Ausstellungswechsel
Mit den Arbeiten von Ina Bierstedt und Sabine Hermann ziehen zwei aktuelle malerische Positionen in die Räume des Dieselkraftwerks. Unter dem Titel „Entlegene Ecken“ wird eine Auswahl von gut 20 Werken der Berliner Künstlerin Ina Bierstedt präsentiert, welche pointiert das Schaffen der letzten 15 Jahre zusammenfasst. In ihren Auseinandersetzungen beschäftigt sie sich in erster Linie mit der zeitgenössischen Darstellung von Figur und dieser in der Landschaft. Ihre Handschrift zeichnet sich durch die Entgegensetzung von gegenständlichen und ungegenständlichen Bildteilen aus, die sich überlagern, verschränken und neuordnen. Diese Kompositionen sind nie eindeutig, sondern laden dazu ein, sich in ihnen schauend zu bewegen und dabei Bekanntes wie Unbekanntes zu entdecken.
Zudem zeigen uns die Arbeiten von Bierstedt auch eine bemerkenswerte Facette der Technik Malerei. Die Künstlerin hat über Jahre eine besondere Arbeitsweise für sich entwickelt, bei der sie pastose mit lasierten Farbpartien, zeichnerische wie malerische Elemente kombiniert. Dadurch entsteht eine vielfältige Oberfläche von Inkrustationen über Farbverläufe bis zur durchschimmernden Leinwand selbst.
Eine weitere aktuelle Malerposition zeigt sich mit den Arbeiten von Sabine Herrmann. Die Berlinerin arbeitet bevorzugt mit selbst angerührten Pigmenten, die sie in Schichten auf Papier bringt. Die Durchdringung der Papiere mit oft nur einem Farbton hinterlässt Bildflächen mit unterschiedlicher Wirkung – mal transparent und leicht, mal kompakt und körperhaft. Diese Bildlandschaften sind nicht zuletzt Zeugnisse des Malprozesses. Doch was gibt sie uns zu sehen? Figuren? – Ja, allerdings erscheinen diese immer in abstrakten Bildgefügen, sind manchmal auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen. Es ist fast so, als stünden diese Körper kurz vor ihrer Auflösung im Organismus der Farbschichten oder, um es positiver zu formulieren, sie kämpfen sich gerade noch an die Bildoberfläche durch. Ob und welche Figuren die Betrachtenden erkennen, knüpft sich wie immer an die individuelle Seherfahr ung.
mukk. im Rathaus
Erstmals präsentiert sich das mukk., die Kreativwerkstatt des dkw., außerhalb der Museumsräume. In der Ausstellung, die von Anfang April bis Juni im Rathaus gastiert, wird ein Querschnitt der Ergebnisse des aktuellen Kursangebotes zeigen, in dem derzeit figürliches Gestalten, Aktmalerei, Keramiken, Holzarbeiten, Collagen und die Arbeit mit Glasperlen zu finden sind. In den Kursen, die das Museum anbietet, haben Menschen aller Altersgruppen die Möglichkeit, selbst künstlerisch tätig zu werden, Techniken auszuprobieren und somit in verschiedenen kreativen Bereichen Erfahrungen zu sammeln. Besonders die Kinder- und Jugendarbeit steht im Fokus der Bemühungen der Kunstpädagoginnen Anke Palme und Simone Fanninger. So wird auch die Präsentation im Erdgeschoss des Rathauses ein Augenmerk auf die Arbeiten der Jüngsten legen.
Die alljährliche Rückschau auf das aktuelle Kursjahr, die Werkstattausstellung „Der Funke springt über“, wird wie immer im Sommer im Veranstaltungssaal des dkw. zu sehen sein.
Klang und Diskussion
„Kunst.Klang“ ist der Titel einer musikalisch-musealen Veranstaltungsreihe, die im Rahmen der noch bis zum 17. April laufenden dreiteiligen Ausstellung „Schlaglichter. Sammlungsgeschichte(n)“ stattfindet. Nach vorangegangenen Veranstaltungen im Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder) und im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR Eisenhüttenstadt beschließt nun das dkw. am Sonntag, 2. April, 15.00 Uhr den Reigen. Zwischen der Kammermusik präsentiert und erläutert Kustos Jörg Sperling ausgewählte Werke der Ausstellung. Es erklingen Kompositionen von Friedrich Schenker und Friedrich Goldmann, gespielt von Nikola Götzinger (Violoncello) und Markus Götzinger (Oboe).
Auch die Reihe „Literatur & Debatte“, welche im Februar erfolgreich Premiere feierte, geht im April in die nächste Runde. Zur Diskussion steht der umstrittenste Roman der letzten Jahre: „Unterwerfung“ handelt vom Zusammenprall der Kulturen und stellt Fragen zum Verhältnis von Orient und Okzident, Islam und Christentum, Widerstand und Haltungslosigkeit – Fragen, die heute so relevant sind wie nie. Der französische Autor und Provokateur Michel Houellebecq präsentiert sich als furchtloser Gesellschaftsdenker, der die bestimmenden Spannungsverhältnisse unserer Epoche mit großer Radikalität ausdeutet.
Es liest der Schauspieler Michael Becker vom Staatstheater Cottbus. Nach der Lesung sind die Zuhörer in einer zwanglosen Gesprächsrunde eingeladen, über die im literarischen Kontext stehenden Themen zu sprechen und sich auszutauschen. Offene Gedanken und Meinungen sind in einer unvoreingenommenen Diskussionsrunde gefragt. Initiatoren der Veranstaltungsserie sind die Regisseurin Anja Panse und der Journalist Thomas Klatt.
Sabrina Kotzian
Infos kurz und knapp
Ausstellung: Ina Bierstedt. Entlegene Ecken, und: Sabine Herrmann. Die unergründliche Tiefe, 29.4. bis 18.6.17, Eröffnung: Fr, 28.4.17, 19 Uhr
Ausstellung: Von Knochenmännern, Köpfen und Projektionen. Werkstattausstellung aus dem museumspädagogischen Atelier des dkw., 6.4. – 29.6.17, Eröffnung: Do, 6.4.17, 18 Uhr im Foyer Rathaus Cottbus
Veranstaltungen:
„Kunst.Klang“ – Kunstwerke der Ausstellung „Schlaglichter. Sammlungsgeschichte(n)“ im Dialog mit zeitgenössischer Musik, So, 2.4.17, 15 Uhr, Eintritt: 5 €.
Literatur und Debatte: Di, 11.4.17, 19 Uhr im KunstKaffee des dkw., Eintritt frei.
Weitere Infos: www.museum-dkw.de