Der Bodenständige – Ralf Lempke vom FC Energie Cottbus

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„Der ist gefühlt schon 50 Jahre bei Energie“, sagt mir jemand, als ich ihm erzählte, dass ich mich mit Ralf Lempke, dem Marketing-Chef vom FC treffen werde. Und sogar noch länger, finde ich bei unserem Gespräch heraus. „Ich war schon 1965 beim SC Cottbus dabei, der ja erst ein Jahr später zur BSG Energie Cottbus wurde“, sagt er. Dort durchlief er dann fast alle Mannschaften von den Kindern bis zur ersten Männermannschaft, hat 476 Spiele für Energie gemacht; war in der Oberliga Kapitän, stieg auf und ab – „mehrmals“, wie er betont. 1988 stellte er die Fußballschuhe in die Ecke, agierte dann für den FC im Hintergrund und wurde schließlich Marketing-Leiter.

Er stehe nicht gern in der ersten Reihe, sagt er auch. „Ich brauche so etwas nicht. Man ist ja, wenn man irgendwo drin steht, kein anderer Mensch, sondern bleibt genau der Gleiche. Manche Menschen brauchen das. Ich kenne da einige, nenne natürlich keine Namen, die sind manchmal so lange vor der dem roten Licht der Kameras rumgetanzt, bis jemand sagte: Wir haben gerade keinen anderen, komm du doch zum Interview. Da bekam der gleich ‘ne feuchte Hose.“ Das klingt nach jemandem, der auf dem Boden geblieben ist. Wenn Ralf Lempke von seinem Verein erzählt, klingt das genauso: „Ich bin gebürtiger Cottbuser, habe immer bei dem Verein gespielt – mit kurzen Wechselabsichten, die sich aber nicht erfüllten. Das war auch gut so! Mein Herz schlägt heute aber noch genauso für den Verein. Man ärgert sich über Niederlagen grün und blau. Hadert mit der Welt. Gewinnt man, ist die Welt wieder schön. Das wird immer so bleiben. Das ist Liebe auf Lebenszeit.“

Geht es denn beim Fußball wirklich um den Sport und nicht um das Geld, frage ich ihn: „Früher kam man dieser These näher. Da war noch ein bisschen mehr Amateursport hier zu erleben. Obwohl es damals auch Staatsamateure waren, die Oberliga spielten. Heute ist es ein Geschäft, das Profigeschäft. Leistung abliefern, Geld bekommen. Man muss aber als Zuschauer das Gefühl haben, dass die Jungs ehrlich arbeiten. Das ist eine Aufgabe des Trainers, das Authentische rüberzubringen, wie es derzeit Darmstadt oder Augsburg zeigen. Mit wenig viel erreichen. Da wollen wir auch wieder hin. So, wie wir es früher mit Ede Geyer geschafft haben, um wieder in den höherklassigen Bereichen mitzuspielen.“ Als Marketingchef weiß er auch um den Verlust der Fernsehgelder aus der 2.Liga, die rund sechs Millionen Euro ausmachen und die eben derzeit dem Etat fehlen. Können sie sich ein Leben ohne Fußball vorstellen? „Ja“, sagt er, „denn irgendwann ist eigentlich immer Schluss“ und zieht dabei verschmitzt einen Mundwinkel hoch.

Heiko Portale

 

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