine kleinere Straße ein und uns beiden wurde so langsam bewusst, wo wir den Abend verbringen würden – in einem exklusiven Militärsclub am Meer mit fantastischem Buffet und klassischer Musik. Ich war so froh Justin von der ausgeblichenen Schlafanzughose abgeraten zu haben, auch wenn wir hier immer noch nicht ins Bild passten. Wir genossen den Abend bei anregenden Gesprächen und leckerem Essen. 

 

Die kulinarische Reise am nächsten Tag gestaltete sich weniger exquisit, als wir uns nach dem Besuch der Sultan Qaboos Moschee und einigen Besorgungen in der größten Mall Omans bei McDonald’s wiederfanden, um den McArabia zu probieren. So setzte sich unser Tag fort, geprägt von Kontrasten. Während wir uns erneut mit Mohammed trafen und touristische Sehenswürdigkeiten erkundeten sowie omanisches Halwa kosteten, zogen andere Touristen in Luxusresorts oder teure Hotels ein, die wir lediglich durch die Autofenster betrachteten.

Mit einem weiteren gemeinsamen Café und dem Besuch einer Ausstellung, die uns mit super Bildern von Reptilien und Insekten des Omans beeindruckte, verabschiedeten wir uns von unserem Freund Mohammed. Mit einem Foto von uns beiden in der Hand und der Gewissheit, dass unsere Wege sich eines Tages erneut kreuzen würden, gingen wir auseinander.

So ganz waren wir aber hier noch fertig. Die Vorbereitungen für den Flug standen noch an sowie ein Event am letzten Abend unseres Aufenthalts.

 

Mit dem Taxi ging es an einer Sicherheitsschleuse vorbei zur Deutschen Botschaft in Maskat zu der wir vermutlich aufgrund unserer Registrierung bei ELEFAND eingeladen worden sind.

Wohlwissend, dass wir mit unseren Turnschuhen und Sandalen sowie unseren besten Outdoorhosen den Dresscode „Smart-Casual“ definitiv bedienen konnten 😉, meisterten wir die persönliche Begrüßung durch den deutschen Botschafter souverän.

Zu Gast in der Botschaft war eine deutsche Arabistin, Autorin und Übersetzerin, die uns in einem wirklich spannenden Gastvortrag zu einem Thema, von dem wir ungefähr so viel Ahnung hatten, wie vom Paarungstanz der Victoria-Krontaube, einen Einblick in die Literatur und Übersetzungsarbeit von arabischen Texten ins Deutsche gab. Das anschließende Buffet, welches nun stolz nicht mehr Hauptgrund unseres Erscheinens war, genossen wir im im Garten der Botschaft.

 

Unsere letzten Stunden in Maskat verbrachten wir dann mit den letzten Vorbereitungen für den Flug, im Taxi sowie diskutierend am Flughafen, da die Airline die Aufmachung unseres Gepäcks (zwei zusammengebundene Taschen in zwei Lagen schwarzer Mülltüten) nicht akzeptierte. Schade – hätte ja klappen können. So mussten wir dann doch noch 20€ zuzahlen. 

 

Unser Abschied aus dem Oman ist zugleich unser Abschied aus Arabien. Einem Teil der Erde, den wir vorher nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Dementsprechend unwissend sind wir hier angekommen. Auch wenn anderthalb Monate keine extrem lange Zeit darstellen und wir nur 2 Länder gesehen haben, sind wir wirklich sehr froh, diesen Teil unserer Erde erfahren zu haben. Die Leute waren einfach unheimlich nett zu uns, das Wetter passte (wohlgemerkt im Winter), die Landschaft war überraschend divers und was wir neben der Gastfreundschaft ganz besonders schätzten, war die Sicherheit. Zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl bedrängt zu werden oder in irgendeiner Weise gefährdet zu sein. Der Gedanke: „Hier ist es sicherer als in Berlin“ hallte oft mit.

 

Natürlich gab es aber auch Dinge, die uns in Verwunderung zurücklassen. Allen voran war es der Umgang mit ausländischen Arbeitern. Es fühlte sich doch sehr stark nach einer Mehrklassen-Gesellschaft an, bei der ausländische Arbeitskräfte doch recht grob behandelt werden. Sei es der Umgangston der Emirati-Familie auf der Farm in den VAE mit ihren drei Pakistanischen Angestellten oder die fehlende Wertschätzung im Geschichtsmuseum des Omans für die vielen indischen Arbeiter, die das Gebäude erbaut haben.

Ein Zitat von Bedr aus dem Oman fasst es unserer Meinung ganz gut zusammen. Als wir in einer Dattelpalmenplantage spazierten und wir nach dem Ursprung der Arbeiter auf der Plantage fragten, sagte er so etwas wie: „Indische Personen hier arbeiten für Unternehmen und bauen Infrastruktur und ähnliches. Pakistanische Personen arbeiten hier meist für Omanis.“

Dennoch verlassen wir den Oman absolut begeistert und freuen uns auf unseren nächsten Besuch. 

 

Nun stand aber erstmal Indien auf dem Fahrprogramm. Ein Land vor dem wir doch sehr viel Respekt hatten. Im Gegensatz zum mittleren Osten haben wir schon viel von anderen Reisenden gehört, gelesen und geschaut.

Die Überschneidungen der Erfahrungen waren nicht von der Hand zu weisen. In unserer Erwartung war Indien also laut, bunt, unorthodox, ein verkehrstechnisches Chaos, anstrengend, geruchsintensiv im Guten sowie im Schlechten, eine leckere Geschmacksexplosion mit einer Affinität für unregelmäßigem Stuhlgang und vor allem ein Selfieparadies für westliche Touristen. Auch das Wildcampen wurde nicht beschönigt und uns abgeraten. Hier sei: „doch einfach zu viel los“. 

 

In Indien angekommen stand zunächst wieder Fahrräder zusammenbauen sowie aus- und umpacken an. Es dauerte nicht lange, dann versammelte sich eine kleine Traube von Menschen um unsere vom warmfeuchten Wetter schwitzenden Körper und unsere Räder. Hierbei ist besonders das Flughafenpersonal positiv aufgefallen. Nicht nur boten sie uns direkt Kaffee und Tee an, sondern halfen uns noch eine neue Schraube für unsere Fahrräder zu organisieren, die wir auf dem Boden verloren hatten. 

Auch der Leiter der Kommunikationsabteilung des Flughafen Mangalores ist auf uns aufmerksam geworden. Die Begeisterung für unsere Reise führte zu einem Interview, dass wir direkt im Anschluss noch führten. Währenddessen bekam ich ungefragt von zwei Müttern ihre Babys auf den Arm gedrückt, damit diese mit mir ein Foto knipsen können. 

 

So langsam war der Hunger groß und die Aufregung auf den indischen Verkehr stieg ebenso. Doch die ersten 10 km bis zu unserem Hotel absolvierten wir, selbst im Dunkeln auf der linken Seite mit Bravour, würden wir meinen.

Der Tag neigt sich dem Ende und wir bestellten endlich, zu der Verwirrung des indischen Kellners, unser Essen, welches vermutlich ebenso für eine vierköpfige Familie gereicht hätte. Das Essen war großartig und wir versunken im Bett.

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Ein Kommentar

  1. S. Hebenstreit auf

    Ich war auch mit dem Fahrrad jetzt im Januar in Oman. Auch über AL Ain eingereist.
    Jetzt die Frage, wo habt ihr die Fahrradkartons in Muskat bekommen?
    Weiterhin gute Reise!

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