15. Internationales Springer-Meeting im Januar

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Eines der weltbesten Leichtathletik-Hallensportfeste findet alljährlich in Cottbus statt

Zum 15. Mal treffen sich am 25. Januar 2017 Athletinnen aus der Hochsprungweltelite und ein auserlesenes Feld von Stabhochspringern der Extraklasse beim Internationalen Springer-Meeting in der Cottbuser Lausitz-Arena. Großer Sport ist angesagt, Weltklasseergebnisse sind zu erwarten. Doch bevor über mögliche und später über definitive Siegerinnen und Sieger geredet wird, sollte man, wenn das geht, das Sportfest selbst befragen. Das geht, wenn ihm sein Chef, Ulrich Hobeck, die Stimme leiht.

Ulrich Hobeck: Das 15. Springer-Meeting steht vor der Tür. Foto: TSPV

Er und das Meeting sind eins. „Das Internationale Springer- Meeting zählt zu den Leuchttürmen unserer Stadt. Leuchttürme zeigen Land an, und mit dem Meeting werden wir von Sportinteressierten in vielen Ländern im Munde geführt. Dort weiß man, wo Cottbus liegt, wie man Cottbus schreibt, dass in Cottbus was los ist und man sich dort hervorragend begegnen, miteinander sprechen und fair wetteifern kann.”

Ein Leuchtturm also. „Ein besonderer Leuchtturm”, setzt Hobeck noch einen drauf. Na, was kommt jetzt? „Ein Leuchtturm auf dem Siegerpodest, könnte man sagen. Es gibt eine internationale Rangliste, in der sich etwa 500 Spezialmeetings einordnen. Solche Spezialmeetings sind Hallensportfeste mit einigen wenigen Disziplinen, wie bei uns in Cottbus mit dem Hochsprung der Frauen und dem Stabhochsprung der Männer. In diesem Ranking hat das Treffen in der Lausitz-Arena einen festen Platz unter den Top Ten. Aber nach dem 14. Springer-Meeting 2016 standen wir auf dem ,Treppchen′, waren das drittbeste Hallensportfest in der ganzen Leichtathletikwelt. Und das in Cottbus. Das muss sich einer erst mal auf der Zunge zergehen lassen.”

Ein Leuchtturm auf dem Podest – das ist denn aber doch etwas surrealistisch. Besser den aufs Podest, der den Leuchtturm gebaut hat. Ja, den Hobeck Uli. Aber der sagt: „Um Himmels willen!” und hebt dabei abwehrend die Hände. „Aufs Podest gehören andere, und erst   wenn die drauf stehen, mische   ich mich unter sie. Natürlich verbindet sich das Meeting mit dem Namen Hobeck. Aber keiner würde mehr von diesem Hobeck reden, und der wäre längst vergessen, wenn er nicht unzählige Mitstreiter hätte. Was die tun, setzt sich letzten Endes am Tag des Meetings zu einem Mosaik zusammen, von dem die Sportwelt spricht.“

Er drückt mir eine Liste in die Hand. „Hier, die Leute fürs Podest.“ Das sieht aus wie eine Ministerliste. Ich glaube, da einen guten Vergleich gefunden zu haben: Minister, aus dem Lateinischen entlehnt, heißt „Diener“. Die dienen dem Land und Hobecks Organisatoren Cottbus, dem Sport, dem Springer-Meeting. Jeder leistet vom ersten bis zum letzten Kalenderblatt, gewissermaßen vom 27. Januar 2016 („nach dem Meeting ist vor dem Meeting”) bis zum 25.Januar 2017 ehrenamtlich (das unterscheidet sie von Ministern) unverzichtbare, ausgezeichnete Arbeit. „Franzi zum Beispiel bringt ein ganzes Paket an Kompetenzen in das Team ein, die wir brauchen: Wirtschaftsmathematik, Marketing, Buchführung. Sie studiert BWL an der BTU, ist auch dort stark eingebunden und arbeitet für das Meeting trotzdem wie ’ne Kaputte.”

Organisationsleiterin Franziska Penske (l.) mit ihrer englischen Meetingfreundin Isobel Pooley. Foto: Privat

Die Rede ist von Franziska Penske. Dass sie für den Sport brennt, merkt man, weil sie sich ganz schnell heiß redet.  „Meeting heißt für mich Leidenschaft. Ich kann diese so richtig ausleben. Es ist doch großartig, Sport in seiner ganzen Ästhetik zu erleben und mit dafür zu sorgen, seine Werte nach draußen zu tragen.” Ich bekenne mich als Fan dieses Meetings: Der Hochsprungwettbewerb der Damen wirkt neben großem Sport immer auch wie ein Schönheitswettbewerb, und in der Stabhochsprungkonkurrenz trotzt eindrucksvolle Athletik mit ihrem mathematisch-geometrischen Bewegungsablauf scheinbar der Erdanziehungskraft.

