Der andere Don Quichote – Digitale Energie-Bibliothek für das IKMZ

0

Warum das Unternehmen UKA der BTU eine digitale Energie-Bibliothek spendet

Etwa 20 Generationen haben die Geschichte vom Ritter Don Quijote weitererzählt oder sie, von Miguel de Cervantes Saavedra aufgeschrieben, in Büchern gelesen: Indem bekamen sie dreißig oder vierzig Windmühlen zu Gesicht, wie sie in dieser Gegend sich finden; und sowie Don Quijote sie erblickte, sprach er zu seinem Knappen: „Dort siehst du, Freund Panza, wie dreißig Riesen oder noch etliche mehr zum Vorschein kommen, mit denen denke ich einen Kampf zu fechten. Mit ihrer Beute machen wir den Anfang uns zu bereichern.” Panza entgegnete ihm: „Die sich dort zeigen, sind keine Riesen,  sondern Windmühlen, und was euch bei ihnen wie Arme vorkommt, das sind die Flügel, die, vom Winde umgetrieben, den Mühlstein in Bewegung setzen.” Don Quijote glaubte seinem Knappen nicht, und er stellte sich zum Kampf: Wohl gedeckt mit seinem Schilde, mit eingelegtem Speer sprengte er an im vollsten Galopp Rosinantes und griff die erste Mühle vor ihm an; aber als er ihr einen Lanzenstoß auf den Flügel gab, drehte der Wind diesen mit solcher Gewalt herum, dass er den Speer in Stücke brach und Ross und Reiter mit sich fortriss, so dass er gar übel zugerichtet übers Feld hinkugelte.”

Diese Geschichte muss einem in den Sinn kommen, wenn man die folgende erlebt oder erfahren hat. Auch sagt man sich dann, dieser Don Quijote hätte es wahrlich einfacher haben können. Es ist eine Geschichte von den Windmühlen unserer Zeit, die Windkraftanlagen genannt werden, und es ist eine Geschichte für diese Magazinseite, weil es außerdem um Bücher geht, um eine digitale Bibliothek.

Der damalige Don Quijote wähnte hinter der Abkürzung UKA sicher eine Zauberformel, dem heutigen erschlösse sie sich als Umweltgerechte Kraftanlagen Gmbh & Co. KG., ein Unternehmen, das 1999 in Meißen gegründet wurde und seit 2011 eine Niederlassung in Cottbus hat. Diese begann mit zwölf Mitarbeitern Projekte zu entwickeln; heute sind in Cottbus etwa 105 Windexperten für das Jahrhundertprojekt Energiewende tätig. Unter ihnen sind Spezialisten in Fachgebieten, die Don Quijote der Alte aus keinem seiner Ritterromane kannte: Geografen, Geologen, Wirtschaftsingenieure, Vermessungstechniker, Forstwirtschaftler, BeWeEller und Rechtswissenschaftler. Durch ihr Wirken kamen, um es im Romanstil zu sagen, „30 Riesen oder noch etwas mehr zum Vorschein”, die Statistik nennt 46 in zwölf Windparks mit einer Nennleistung von 143 MW. Sie sind ein recht ansehnlicher Teil von den 330, die UKA seit 1999 von Meißen und sechs weiteren Standorten aus bundesweit installiert hat. Es sind dies Riesen, die selbst Sancho Panzas Chef Muffensausen verursacht hätten. Die leistungsstärksten Anlagen vom Typ Vestas V126 weisen eine Nabenhöhe von 137 Metern, einen Rotordurchmesser von 126 Metern und eine Nennleistung von 3,45 MW auf.

Es gegen sie aufzunehmen, um mit seiner Bereicherung anzufangen – vielleicht hätte Don Quijote es unterlassen. Es war ja auch gar nicht so eilig damit. Er hätte nur 410 Jahre zu warten brauchen. Da lud – am 1. Juli 2017 – UKA zu einer festlichen Veranstaltung in das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg ein. UKA hatte sich entschlossen, die Universität fünf Jahre lang bei der Erweiterung ihrer digitalen Bibliothek für Energie zu fördern. Thematischer Schwerpunkt ist die Windenergie.

UKA-Geschäftsführer Cottbus, Guido Hedemann, erklärte, warum die Spende an die BTU gehen soll: „Eine große Anzahl unserer Mitarbeiter kam mit einem BTU-Abschluss zu uns. Hochqualifiziert und motiviert, leisten sie hervorragende kreative Arbeit. Viele Studenten schreiben ihre Abschlussarbeiten bei uns. Dafür  wollen wir danken, unterstützen, künftige Projekte vorbereiten helfen, Forschung und Lehre Rückenwind geben. Eine erfolgreiche Energiewende braucht eine erfolgreiche BTU in unserer Region.” Die Windenergie habe die Lausitz verändert, steuert BTU-Vizepräsident Prof. Matthias Koziol, zum feierlichen Redecocktail bei. „Ein guter Standort für Sie und für uns.” Dr. Markus Niggemann, Beigeordneter in der Cottbuser Stadtverwaltung, sprach den fiktiven Gast an: Es sei heute nicht die Zeit des Don Quijote. Cottbus brauche die regenerativen Energien, wie es noch über eine gewisse Zeit die Kohle benötige.

Bleibt noch eine interessante Frage: Was überreicht, wer eine digitale Bibliothek überreicht? Aus den Händen von Guido Hedemann nimmt Bibliotheksleiterin Magdalene Frewer-Sauvigny eine Schatulle mit einer E-Book-Attrappe und ein Rotorblatt mit der Aufschrift „7.000 Euro“ entgegen. Die Bibliothekschefin freut sich, können doch an E-Books jeweils viele Studenten arbeiten. Ein Vorteil gegenüber gedrucktem Arbeitsmaterial. Immerhin verfügt das IKMZ über etwa eine Million Bestandseinheiten, davon 600.000 Bücher und 100.000 E-Books sowie weitere Veröffentlichungen als Mikrofiches und in anderer Form.

Welch ein geistiger Reichtum. Unser moderner Quijote wäre entzückt. Diese Beute findet seinen Beifall. Und dieser setzt sich fort, indem er angesichts des Rotorblattes von der Windenergieanlage formuliert: Unser Klima applaudiert.

Klaus Wilke
Titelfoto: 7.000 € für die digitale Bibliothek: UKA-Geschäftsführer Cottbus, Guido Hedemann, Bibliotheksleiterin Magdalene Frewer-Sauvigny und  BTU-Vizepräsident Prof. Matthias Koziol (v.l.). © TSPV

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort