Dr. humoris causa

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Cottbuser Arzt rät in lehrreichen Humoresken zur Entschleunigung: „. . . einfach abschalten”

Natürlich kennen Jörg Vogels Patienten ihren Arzt als einen Dr. med. Für diesen Titel hat der 56-jährige geborene Bautzener 1986 eine Doktorarbeit geschrieben, erfolgreich verteidigt und bekam den Doktorhut aufgesetzt. Wir wollen ihm einen Titel verleihen, der dem Dr. h. c. (Doktor honoris causa, ehrenhalber oder der Ehre wegen) ähnelt und in der Abkürzung sogar gleicht: Dr. humoris causa (Doktor des Humors). Wie der Ehrenhalber-Titel wird auch dieser – ohne eine Doktorarbeit –  für besondere Verdienste verliehen, darf aber nicht als akademischer Grad dargestellt werden.

Was bewegt uns, dem niedergelassenen Allgemeinmediziner aus Cottbus diese Würde, symbolisch, versteht sich, zu überreichen? Er hat Humor, und das schon lange. Schon während seines Medizinstudiums in Berlin hat er eine Band gegründet und selbst Texte geschrieben. 1993 gründete er in Cottbus das musikalische Kabarett „Die Übeltäter”. Er textete und spielte nicht nur, sondern moderierte auch. Weil er ein Fan von Ephraim Kishon war, geschah das sehr beredt und pointiert, und die Texte wurden deshalb immer länger. Das rief nach Drucklegung. Längst war er zum freien Autor beim „Eulenspiegel” avanciert. So konnte er immer wieder mal einen Text veröffentlichen. Weil er aber ein schneller und ideenreicher Schreiber war, stand der Humor bald im Stau vor der Druckmaschine.

Das ging so nicht weiter. Zum Glück fand er in Dr. Harry Ziethen in Oschersleben einen Verleger mit Humor. Der schätzt an Jörg Vogel eine Überlappung von vielen Interessen und Begabungen sowie eine Lebenshaltung, aus der heraus er alle unsere Probleme heiter und  gelassen ansprechen kann. Dabei habe er eine Fähigkeit entwickelt, auch Unangenehmes anzusprechen, ohne verletzend zu wirken. Zweiter Glücksfall: Der Karikaturist Peter Dunsch wurde ihm zu einem Illustrator, der sich von Vogels Texten inspirieren läßt. Aus dessen Ideen entwickelt Dunsch eigene, die immer ganz anders sind, aber stets als dazugehörig und treffend empfunden werden können.

Seit 2009 entstanden so vier lesens- und ansehenswerte Bücher, die ärztliche Aufforderungen zum Titel haben: „Nun machen ’se sich mal frei.” (2009), „Nun bleiben ’se mal ganz geschmeidig!” (2011),  „…und mindestens einmal Sex im Jahr” (2013) sowie „…einfach abschalten” (2017). Man kann schon sagen, dass dieser Doktor seine Berufung ernst nimmt. Im Nachsinnen darüber, wie er seinen Patienten noch besser helfen kann, ist er auf die Literatur gekommen. Nun hat noch kein wie immer gearteter Humor einen wie auch immer gearteten Tumor besiegt, aber bewirken konnte der Doktor, dass der Kampf gegen den Tumor ein ganz kleines bisschen leichter wurde. Damit es heute diese Bücher gibt, musste der Doktor arbeiten. Könnte es bessere Doktorarbeiten geben, die eines Titels würdig sind: Dr. humoris causa?

Klaus Wilke
Titelfoto: pr

Info
Jörg Vogel bereitet sein viertes Bühnenprogramm mit dem Titel „Wer Ahh sagt, muss nicht Bähh machen” vor.  Auftritte: Museumsscheune Bloischdorf (17.09.), Dorfkrug Bagenz (06.10.), Willmersdorfer Hof (17.11). Auch ein Gastspiel in der TheaterNative C ist im Herbst geplant.

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