Sprich doch einfach mal

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Julia Kaiser, 31 Jahre, ist beim Paritätischen Wohlfahrtsverband eine der verantwortlichen Projektleiterinnen der Sprechcafés. Seit anderthalb Jahren gibt es die Sprechcafés im Rahmen des Projektes „Begegnung im Stadtteil“. Das erste wurde in Sandow eröffnet und wurde so gut angenommen, dass daraus ein eigenes Projekt entstanden ist. Dass diese Art der Verständigung gebraucht wird, zeigt die rege Nutzung des Angebots: Mittlerweile sind es drei Sprechcafés in Cottbus, die von einhundert Menschen in der Woche besucht werden. 15 – 20 Freiwillige helfen bei der Vorbereitung der Treffen an den Standorten in Sandow, Stadtmitte und Sachsendorf.  Pro Standort sind es fünf – 15 ehrenamtliche Tischpaten, die sich mit den Besuchern unterhalten. Manche von ihnen auch dreimal in der Woche. „Die ehrenamtlichen Helfer kochen Kaffee, stellen die Tische und Stühle bereit und begrüßen die Gäste“, so Julia Kaiser. Am Anfang war es noch sehr aufregend, erzählt die junge Frau, die selbst auch ehrenamtlich tätig ist, neben ihrem Beruf, bei dem sie sich um das Ehrenamt kümmert. „Damals war immer noch die Frage, wer kommt heute, werden wir genug sein?“ Das müssen sich Julia Kaiser und die Ehrenamtler nicht mehr fragen, denn es kommen immer wieder neue Menschen und die aus aller Herren Länder. Aus Kolumbien, Afghanistan, der Ukraine und dem Iran zum Beispiel. Einige von ihnen kommen aber nicht nur zum Sprechen lernen, nein, auch sie engagieren sich und gehören zu den Helfern, die diese Sprechcafés unterstützen. Das Ganze läuft absolut entspannt ab, die Menschen kommen, setzen sich an einen Tisch zu anderen Menschen und sprechen. Über ganz banale Themen, den Alltag, wie es den Menschen geht, was sie tun, wer sie sind.

Es gibt keinen „Deutschunterricht“ im klassischen Sinne, die Menschen wollen sich zurechtfinden und klarkommen und scheitern manchmal an solchen Dingen wie „dito“. So erlebt es Julius, 22 Jahre, Student an der BTU Cottbus-Senftenberg. Seit er hier ist und das Sprechcafé entdeckt hat, macht er mit. „Das kostet mich nicht viel, ich investiere dafür lediglich zwei Stunden meiner Zeit in der Woche und helfe damit anderen. Das ist nicht viel und macht aber dennoch zufrieden“, sagt Julius. Ebenfalls dabei eine Dame, die sich über das Ehrenamt informiert hat und jetzt einmal in der Woche im Sprechcafé hilft und dabei für sich auch noch Nutzen zieht: „Ich bin hier unter jungen Menschen, meine grauen Zellen werden beansprucht und ich lerne auch noch was dazu. Das könnten ruhig mehr Menschen machen, besonders die in meinem Alter“, so die 70-Jährige. Wenn man beim Sprechcafé mitmachen möchte, braucht man lediglich eine „menschliche“ Eignung, keiner muss fünf Sprachen können. „Wir haben von Studenten, über Senioren bis hin zu Berufstätigen alles dabei. Für mich ist das Schöne, dass es lebendig und so unterschiedlich ist. Und wenn die Menschen sagen, danke, dass es dieses Angebot gibt“, sagt Julia Kaiser. Einfach hingehen und ausprobieren, ist der einfachste Weg zu diesem Ehrenamt.

CJ
Titelfoto: (v.l.n.r.) Syed Akbar, Laura, Ahmed und Julius im Sprechcafé. Foto: CJ

Sprechcafés in Sandow: Di., 17-19 Uhr Bürgerhaus Sandowkahn | Stadtmitte: Mi., 17-19 Uhr Internationales Begegnungszentrum | Sachsendorf: Do, 17-19 Uhr Soziokulturelles Zentrum

www.freiwilligenagentur-cottbus.de

 

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