Ich rede natürlich in Franzis Sinne, die natürlich unbedingt ergänzen muss: „Wir sehen aber, wenn wir einem Zwei- oder Sechs-Meter-Sprung applaudieren, nur die Spitze eine Eisberges. In dem Moment denken wir nicht daran, wie viel Training, Kraft, Schweiß und Tränen der Erfolg gekostet hat.“ Franzis Studium geht seinem Ende entgegen. Das ist gleichbedeutend mit Veränderungen, einem neuen Lebensabschnitt, nicht alles ist da kalkulierbar. Aber eines weiß sie: „Das Meeting ist Bestandteil meines Lebens; ich will ihm erhalten bleiben.” Sätze, die ähnlich alle von „Hobecks Ministern” sagen könnten. Zwei seien noch genannt: Cornelia Hübenthal, die für eine exakte, sorgfältige Buchhaltung steht. Ihre Zahlen und deren Registratur sind für das Meeting, obwohl sie kein Besucher zur Kenntnis nimmt,  ebenso wichtig wie Landesrekorde, Meetingrekorde und persönliche Bestleistungen. Und mit Eva von Raumer hat jeder Leichtathletikfan in der Lausitz-Arena indirekt Kontakt gehabt. Zuverlässig und mit Akribie verwaltet sie die Eintrittskarten. Das Organisationsteam haben wir nun abgehakt. Aber damit noch nicht genug. Für den Meetingchef gehören auch alle Mitarbeiter des Sportstättenbetriebs und viele der Stadtverwaltung dazu. Wir lassen es jetzt gut sein mit dem Podiumsbild. Am Ende gehören auch noch die Würstchenverkäufer und Platzanweiser dazu.

Ulrich Hobeck ist ganz und gar der richtige Mann an dieser Stelle.  Ein Hindernisläufer, 13-maliger DDR-Meister, der die DDR wiederholt auch international vertrat, ehe er aus kleinkarierten Gründen suspendiert wurde. Als 3000-Meter-Hindernisläufer war es für ihn Routine, in einem Wettbewerb 28 Hürden und sieben Wassergräben (ebenfalls mit jeweils einer Hürde ausgestattet) zu überspringen. Ist das nicht ein Symbol? Er weiß Hindernisse zu nehmen, sich mit Dingen, die im Wege liegen, auseinanderzusetzen, Erfolg, nein, nicht zu erzwingen, aber zu ermöglichen, herbeizuführen. Deshalb war er Chef von 22 German-Meetings in Cottbus von 1991 bis 2011, großen internationalen Freiluftsportfesten (mit 28 Olympiasiegern und 80 Welt- und Europameistern) und nun von bald 15 Springer-Meetings. Die Meetingveranstalter aus ganz Deutschland schätzen ihn als ihren Präsidenten. Dankbar sind die Cottbuser: 2009 wählten sie ihn zum „Cottbuser des Jahres”.

Großveranstaltungen kosten Geld. In einer Zeit, in der keiner große Sprünge wagt, wirbt nun dieser Hobeck von etwa 100 großen und kleinen Sponsoren Gelder ein, damit Weltklassesportlerinnen und -sportler zu großen Sprüngen nach Cottbus kommen. Er findet die richtigen Worte und Argumente und deshalb auch die nötige Resonanz. „Unternehmensleuchttürme aus unserer Region”, sagt Ulrich Hobeck, „haben das Meeting zu dem gemacht, was es ist.”

Und was es eben ist, wird auch das 15. Springer-Meeting zeigen. Das kann man schon zum Redaktionsschluss dieses Heftes am 9. Dezember sagen. Im Hochsprung werden vor allem die Jahresweltbeste 2016 Marie-Laurence Jungfleisch (GER) und die Vorjahres-überraschungssiegerin Airine Palsyte (LTU) um den Sieg und um die Gunst des Publikums wetteifern. Mit im Feld u.a.: Ana Simic (CRO) und Michaela Hruba (CZE).

Hochkarätig  auch der Stabhochsprung. Drei Weltmeister treffen aufeinander: der Springer-Meeting-Sieger 2016, Shawn Barber (CAN/Weltmeister 2015), Raphael Holzdeppe (GER/Weltmeister 2013, Zweiter 2015) und Kostas Filippidis (GRE/Hallen-Weltmeister 2014). Dazu kommen Karrierepechvogel (drei Fußbrüche 2009, 2010, 2011) Tobias Scherbarth (GER/einer der Welt-Top-8), Jan Kudlicka (CZE/EM-Zweiter 2016), Piotr Lisek (POL/WM-Dritter 2015). Ein großer Abend ist zu erwarten, flankiert wieder von einem pst-geheim gehaltenen Rahmenprogramm. All das ist wirklich wert, Stadtgespräch im Sinne dieser Rubrik zu sein.

Klaus Wilke

15. Internationales Springer-Meeting Cottbus
25. Januar, Lausitz-Arena, Cottbus
Tickets: Wochenkurier (Altmarkt 15, Cottbus) oder Cottbus-Service (Stadthalle)
www.springermeeting-cottbus.de

Titelfoto: Meetingsiegerinnen 2016 (vl.n.r.): Kamila Licwinko (Polen, 3. Platz), Airine Palsyte (Litauen, 1. Platz),
Ruth Beitia (Spanien, 2. Platz, später Europameisterin und Olympiasiegerin). © Springer-Meeting Cottbus

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