DrumKlub – „Auch 80-Jährige sieht man bei uns völlig entrückt trommeln“

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Am Cottbuser Staatstheater gibt es seit Oktober eine neue Late-Night-Reihe, den Drum Club. Lars Neugebauer neben N.U.Unruh von den Einstürzenden Neubauten einer der Protagonisten der Show, traf HERMANN zum Gespräch.

Was muss man sich unter dem Drum Klub vorstellen?
Den Drum Klub betreibe ich seit 2013 zusammen mit N. U. Unruh. Unser Ziel ist eigentlich, gemeinsam mit den Leuten, die wir zum Trommeln einladen, einen großen Klangkörper zu bilden. Zu den Rhythmen, die er erzeugt, haben wir noch elektronische Musik laufen, die größtenteils von mir geschrieben und produziert wurde. Zu der Musik trommeln wir teilweise mehrstimmige Trommelrhythmen, außerdem geben wir dazu ein paar Tanzchoreografien vor, damit ein bisschen Bewegung ins Publikum kommt. Man kann es quasi so zusammenfassen: Hunderte Leute sorgen für eigene Rhythmen zu zeitgenössischer elektronischer Tanzmusik und drehen dabei durch.

Aber man braucht man als Teilnehmer schon ein wenig Rhythmusgefühl, oder?
Nein, das spielt keine Rolle. Jeder kann in den Dum Klub kommen.  Wir veranstalten den ja schon seit mittlerweile viereinhalb Jahren regelmäßig unter anderem im Potsdamer Waschhaus, und unsere Erfahrung ist so, dass wir ein sehr breitgemischtes Publikum anziehen. Das besteht aus allen Altersgruppen, vom Anfang-20-jährigen Studenten oder sogar mal ein paar Jugendlichen bis zu Rentnern im hohen Alter. Bei uns sieht man 70- und 80-Jährige, die völlig entrückt mitmachen. Dabei spielt es wirklich keine Rolle, ob sie eine musikalische Vorbildung haben, völlig talentfrei oder hochtalentiert sind. Letztlich werden alle mit eingebettet.

Das dürfte auch bei den Cottbusern die Hemmschwelle senken.
In Cottbus war das Publikum bei unserem ersten Gastspiel übrigens etwas jünger als in Potsdam, weil der Drum Klub hier in eine Partyreihe eingepackt ist, mit DJ und späterem Beginn. Dadurch ist die ganze Sache etwas partylauniger. Jo Fabian, der neue Schauspieldirektor des Staatstheaters, hat uns ja ins Haus eingeladen, um auch wieder jüngere Leute ins Theater zu holen und ihnen ruhig auch mal neue Angebote im Theater zu machen. Dahinter steht natürlich die Hoffnung auf einen Synergieeffekt, dass bei den Besuchern am Black Friday vielleicht auch Interesse für andere Stücke im Theater geweckt wird.

Trommeln von Laien und Profis im Kollektiv ist ja schwer angesagt, in Kreuzberg hat beispielsweise auch Peter Fox vor geraumer Zeit die Marching Academy eröffnet und Dein Partner N.U. Unruh ist auch noch solo mit  „Beating the drums“ unterwegs…
Trommeln ist eben eine faszinierende Sache. Der Drum Klub, der ja auch in der UFA- Fabrik in Berlin-Kreuzberg zu Hause ist, ist mit der Zeit ordentlich ausgeufert. Wir haben über die Jahre Trommeltische für Hunderte Menschen angeschafft. Dadurch sind wir auch sehr flexibel und arbeiten immer mal mit anderen Musikern zusammen. Beispielsweise haben wir auch eine Kooperation mit der Blue Men Group aus Berlin, die trommeln öfters bei uns, und auch mit der Marching Academy.

Warum ist Schlagzeugspielen so gut geeignet, um Leute an die Musik zu führen?
Na, stell dir mal zum Vergleich eine Klasse von Schülern vor, die Gitarre lernen – um Gottes willen. Der Unterscheid zwischen Schlagzeugspielen und dem Lernen von anderen populären Instrumenten ist einfach, dass du die Leute mit einer entsprechenden Anleitung relativ leicht in die Musikstücke einbetten kannst. Das ist bedeutend leichter als bei der E-Gitarre, beim Bass oder bei Blechblasinstrumenten.

Mit welcher instrumentalen Ausstattung geht ihr ans Werk?
Dem Publikum wird ein Drum-Set zum Mittrommeln zur Verfügung gestellt. Zu viert oder zu fünft stehen die Leute an einer Art Tisch mit klassischen Schlagzeugteilen wie Bass Drums, Toms und teilweise auch Becken. Das kann man sich wie ein quer gelegtes Schlagzeug vorstellen. Außer guter Laune brauchen die Leute nichts mitzubringen. Gemeinsam mit den professionellen Drummern auf der Bühne verschmilzt das Publikum durch die rhythmische Impulsübertragung dann zu einem gemeinsamen Klangkörper. Das ist eine interaktive, musikalische Erfahrung, die wahre Glücksgefühle auslöst.

Nach den 90 Minuten Show – mit einer Pause – ist aber lange nicht Schluss, oder?
Der Abend am Black Friday dauert natürlich viel länger. Im Foyer legen DJs auf, was eine schöne Clubatmosphäre schafft. Auf der Hauptbühne und im Foyer gibt es zudem Beiträge vom Theaterensemble, Lesungen, Performances und anderes für die Sinne.

Interview: Thomas Lietz
Titelfoto: Lars Neugebauer. Foto: Prokura Nepp

Termin
Black Friday
Drama, Drinks & Drums. Late Night in CB, 1. Dezember, 21 – 24 Uhr, Kammerbühne
Weitere Termine: 12. Januar, 2. Februar, 9. März, 18. Mai, 22. Juni 2018

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