Editorial September ’23

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Dem Bebel ist vom Eigentümer gekündigt worden. Übereinstimmend berichteten mehrere unterschiedliche Quellen. Die Einen sagen zum Dezember dieses Jahres, die anderen Dezember ’24. Das eine Jahr spielt in diesem Katastrophenszenario keine Rolle. Wie schnell ein Jahr rum ist, weiß jeder, der im Sommer die ersten Weihnachtslebkuchen in den Einkaufsläden entdeckt. An dieser Stelle könnten wir gern in den Erinnerungen schwelgen, als Bebel-Betreiber Frieder aus den Kellern seiner ersten Bebel-Location rausgeflogen ist – und siehe, was heute daraus geworden ist: ein Arbeitsamt. Dann der Versuch in den Südlichtspielen – und siehe, was heute daraus geworden ist: ein Wohnhaus. Das, was hier passiert, ähnelt ein bisschen der Geschichte des La Casa, das zunächst relativ glücklich in neue Hände überging und Zum Faulen August wurde – und siehe, was draus geworden ist: eine Physiotherapie.

Um dem Bebel eine Zukunft zu geben – Frieder wollte sowieso zum Jahresende die Segel streichen und die Geschicke des Unterhaltungshauses in neue, junge Hände übergeben – hatte sich eine Rückkehrerin aus Stuttgart in die alte Heimat begeben, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Ein gewagter Schritt, mit Kindern und alles, Umzug, Wohnung einrichten und nun – für sie ein Scherbenhaufen, war man sich doch über die Modalitäten zumindest bilateral einig. Start unter dem bekannten Logo sollte schon im September sein. Dann kam die Hiobsbotschaft. „Schönes“ Signal für alle Rückkehrer, könnte man prophetisch an die Wand werfen. So etwas wie den Bebel wird es in Cottbus nicht mehr geben, wenn er zu ist. Das Zeichen für die hoffentlich geplant bald prosperierende Stadt ist genauso katastrophal: Kommt her, Arbeit ist da, Kunst und Kultur findet woanders statt. Wie sich eine Stadt in eine Pendler- und Schlafstadt entwickelt, ist am Beispiel Frankfurt (Oder) zu erleben. Wer mag, kann ja da mal nach 21 Uhr versuchen, etwas zu essen zu bekommen. Wer dort abends Menschen sehen will, gehe einfach zum Bahnhof, dort reisen alle nach Berlin ab, um zu leben und um Kunst und Kultur zu erleben.

Was kann man tun? Gründet eine Inititative, zeigt, dass der Bebel zur Stadt gehört, wie die Butter oder deren vegane Entsprechung aufs Brot. Entwerft eine Petition, werdet laut! Geht zu den Konzerten und den Parties, ladet Freunde ein! Das Ende hat der Bebel nicht verdient. Der Bebel muss leben! Macht mit!

Ohne Kunst und Kultur wird es still im Land!

 

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