Zwischen den Zeiten – Fotografie aus Cottbus

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Die Träume: Groß. Die Stimmung: Aufbruch! Die Umsetzung: So lala. Für den Cottbuser Fotografen The Schwartzman P. VanderbuilT gab es einen privaten wie gesellschaftlichen Wendepunkt Mitte der 2000er Jahre. In seiner aktuellen Ausstellung „Zwischen den Zeiten“ im Blechen Carré hat er eine Stadt festgehalten, die so nicht mehr existiert. Die Eröffnung ist am 13. April um 15 Uhr in der zweiten Etage des Kaufhauses.

HSP: Viele Legenden um die Entstehung deines Namens schwirren umher. Magst du uns den tatsächlichen Ursprung des klangvollen „The Schwartzman P. VanderbuilT“ verraten?

 

Graffito in der Taubenstraße (August 2014)

TSPV: Vor vielen Jahren – während einer leicht morbiden Phase – besuchte ich während eines Urlaubs in Prag einen Friedhof. Da fand ich mich plötzlich zwischen zwei Grabsteinen wieder. Unter dem einen lag Rudolph Schwartzman und dem anderen Valeria VanderbilT. Es waren zwei sehr beeindruckende Grabsteine. Das P. steht für meinen bürgerlichen Namen, den ich aus geringer Eitelkeit nur Abgekürzt eingefügt habe. Das „u“ in VanderbuilT hebt den künstlerischen Anspruch hervor, den ich an mich und meine Arbeiten setzte: das (auf)bauen, bilden oder arrangieren des Bildausschnitts, das ich mit der Kamera festhalte. Der ganze Name ist natürlich auch ein wunderschöner Dreiklang. Das „The“ ist rein vorsorglich für mögliche Copyright-Klagen. Bekannt von Bands wie „The Who“ oder „The Police“.

Das Seitensprung in der Straße der Jugend (November 2015).

HSP: In deiner kommenden Ausstellung sind knapp 30 Fotografien zu sehen, die die Stadt Cottbus zwischen 2006 und 2015 zeigen. Wie kam es zu dieser Auswahl?

TSPV: Es ist eine Zeit des langsamen, aber stetigen Wandels. Ich kam 2002 zurück nach Cottbus, nachdem ich zuvor einige Jahre auf dem Dorf verbracht hatte. 2005 gab es dann eine persönliche Zäsur, die sich auch auf meinen Blick gegenüber der Stadt ausgewirkt hat. Zu dieser Zeit war alles noch ein wenig angeschmuddelt und rau. Mit der Zeit wurde es immer sauberer und geleckter. Die Lebensecken sind verschwunden und die Inspiration wurde ein wenig weniger. Diesen Übergang bzw. die allmählich verschwundenen Orte, Gebäude, Details habe ich fotografisch festgehalten.

 

Karl-Liebknecht-Straße 28 vor der Sanierung (Oktober 2010).

HSP: Kannst du uns einige dieser Orte nennen, die verschwunden sind und auf die sich die Besucher in der Ausstellung freuen können?

TSPV: Da ist zum einen der 1886 erbaute sogenannte Spreewaldtunnel, den es seit einigen Jahren nicht mehr gibt, der aber sicher vielen Cottbusern und Besuchern der Stadt noch bekannt ist. Oder das „Lukullus“ an der Ecke Karl-Liebknecht-Straße/Bahnhofsstraße. Ein kleiner sympathischer Tante-Emma-Laden, wie es sie heute kaum noch gibt. Häuser in der Külzstraße, der Bürgerstraße oder der Straße der Jugend, die durch Renovierung oder Neubau nicht mehr so da stehen, wie sie es noch vor wenigen Jahren getan haben… Eine kleine Reise durch die jüngere Vergangenheit der Stadt, die bei dem ein oder anderen sicherlich nostalgische Gefühle hervorrufen werden.

 

Drogerie, Külzstraße. (August 2015).

HSP: Sind die Fotografien auch deshalb in Schwarz-Weiß? Um den Nostalgiefaktor zu betonen?

TSPV: Das spielt dabei auch eine Rolle. Für mich ist die Schwarzweißfotografie zeitloser. Die Frage – von wann ist dieses Bild? – stellt sich in einer anderen Dimension. Farben geben oft, direkt oder indirekt, Hinweise oder rufen Assoziationen hervor. Hinweise finden sich auf meinen Bildern natürlich auch; Plakate, Graffiti… für man sich die Arbeiten aber genauer anschauen muss.

HSP: Du bist ein vielbeschäftigter Mensch, der neben der Fotografie vieles in der Stadt bewegt. Wie oder wann findest du die Zeit zum Fotografieren? Hast du die Kamera immer dabei oder nimmst du dir dafür eine Auszeit?

TSPV: Ich nehme mir für diese Tätigkeit Zeit. Nicht nur ein paar Stunden, sondern wenn ich kann, ganze Tage. Explizite Foto-Tage. Und dann wird damit Zeit verbracht; auf das richtige Licht gewartet, Städte mit der Kamera erforscht und nach Motiven gesucht. Gerade in Städten wie Wien, Gent oder Berlin kann ich die Kamera kaum aus der Hand legen, weil so viele geile Motive vorhanden sind. Aber auch in unserer Region finden sich immer wieder spannende Gelegenheiten!

Herzlichen Dank an The Schwartzman P. VanderbuilT.

Interview: HSP

Die Ausstellung ist in der 2. Etage des Blechen Carré ab dem 13. April zu sehen. Die Eröffnung startet um 15 Uhr. Eintritt frei.

Fotos: TSPV

Der alte Spreewaldtunnel (Januar 2015).

Graffito in der Taubenstraße (August 2014)

Karl-Liebknecht-Straße 28 vor der Sanierung (Oktober 2010)

Das Seitensprung in der Straße der Jugend (November 2015).

Drogerie, Külzstraße. (August 2015).

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