Erlebnisse, Erfahrungen und Anekdoten aus 35 Jahren Saspower Dixieland Stompers

Die Saspower Dixieland Stompers gibt es seit 35 Jahren. Wer sie sind, haben sie auf einem Flyer originell festgehalten: S wie Saspow: Vorort von Cottbus, Gründungs- und Probenort der Saspower Dixieland Stompers; D wie Dixieland: heitere, volkstümliche Musik im New-Orleans-Stil der 20er Jahre, die jedes Publikum schnell erfasst und begeistert; S wie Stompers: Musiker, die mit „stampfendem” Rhythmus den Dixieland erklingen lassen.

Gewiss gibt es kaum einen Menschen in unserer Region, der die Musiker um das musikalische und körperliche Schwergewicht Horst Kaschube (78) noch nicht gehört und gesehen hat. Ein Erlebnis, das sich in den Ohren einhakt und nicht loslässt. Kaschube haben wir die Existenz der SDS zu verdanken. Freilich nicht nur. Da spielen nämlich überraschenderweise auch ein gewisser Egon Olsen und dessen sympathische Mitganoven eine Rolle. Und das ging, wie Kaschube erzählt, so: „Es war bei einer Probe des damaligen TKC-Blasorchesters”, erinnert er sich. „Da spielten die Jungs an meiner Seite plötzlich als Gag die Musik aus den Egon-Olsen-Filmen. Es war, als marschierten die wohlgemut Egons Plan hinterher durch Saspow. Die Kultganoven hatte ich ja immer und habe ich heute noch in Augen und Ohren. Mir gefallen die drei Typen, und die Musik, auch die vielen Nebenmelodien gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Da fiel bei mir der berühmte Groschen. Das ist Dixieland, hervorragend geeignet für eine Band.” Und aus dem Groschenfall wurde ein Startschuss.

Leute sperrten die Ohren auf

Der fiel am 15. November 1984; die Startlinie befand sich in der Kleingartenanlage Friedenseck im Cottbuser Norden, an der Seite der Stompers als Solistin die jazzerfahrene Gesangspädagogin Marianne Baer. Und es war, wenn man den Bandleader heute hört, ein prächtiger Start: „Es kamen Anfragen über Anfragen, wir gaben Auftritte über Auftritte, Konzerte, immer wieder Konzerte. Es waren ungewohnte, neue Töne in der Musikszene. Auch unbekannte. Vielleicht, weil die Musik ihren Ursprung in Amerika hatte. Die Leute sperrten jedenfalls die Ohren auf.”

Schnell wurden die Dixieland Stompers zu einer Art kulturellem Wahrzeichen für die Stadt am Rande des Spreewaldes und inmitten der Kohle- und Energieregion. Die Stompers trugen ihre Musik durch die Republik, in nah – bei Pressefesten – und fern – bei Arbeiterfestspielen – traten sie auf. Viele Reisen gingen in das Ausland. Das Sprichwort sagt, dass, wer viel reist auch viel erzählen kann.

Die weiteste Reise zu DDR-Zeiten führte an die Drushba-Trasse in die Sowjetunion. „Das hat sich eingeprägt. Die Bedingungen waren abenteuerlich. Ohne Stiefel ging gar nichts. Bei Regen nicht mal das. Was aber, wenn einer Schuhgröße 47 wie ich habe. Zwei linke konnten sie mir geben, und das war’s für die ganze Woche. Unsere Konzerte dort fanden frühmorgens 6.30 Uhr statt, nach der

Nachtschicht. Die Wirkung unserer Musik multiplizierte sich mit der des feurigen Wässerchens, das ziemlich üppig floss. Es war interessant, das zu erleben. Aber zweimal wäre einmal zu viel gewesen.”

Überraschende Westreise

Sogar in die Partnerstadt Saarbrücken durften die Künstler reisen. „Wir dachten zuerst, als sie mich zum Rat der Stadt bestellten, wir hätten was Feindlich-Negatives getan, wie das im DDR-Jargon hieß, oder sie wollten uns veralbern. Aber nein, sie schickten uns in den Westen. Wir fanden tollen Anklang, weckten Begeisterung. Und sie zeigten uns alles, was sie hatten und was wir (noch) nicht hatten. Das ,noch‘ setzt man heute hinzu, damals, 1988, haben die wenigsten daran gedacht.”

Ach, und Brasilien. Dorthin reisten die Stompers als Begleitband der Ströbitzer Trachtentanzgruppe. Zielort Belo Horizonte, eine Millionenstadt. „Es war Herbst und der berühmte brasilianische Karneval im Kalender noch fern. Die Menschen waren so aufgeschlossen, dass man sagen kann: Dort ist nach dem Karneval durchaus vor dem Karneval. Man kann wunderbar feiern mit ihnen. Es entsteht Stimmung, die zum Himmel schießt. Daneben kleine Elendshütten. Kaum zu glauben, dass die Fröhlichkeit aus dieser Armut heraussteigt. Wir hatten auch schöne Konzerte mit brasilianischen Gruppen.”

Dixieland am Amtsteich

Nun hat das 35. Jahr der Saspower Dixieland Stompers begonnen. Traditionsgemäß in der deutschen Hauptstadt des Dixieland, Dresden, wo sie seit 1999 auch ständige Gäste des Dixieland Festivals sind. Am 1. Mai eröffnete die Sächsische Dampfschifffahrt mit einer musikbegleiteten Flottenparade ihre Saison, und die Saspower waren dabei, badeten, nein nicht in der Elbe, sondern in der musikbegeisterten Atmosphäre der Passagiere und des Uferpublikums.

Das 35. Jahr weist noch einen besonderen Höhepunkt auf. Während der Cottbuser Bundesgartenschau 1995 entstand eine Tradition, die bis heute anhielt: das Cottbuser Dixieland Fest.

Am 31. August findet es ab 15 Uhr zum 25. Mal in der Freizeitoase am Amtsteich statt. „Unseren Sponsoren sei Dank”, sagt Horst Kaschube. Bereits am ersten Juliwochenende tragen die Saspower ihre Dixielandrhythmen in den Spreewald, geben am 6. und 7. Juli ihre Visitenkarten beim Lübbenauer Spreewald- und Schützenfest ab. Mancher, wenn er sie von weitem hört, wird sich dann vielleicht fragen: „Wie kommt denn Egon nach Lübbenau?”

Klaus Wilke

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort