Spot on: Mohammed Scharr

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In Cottbus angekommen

Wie 5,5 Millionen seiner Mitbürger*innen sah auch Mohammad Scharr sich gezwungen, sein Heimatland Syrien zu verlassen, seit dort im Jahr 2011 der Bürgerkrieg ausbrach. Seit zwei Jahren lebt er nun in Cottbus und hat sich allmählich eingewöhnt.

Aufgewachsen ist der 20-Jährige in der historischen Altstadt von Damaskus, an deren einstige Kultur und Lebendigkeit er sich voller Bewunderung zurückerinnert. Doch als er 13 war, begannen die Konflikte, und man konnte sich nicht mehr sicher fühlen. Zum Militärdienst wollte er nicht gezwungen werden, doch Verweigerer riskieren Gefängnisstrafen und Schlimmeres. Auch sein Abitur musste er abbrechen. Er hielt sich zu Hause versteckt, denn die jungen Männer wurden nicht selten direkt aus den Schulen und Universitäten heraus requiriert.

Mit 18 machte er sich auf den Weg nach Europa. Unterwegs fand er Freunde in Griechenland, auch sie sind heute in Brandenburg untergekommen. In Deutschland angelangt, ging es für ihn zunächst in die Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt und von dort aus weiter nach Cottbus. Hier anfangs in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht, konnte Scharr schon bald eine eigene Wohnung finden.

Mittlerweile ist sein Alltag randvoll mit Terminen, Arbeit und sogar Ehrenamt. Neben der Sprachschule kümmerte er sich um ein zweimonatiges Praktikum im Bereich der Kinder-und Jugendarbeit. Dabei fand sein Träger so großen Gefallen an seiner Tätigkeit, dass er direkt zum Bundesfreiwilligendienst übernommen wurde. Mohammad Scharr genießt die Arbeit mit den Kindern. Neben der Tagesbetreuung organisiert er auch Ferienprogramme und gibt Fußball- und Badminton-Training.

Als sich nach Übergriffen Anfang des Jahres eine vermehrt ausländerfeindliche Stimmung in der Stadt breitmachte, wollte er gemeinsam mit anderen Geflüchteten ein Zeichen setzen und initiierte eine große Demonstration für ein friedliches Miteinander, an der über tausend Menschen teilnahmen.

Welchen beruflichen Weg er in Zukunft einschlagen wird, ist derzeit noch offen. Neben seinen Erfahrungen als Erzieher findet er eine Ausbildung im Elektronikbereich durchaus reizvoll. Die Zusage dafür hat er schon in der Tasche. Wir wünschen alles Gute!

Friederike Breuer
Foto: jh

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