Buchhäuser: 12 Tage bei Hugendubel

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Wenn du Hugendubel in Cottbus betrittst, fühlst du dich gleich eingeladen. Ein grüner Sessel steht da, zum Lümmeln und Schmökern einladend. Dann siehst du, dass der reserviert ist für „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“, die sich wahrscheinlich darauf abwechseln wollen. Du aber gehst um die Ecke und fläzt dich in die bequeme rote Sitzecke, in der mancher, spannende Lektüre in der Hand, schon beinahe die Schließzeit verpasst haben soll. Die Auswahl ist ja auch riesengroß. Wie groß, ist auf Anhieb nicht zu sagen.
Du willst es wissen – journalistische Neugier. Du zählst, multiplizierst, schätzt, rechnest hoch an jedem Regal, an jedem Tisch, an jedem Ständer  und kommst auf etwa 15.000 Titel. Wenn einer, mit etwas mehr Zeit als du, in jedem Buch den ersten Absatz läse, wofür wir eine Minute veranschlagen, und sich dann zehn Sekunden Pause gönnte, müsste er zwölf Tage und Nächte bei Hugendubel verweilen. So groß ist die Hugendubel – Buchhandlung in Cottbus!
Hugendubel, seit 2012 das Dach über der größten südbrandenburgischen Buchhandlung, ist ein Unternehmen mit Tradition. 1893 hatte Heinrich Karl Gustav Hugendubel eine Buchhandlung in München gekauft und die Firma etabliert. Sein Enkel Heinrich, ab 1964 am Ruder, erfand das moderne Buchkaufhaus mit Leseinseln und Espresso-Bar (die gibt’s in Cottbus noch nicht), Gemütlichkeit zog ein.
Die Ur-Ur-Enkel Nina und Maximilian forcierten das Tolino-Geschäft und den Bestsellerumsatz. Dir fällt ein, dass ein Unternehmen mit Historie ein anderes übernommen hat, das ebenso vor Geschichte strotzt. Wohl nur wenige Buchhäuser haben in 25 Jahren viermal den Namen gewechselt: Das Haus trug den Namen von  Jenny Marx, hieß Lectio, Heron, wurde von Weiland übernommen und kam  zu Hugendubel. Und es war eine gut gehende Firma, die den Wogen der ersten Einheitsjahre standhielt. Du erinnerst dich, dass sie in Roland Quos (2007 verstorben) einen geschäftsführenden Lotsen hatte, der nicht nur Finanzexperte, Verleger und belesener Feingeist war, sondern auch Beziehungen zu Wirtschaft, Politik und Kultur pflegte und ein angesehener Kommunalpolitiker in Dissen war. Wie einfallsreich er Lesungen eröffnete, da lachte allemal dein Journalistenherz.
Zur Geschichte dieses Hauses gehören auch die großen Namen von Gästen. Sie haben dich beeindruckt: Aitmatow, Kishon, Gysi und Schorlemmer, Glatzeder, Domröse, Thate usw. usf.

Klaus Wilke

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