Blick nach unten

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Kinder, wie die Zeit vergeht. Ich weiß nicht, ob es wirklich, wie meine Mutter immer behauptet, am fortschreitenden Alter liegt, aber tatsächlich bin ich mir ziemlich sicher, dass die Zeit von Jahr zu Jahr schneller vergeht. Gefühlt war doch vergangene Woche erst Silvester, ein paar Tage später Ostern. Und nun ist schon wieder Juni, 2016 ist zur Hälfte rum.

Zeit, mal einen Blick auf die guten Vorsätze zu werfen. Sie erinnern sich? Abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, mehr Kultur statt „Bauer sucht Frau“? Ich habe über die Jahre eine sehr einfache, aber wirkungsvolle Strategie entwickelt, um übersteigerten Erwartungen und enttäuschtem Frustfressen vorzubeugen: Ich nehme mir nur vor, was auch wirklich einzuhalten ist. Zeitweilig mit dem Rauchen aufzuhören, beispielsweise. Und tatsächlich habe ich heute noch nicht einen Glimmstängel an die Lippen geführt. Mühsam ernährt sich das dicke Eichhörnchen. Apropos, mein zweiter Vorsatz ist der vermutlich weltweit am meisten gefasste seiner Art, fällt bei mir nur eben wieder machbarer aus: Ein klein wenig mehr Sport stand auf meinem Wunschtableau für 2016. Und siehe da, drei Mal war ich ganz sicher schon joggen, das einarmige 1-Liter-Bierkrugheben habe ich zeitgleich nahezu perfektioniert.

Wo wir gerade beim Sport sind, eventuell haben Sie folgende Nachricht am Rande irgendwo aufgeschnappt: Der FC Energie Cottbus ist abgestiegen. Alles Hoffen und auf Holz klopfen hat nichts gebracht, vom Keller ging es ins zweite Untergeschoss. Eine Tragödie, glaube ich. Ich hab’s tatsächlich nicht so mit Fußball. Inwiefern das damit zusammenhängt, dass ich als damals noch recht fülliges Kind beim Fußballtraining immer im Tor stand, darüber lässt sich streiten. Vielleicht sollte ich dazu erwähnen, dass ich nicht der Torwart, sondern einfach zu faul war, dem Ball hinterherzulaufen. Irgendwann kommt die Lederkugel doch eh in Richtung des Kastens geflogen, das Runde muss schließlich ins Eckige. Warum also quer über den Platz hecheln?

Ich komme vom Thema ab. Energies freier Fall ins Bodenlose könnte bei allen vergossenen Tränen auch etwas Gutes haben. Zum Beispiel rücken nun vielleicht endlich mal Sportarten in den Vordergrund, die bisher eher ein Nischendasein fristeten, zumindest, was die Zuschauerzahlen angeht. Beispielsweise wird in Cottbus recht erfolgreich Handball gespielt, der LHC beendete die Saison eben erst als 2. der Oberliga. Die Cottbus Cannibals spielen Lacrosse, die White Devils Basketball und in dutzenden Hallen rennen Tischtennisspieler an der Stirnseite ihrer Tische auf und ab. Wussten Sie, dass wir in Cottbus auch ein American Football Team haben? Die Cottbus Crayfish spielen aktuell ein weiteres Jahr 3. Liga – genauso wie Energie Cottbus. Das Damenvolleyballteam versteht sich, nicht der FC. Sebastian Schiller

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