Das wunderbare „Es war einmal…“ – Sommermärchen in der TheaterNative C

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Andere Theater machen Sommerpause. Währenddessen herrscht in der Kleinen Komödie TheaterNative C der Hochbetrieb des 21. Theatersommers. Nun ist auch ein Märchen für die ganze Familie auf dem Spielplan: „Die Schöne und das Tier“.

Bei gutem Wetter öffnet sich das Märchenbuch zu seinem wunderbaren „Es war einmal…“ auf dem idyllischen Theaterhof. Unter offenem Himmel entfaltet sich die märchenhafte, aber in der Besitzgesellschaft auch ziemlich realistische Geschichte vom Vater der drei so verschiedenartigen Töchter. Als er bettelarm, seinen ganzen Besitz in untergegangenen Schiffen auf dem Meeresboden wissend, von einer Reise zurückkehrt, hagelt es Vorwürfe zweier Töchter, denen er die gewünschten Kleider und Schmuckstücke nicht mitbringen konnte. Nur der Jüngsten, Elise, brach er eine Rose. Dafür aber sollte der Vater des Todes sein, bestimmte der Schlossherr, das „Tier“, im finsteren Wald. Oder: Er schickt ihm seine jüngste Tochter. Die nimmt das auch auf sich, weil sie den Vater liebt. Im Schloss erlebt Elise Luxus, und langsam entdeckt sie in der vermeintlichen Bestie menschliche Züge. Das Märchen geht weiter, wie Märchen weiter und zu Ende zu gehen pflegen.

Dass man dem folgt und das wunderbare „Es war einmal…“ für den Betrachter zuweilen zu einem „So ist es doch…“ wird, liegt an der feinen, sensiblen Regie von Gerhard Printschitsch, der den Märchenfiguren Charaktere einhaucht. Den drei Schwestern zum Beispiel: Corinna de Pooter (Melinda) ist die naive, boshafte, neidische Zicke. Katharina Doerfel (Melissa) gelingt auf wundervolle Weise das Kunststück zu zeigen, dass die wahren Biester zuweilen in Menschengestalt daherkommen und gar nicht im Walde hausen müssen. Und Miriam Distelkamp (Elise, die Schöne) erwirbt Sympathien nicht nur, weil sie die Gute, Menschliche ist, sondern auch mit ihrem schönen warmen Musical-Sopran. Peter Hartmann ist der leidgeprüfte Vater, der seine Ängste und Schrecken zum echt Nachfühlen körperlich ausstellt. Wenn er vor Angst zittert, zittert man mit, wenn er vor Verzweiflung mit den Augen rollt, tun wir es auch. Tom Pilath spielt das Tier, vor dem man sich erst fürchtet und das sich letzten Endes in uns hineinspielt. Ein Traum-Prinz.

Ein schönes Stück Theater, zu dessen Erleben auch die eingängige Musik des Berliner Fernseh-, Bühnen- und Filmkomponisten Peter Gotthardt (u.a. Die Legende von Paul und Paula) beiträgt.

Klaus Wilke

Info
21.
Theatersommer: „Die Schöne und das Tier“
10.09., 19.30 Uhr sowie am 11.09., 15 Uhr und 19.30 Uhr
TheaterNative C, Petersilienstraße 24, Cottbus

Foto: Elise (Miriam Distelkamp), eingerahmt von ihren Krokodilstränen heulenden Schwestern Melinda (Corinna de Pooter, l.) und Melissa (Katharina Doerfel). (© M. Ziesemer)

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