Superstar Albert Hammond beehrt erneut die Lausitz
Irgendwas muss diesem Mann an Cottbus sehr gefallen, denn er ist nicht das erste Mal in der Stadt, wenn er am 11. Mai zu einem Konzert in die Stadthalle kommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass Cottbus – jedenfalls im Mai – eine Stadt ist, in der die Sonnenscheinwahrscheinlichkeit sehr hoch ist. Wenn es mit dem Klimawandel so weitergeht und 2019 ähnlich hitzig wird wie 2018, fast so hoch wie in Kalifornien. Und da kennt sich Mister Englishman Albert Hammond ja aus. Einer seiner größten Hits heißt ja „It Never Rains In Southern California“. Nur geht es in dem schon 1972 in die Popwelt gekommenen Lied gar nicht um die musikalische Wettervorhersage für den südlichen Teil des Sonnenstaates in den USA, sondern um eine metaphorische Korrektur von Wunschdenken. Der ausgesprochen softwolkige Sound umkleidete vielmehr die ernüchternde Erkenntnis, dass auch das Leben im Hippie-Traumland nicht nur von der Sonne beschienen wird, sondern dass es auch auf diesem gelobten Stück Erde heftig gießt. Was nun wiederum heute so gar nicht mehr stimmt, denn das Land leidet mehr denn je unter einer Trockenheit, die die Kalifornier längst nicht mehr mit hippiesker Lässigkeit hinnehmen. Auf die Beliebtheit des Songs aus der Flowerpower-Ära hat das freilich keine Auswirkungen, er läuft und läuft und läuft in den Oldiehit-Radios wie einst der VW Käfer auch in Kalifornien.
„It Never Rains In Southern California“ ist freilich nur ein Welthit unter vielen aus der Feder des Komponisten Albert Hammond. Der vor 74 Jahren in London geborene Musiker hat sein Schreibtalent für zahlreiche internationale Kollegen gebraucht. Die Liste schaut aus wie eine Namensgirlande der Weltpopstars, sie reicht von Whitney Houston („One Moment In Time“) über Willie Nelson & Julio Iglesias („To All the Girls I\’ve Loved Before“), Art Garfunkel („99 Miles“) und Tina Turner („I Don’t Wanna Lose You, Way of the World“) bis Diana Ross („When You Tell Me That You Love Me“). Übrigens alles Leute, die es nie nach Cottbus geschafft haben.
Allein diese Aufzählung zeigt, dass es Albert Hammond dank seiner Tantiemeneinkünfte gar nicht nötig hätte, auf seine alten Tage noch auf Tour zu gehen. Immerhin sind weltweit 360 Millionen Tonträger verkauft worden, an denen der Songschreiber beteiligt ist. Eine unglaubliche Zahl, die die Schaffensdimension des Engländers in ein strahlendes Licht rückt.
Trotzdem ist er aber auch ein Musiker, der offenbar nicht anders kann und will, als selbst aufzutreten. Der Brite hatte immer wieder auch für sich selbst Songs geschrieben und sie auf den Konzertbühnen gesungen. Neben besagtem „It Never Rains In Southern California“ unter anderem „The Free Electric Band“ oder „I’m A Train“.
Auch für The Hollies hat er mit „The Air That I Breathe“ einen Hit geschrieben. Womit schon wieder eine kleine Brücke nach Cottbus führt, gastierten The Hollies doch vor kurzem ebenfalls in jener Halle, die er nun zu poprocken gedenkt. Vielleicht ist es das, was Herr Hammond aus UK auch so toll findet – dass seine Songs, ob nun von ihm oder von anderen Bands gesungen – beim Cottbuser Publikum einfach willkommen sind. Das erwartet auch diesmal wieder ein zweieinhalbstündiges Konzert (ohne Pause) von einem Superstar des Showgeschäfts, der ähnlich unermüdlich tourt wie Kollege und Altersgefährte Bob Dylan.
Thomas Lietz
Bild: Albert Hammond kommt nach Cottbus. Foto: David von Becke
Info
Konzert am 11. Mai, Stadthalle, Cottbus