Anna Loos kommt mit eigener Band nach Senftenberg

Von Anna Loos hat man in den letzten Monaten viel gehört, auch Musik. Sie hat im März ihr erstes Soloalbum („Werkzeugkasten“) veröffentlicht und sie hat darüber gesprochen. Dass man außerdem viel über sie gehört und gelesen hat, hängt ebenfalls mit der Soloplatte zusammen und mit Silly, deren Sängerin sie ist, oder war… man weiß es nicht so genau. Fakt ist, dass Silly ohne sie in ihre Bandjubiläumskonzerttour gehen wird. Stattdessen werden zwei Gastsängerinnen an der Seite der verbliebenen Silly-Musiker auftreten: Julia Neigel und die einstige Rosenstolz-Sängerin Anna R.

Selbst wenn der getrennte künstlerische Weg 2019 ein endgültiger sein sollte, wäre das eigentlich weniger sensationell, als es die mediale Aufregung nach Bekanntwerden der Dinge suggerierte. Denn so wie mit Paarbeziehungen ist es auch im Bandleben: Getrennt wird sich (fast) immer, irgendwann. Und dass Anna Loos eine Person mit eigenem Kopf und eigenen Ambitionen ist, hat sie nie verheimlicht.

Geboren und aufgewachsen in Brandenburg an der Havel, wo sie früh vom eigenen Taschengeld Operngesangsunterricht nahm und in einer Schulband spielte, hatte sie als 17-Jährige erstmals eine radikale Entscheidung getroffen. Weil sie trotz guter Leistungen kein Abitur machen durfte, floh sie 1988 mit einer Freundin über Ungarn in den Westen, wo sie zu ihrer Tante zog. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung an der Hamburger Stage School of Music, Dance and Drama. Über Comedy- und Musical-Produktionen kam sie zum Film, wo sie sich peu à peu in die Riege der bekannten deutschen Schauspielerinnen spielte, unter anderem in der Fernsehserie „Weißensee“ und in der ZDF-Krimireihe „Helen Dorn“ in der Rolle der Kommissarin.

Gastgeberin Ina Müller begrüßt am 29. Juni (ab 23.35) Anna Loos in „Inas Nacht“ im Hamburger Schellfischposten. Foto: NDR/Morris Mac Matzen

Gastgeberin Ina Müller begrüßt am 29. Juni (ab 23.35) Anna Loos in „Inas Nacht“ im Hamburger Schellfischposten. Foto: NDR/Morris Mac Matzen

Bei Silly ist sie 2006 als Sängerin eingestiegen, nachdem die Band lange nach einer Nachfolgerin für die 1996 an Krebs verstorbene Tamara Danz gesucht hatte. „Für mich war die Arbeit mit Silly von Anfang an gleichrangig zur Schauspielerei“, sagt Anna Loos. „Ich habe auf etliche Filme verzichtet, weil ich lieber für wenig Geld Musik gemacht habe. Das war auch ein Geschenk, weil es mir einige schlechte Filme erspart hat.“ Dank des Comeback-Albums „Alles rot“ und wohl auch durch die deutschlandweite Popularität der Sängerin schafften es Silly (als einzige) ehemalige „Ostrock“-Band, dieses Etikett abzustreifen und bundesweit ebenso erfolgreich zu sein. Auf den folgenden Alben („Kopf an Kopf“ und „Wutfänger“) fungierte Anna Loos erstmals als Texterin, was sie vor zwei Jahren zu dem Schritt führte, ein Album komplett allein zu schreiben.

Dass sie nun mit eigener Band unterwegs ist (am 28. Juni in Senftenberg), ist für sie ein neuer Schritt. Als Solokünstlerin ist sie jetzt Hauptdarstellerin und Regisseurin ihrer Band in einem, Lob und Tadel, alles konzentriert sich auf sie. Damit hat sie offenbar kein Problem. „Alles was mir entgegenkommt, nehme ich dann auch so. Ich kann schließlich nicht mehr sagen, dass ich nicht für alles hundertprozentig verantwortlich bin. Vor allem wenn man die Songs selbst geschrieben hat, kann man sich hinter niemandem verstecken. Das hat schon einen besonderen Reiz als Musiker. Als Schauspieler spielt man letztlich, egal wie viel man mitreden kann, was auf dem Papier steht. Man ist auch viel stärker Teil von einem riesengroßen Ganzen.“

Thomas Lietz

Konzert 28. Juni Amphitheater Senftenberg

 

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