Buchhäuser: Radochla Verlag

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Wo wohnt denn nun der Wassermann?

2005 fasste das Autoren-Ehepaar Dr. Edeltraud und Rolf Radochla in Ruben, einem Ortsteil von Werben im Spreewald, den in einer 250-Seelen-Gemeinde verwegenen Entschluss, einen Verlag zu gründen. Es sollte ursprünglich nur ein Eigenverlag sein, in dem sie – außer dem Jahrbuch  „Der Schober“ des Geschichtsvereins „Stog“ – nur ihre  Forschungsergebnisse über den Spreewald veröffentlichen wollten. Beobachtungen auf der Frankfurter Buchmesse ermutigten die beiden studierten Philosophen dazu, und in der Heimat erhielten sie gute Unterstützung durch den verdienstvollen Verleger und Buchhändler Roland Quos  (†2007) und in der Arbeitsgemeinschaft Brandenburger Buchverlage.

Nachdem sich der Startschuss gelöst hatte, blieben die Radochlas nicht lange allein. „Der kleine Verlag aus dem Spreewald“, der auch „Literatur mit Lausitzer Wurzeln“ (so zwei Verlagswerbesprüche) zu den Lesern bringen will, erhielt bald Zuspruch von interessierten und passionierten Spreewald- und Lausitz-Schreibern. Sie nahmen die neuen und so nahen Verleger beim Wort. Wer zu Wurzeln vordringen will, der soll doch auch ihre Bücher publizieren, die so fragen: „Wo wohnt denn nun der Wassermann?“ oder „Wie feiert man im Spreewald? Lisa fragt die Oma aus“. Immer wieder findet man die Namen Ingrid Groschke, Marlene Jedro, Harald Linstädt und der Radochlas selbst auf den zumeist blitzsauberen, glänzenden Bändchen, die nicht nur schön aussehen, sondern unterhaltsam sind und Neugier befriedigen. „. . .fragt die Oma aus“ ist da durchaus symbolisch, geht es doch darum, Wertvolles nicht dem Vergessen anzubieten, künftigen Generationen von Menschen Erschaffenes, Erfahrenes, Erlittenes mitzuteilen sowie Brauchtum und Kultur zu erhalten.

Dazu dienen auch die Heimatkalender. Zum „Schober“ für den Spreewald ist der hochinteressante, ungemein geschichtsträchtige „Kippensand“ vom Senftenberger Gebiet gekommen. Mit einem zeitgeschichtlichen Dokument über Erlebnisse in Nationalsozialismus, Krieg, Gefangenschaft und Stalinismus setzte Edeltraud Radochla ihrem Vater Horst Riemenschneider (1926 – 2002) ein Denkmal, der seine Erinnerungen aus den Jahren 1940 bis 1949 niedergeschrieben  hatte: „Verdorbene Jugend“.

 Na, und wo wohnt denn nun der Wassermann? Mir scheint, die Radochlas wollen bei der Suche helfen: Ein gut gestalteter, informativer Band stellt unter dem Titel „Schau ins Land“ 28 Niederlausitzer Aussichten vor. Und wie stehen die Aussichten für den Verlag? Rolf Radochla: „Unsere Leser können sicher sein, dass wir  auch in Zukunft Heimatkalender, Bücher über Geschichte und Kinderbücher publizieren.“

Klaus Wilke

Titelbild: Und die Eule liest mit. Zeichnung: E. Radochla

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