„Die Partitur des Krieges – Leben zwischen den Fronten“ – ein Dokumentarfilm über die Reise eines Berliner Geigers zu den Menschen beidseits der ukrainischen Konfliktlinie, an dem der Ex-Cottbuser Kai-Uwe Kohlschmidt mitwirkte, läuft am 12. Juli im rbb-Fernsehen.
Kai-Uwe Kohlschmidt, Sänger von Sandow, und Mark Chaet, Geiger aus Berlin, aber geboren in der Ukraine, kennen sich seit Jahren. Letzterer hatte vor zwanzig Jahren seine Heimat verlassen, um das Geigenstudium, das er am Donezker Konservatorium aufgenommen hatte, an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler zu beenden. Seitdem ist er in Deutschland heimisch geworden und ein anerkannter Musiker. In seine Heimat ist der gebürtige Kramatorsker nicht ein Mal zurückgekehrt, gleichwohl hat ihn die kriegerische Situation zu Hause stets bewegt. Kohlschmidt und Chaet sprachen darüber immer wieder, wenn sie zusammen arbeiteten. Der Sandow-Musiker ist selbst ein Kenner der Kriegsregion. „Ich habe ukrainische und russische Freunde. Den aufkommenden Konflikt hatten der Regisseur Tom Franke und ich deshalb von Anfang an beobachtet und als möglichen Filmstoff diskutiert.“ Der Film ist nun fertig und kommt am 12. Juli ins rbb-Fernsehen (23.30 Uhr). „Die Partitur des Krieges – Leben zwischen den Fronten“ heißt der 90-minütige Dokumentarfilm, den Tom Franke zusammen mit dem Autor Armin Siebert im April 2015 drehte und für den Kai-Uwe Kohlschmidt die Dramaturgie und die Tonmischung machte. Nachdem er im Mai seine Uraufführung in Donezk hatte, wurde er kurz darauf im Berliner Kino Babylon vorgestellt, in Anwesenheit aller Hauptbeteiligten.
Das Spannende an dem Film ist, dass er einen – für viele hiesige Menschen – letztlich nicht mehr durchschaubaren und damit wenig berührenden Gewaltkonflikt auf das Wesentliche reduziert: Die Menschen, die mit ihm klar kommen müssen. Der Musiker, der an die Stätten seiner Kindheit zurückgeht – das könnte theoretisch jeder sein, denn Heimatbesuche kennen Cottbuser mit Westwohnsitz natürlich auch. Nur dass Mark Chaet alte Freunde trifft, die jetzt im Krieg leben und aufpassen müssen, dass sie nicht von Scharfschützen auf der Straße beschossen werden. Wer die Schuldigen an diesem Krieg sind, kann niemand sagen. Da hat jeder seine eigene Wahrheit, wie der Protagonist sagt. „Der Film kann aber zu den Menschen einen Zugang finden, mal kurz den Propagandanebel lüften und zeigen, dass das alles herzenswarme Menschen sind, die die Scheiße da ausbaden“, sagt Kai-Uwe Kohlschmidt. Auch ist es ein beeindruckender Report über die Kraft der Kunst, wie Menschen in einer Scheißsituation – und zwar einer echten – ihre Würde behalten und Durchhaltevermögen zeigen. Ein lohnender Film für alle Leute, die noch über den Tellerrand schauen. Der Rest darf weiter meckern, wie schwer das Leben in Deutschland ist.
Thomas Lietz
Foto: Thomas Lietz